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Kingdom Come

Rezensionen / Superhelden
geschrieben von StefanS am 12.10.2014, 00:00 Uhr

130 Seiten Bonusmaterial verdeutlichen die Komplexität dieses Klassikers


Kingdom Come [1]Kingdom Come wurde von Alex Ross gezeichnet – das sagt bereits genug. Von diesen hyperrealistischen Zeichnungen nicht berührt zu werden, ist kaum vorstellbar. Ähnlich wie bei Marvels , in dem er das Marvel-Universum aus der Froschperspektive eines alternden Fotojournalisten zeigte, widmet sich Ross hier den Figuren von DC. Die Zeit ist, anders als sonst bei Comicfiguren meist üblich, nicht stehengeblieben. Sie sind alt geworden. Gilt das auch für diesen Comic von 1996, der nun mit 130 Seiten Bonusmaterial neu aufgelegt wurde?

Ziehen wir die (damals) verblüffende Masche mit dem Altern ab. Zugegeben es ist hochgradig faszinierend einen Superman mit graumelierten Haaren zu sehen oder Batman und Catwoman in ihren Sechzigern. Ist dieser Comic auch 2014 noch so beeindruckend wie in den 1990ern? Mich persönlich hat Marvels mehr begeistert, Kingdom Come erinnert beim ersten Lesen an Superman: Der Mann von Morgen, den Jim Lee perfekt gezeichnet hat, bei dem mich die Story von Brian Azzarello aber eher irritiert statt gepackt hat. Das liegt sicher auch an zu hohen Erwartungen, die bereits mit dem Satz „Das preisgekrönte Zukunfts-Epos!“ auf dem Titelbild geweckt werden. Und daran, dass ich Marvel-Figuren doch mehr verfolge als die oft zu tugendhaften, zu perfekten DC-Ikonen.

Kingdom Come

Ein Mann liegt im Sterben. Er wird von Visionen geplagt und wendet sich an einen Geistlichen. Diesen Mann der Kirche begleiten wir nun auf eine Reise, nicht unähnlich der von Scrooge aus Charles Dickensens Weihnachtsgeschichte. Was ist nur aus der Welt geworden! Die alten Superhelden, wie Superman und Wonder Woman haben die Erde verlassen. Batman lässt Maschinen für sich arbeiten (das Thema Drohnen mal wieder – wird 2014 mit dem Remake von Robocop nochmal in der Popkultur groß behandelt). Die alten wurden von neuen Superhelden abgelöst, den so genannten Watchmen (keine Ähnlichkeit zu Alan Moores Comic beabsichtigt, erfahren wir bei den Anmerkungen. Vielmehr wohl ein Rückgriff auf amerikanische Geschichte). Die Menschheit braucht keine Götter und Fremde, die uns retten – das meint Lex Luthor und dafür setzt er sich vehement ein. Die neue Weltordnung kommt ohne den edlen Superman aus. Mit Verbrechern wird nun kurzer Prozess gemacht. Mitleid gilt als Schwäche. Die Methoden von Schurken und „Helden“ ähneln sich jetzt verblüffend. Und die alten Superhelden? Werden in Themenrestaurants vermarktet: ein Batman-Menü zum hier essen bitte. Kommerz und Effizienz haben gesiegt.

So uninteressant klingt die Geschichte doch gar nicht! Sind es anfangs zu 90 % die brillanten Bilder von Ross, die allesamt gerahmt in ein Museum gehören, entfaltet letztlich auch die Geschichte ihren Reiz. Stellenweise ist sie allerdings etwas langatmig und verwinkelt und dann gibt es da so, so, so unendlich viele Figuren! Das DC Universum hat schon Jahrzehnte auf dem Buckel und hier treten sie gefühlt alle nochmal geballt auf – ein wahrlich verschwenderisches Werk! Die Story bleibt dann aber doch Geschmackssache und erreicht, wie ich meine, nicht die noch besseren Werke Watchmen, Die Rückkehr des Dunklen Ritters oder Marvels.

Kingdom Come

Das Bonusmaterial ist hier nicht nur Plunder, sondern höchst interessant! So viele Details könnten ansonsten übersehen werden, etwa zu Catwomans-Auftritt, der eine Hommage an ihr erstes Erscheinen in einem Batman-Comic ist. Oder Anmerkungen zu Nebenfiguren. Und, und, und. Sehr unterhaltsam, stellenweise sogar unterhaltsamer als die Texte im Comic, ist dieser Bonusteil!

Wer übrigens Lust auf mehr Lesestoff von Alex Ross hat: in den USA erschien kürzlich mit Terminator: Burning Earth ein düsterer Comic von ihm.

Kingdom Come

Zeichnerisch ist dieses Werk perfekt und dank Bonusmaterial erschließt sich die Handlung erst richtig - Kingdom Come bleibt völlig zu recht ein Klassiker! Für glühende Fans von DC Comics wahrscheinlich noch besser als für Gelegenheitsleser der Abenteuer des Mannes mit der markanten Locke.

Wertung: 85 %

Kingdom Come
Text: Mark Waid
Zeichnungen: Alex Ross
Lettering: Alessandro Benedetti
Übersetzung: Christian Heiss
350 Seiten, Softcover mit Faltcover, farbig
Extras: über 130 Seiten mit bisher unveröffentlichtem Bonus-Material, etwa kommentierte Skizzen, Merchandise, Auszüge aus dem Skript
2013 DC Comics / Panini Comics, 29,99 €
ISBN 978-3-86201-706-5


Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Kingdom Come kann man auch hier kaufen [2]

Kingdom Come


(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: DC Comics / Panini Comics 2013

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