Bibliophiles Märchen-Bilderbuch von der Persepolis-Schöpferin
[1]Das Marjane Satrapi die Autorin und Zeichnerin der autobiographischen Graphic Novel „Persepolis“, über die jüngere Geschichte des Iran, ist, steht zur Sicherheit gleich nochmal auf dem Cover dieses hübsch gestalteten, kleinen Büchleins, das im Herbst 2013 erschienen ist. Ein Geschenkbuch, eine Kleinigkeit zum Verschenken – lohnt es sich im Sommer 2014 noch darüber zu berichten?
Ohne das Stichwort „Persepolis“ und nicht gerade zum Weihnachtsgeschäft veröffentlicht hätte es dieses dünne Bilderbuch sicher noch schwerer gehabt Aufmerksamkeit zu erreichen. Warum ist das so?
Rose ist eine von drei Töchtern eines reichen Kaufmanns. Ort der Handlung ist offenbar der Orient, möglicherweise das alte Persien oder eine Fantasie-Version des heutigen Iran? Wir erfahren es nicht. Der Vater ist gewohnt mit Geld zu bekommen, was er möchte. Von seinen Reisen bringt er seinen Töchtern traditionell Geschenke mit. Doch dieses Mal muss er passen. Rose hatte sich Samen von blauen Bohnen gewünscht, die waren aber nicht aufzutreiben. Nun tritt „Der Seufzer“ ins Leben der Familie, die offenbar ohne Mutter auskommt. Dieser Seufzer ist eine Art Flaschengeist, der Wünsche erfüllen kann. Dafür fordert er eine Gegenleistung: Rose soll ihn begleiten. Ins Schloss, in dem es ihr dann entgegen ihrer Befürchtungen doch sehr gut ergeht. Es folgt eine Geschichte über Liebe, Beziehungen und Enttäuschungen.
So ganz klar wird, mir zumindest, die Aussage der Geschichte nicht. Oder aber die Botschaft ist so platt wie ich befürchte und das alles ist am Ende doch nur eine Fingerübung? „Der Seufzer“ ist gut erzählt und erzeugt genug Spannung, um bis zum Schluss das Interesse hochzuhalten. Wieso werden hier Töchter einfach so, gegen ihren Willen, weggegeben? Ist das ein kritischer Blick auf den Iran? Gut möglich. Es bleibt wie auch manch anderes Ereignis in dieser Geschichte offen, was positiv ist, da es somit noch rätselhafter bleibt und somit zu weiteren Gedanken anregt.
Bauen wir mal kurz den unglaublichen Hulk in diese Rezension ein! Genauer das „Comic-Album Nr. 4“ von Condor. Erschienen 1981 und, das ist das entscheidende, mit einer illustrierten Kurzgeschichte, mit dem Titel „Der Verkannte Retter“, geschrieben von David Anthony Kraft und D. Jon Zimmermann und illustriert von Ernie Chan. Im Album gibt es diese Kurzgeschichte als Bonus zum eigentlichen Comic-Abenteuer dazu. Eine inzwischen so nicht mehr übliche Praxis in Superhelden-Comics. Satrapi und damals eben Marvel beim Hulk gingen einen Weg, der gar nicht so abwegig ist, etwa wenn es einer Autorin oder einem Autor gerade an Zeit und Lust für einen aufwändigeren Comic fehlt. Warum nicht alternativ ein schön gestaltetes Bilderbuch? Das so etwas eine schöne Abwechslung und Ergänzung zu Comics ist, und zwar für Leser und Autoren, zeigt „Der Seufzer“, wenn auch nicht gänzlich überzeugend. Was aber nicht an den trefflichen Bildern liegt, sondern an der wahrscheinlich doch etwas dünnen Story.
Das Format (Märchen-)Bilderbuch ist sehr interessant. Das Buch ist so ansprechend gestaltet, dass man direkt Lust bekommt, sofort eine Tasse Tee aufzubrühen und in orientalische Traumwelten, mit Gewürzen, Geschmeide und Schätzen einzutauchen. Am Ende seufzen wir dann aber leider nicht vor Verzückung, sondern aus Enttäuschung. Recht schön war's aber doch irgendwie.
Wertung: 65 %
Der Seufzer
Text & Zeichnungen: Marjane Satrapi
Übersetzung aus dem Französischen: Anja Rüdiger
56 Seiten, Hardcover, farbig
2013 Panini Comics 10 Euro
Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Seufzer kann man auch hier bestellen [2]
(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Marjane Satrapi / Represented by Editions Bréal / 2013 Panini Comics
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