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Wolverine: Weg des Kriegers

Rezensionen / Film & TV
geschrieben von StefanS am 17.12.2013, 22:13 Uhr

Routinierte Filmumsetzung, nahe am Original von Frank Miller


Wolverine - Der Weg des Kreigers [1]
Von Stan Lee mal abgesehen ist Wolverine (Hugh Jackman) die Figur, die am häufigsten in Marvel-Verfilmungen zu sehen ist. 2014 wird er uns, an der Seite von Oscar-Gewinnerin Jennifer Lawrence (Die Tribute von Panem) und den alten und neuen X-Men in Days of Future Past wieder begegnen. Auf der Blu-ray zu Wolverine: Weg des Kriegers findet sich ein knapp fünfminütiger Einblick in die Dreharbeiten und letztlich bereitet der zweite Soloauftritt von Wolverine, dieses Mal in Japan, auf den X-Men Film vor.

Wolverine (Hugh Jackman) war im Zweiten Weltkrieg in Nagasaki dabei, als die Atombombe abgeworfen wurde. In einem Gefangenenlager rettete er einem japanischen Soldaten das Leben. Jahrzehnte später kehrt der wortkarge Superheld nach Japan zurück. Der junge Offizier von damals hat es zum reichen Mann gebracht, der nun im Sterben liegt. Sterben – Wolverine würde das gerne, der alte Mann wehrt sich mit allen Mitteln dagegen – warum also nicht einfach tauschen? Die Technik dazu wäre vorhanden und Wolverine könnte endlich Frieden finden, den er seit dem Verlust seiner geliebten Jean Grey nicht mehr hat. Mit Viper (Svetlana Khodchenkova) und dem Silbernen Samurai tauchen aber Herausforderungen in Wolverines Leben, für die er alle verfügbaren Kräfte bräuchte – aber er ist schwer angeschlagen.
Comic-Kunst-Contest zu WOLVERINE: WEG DES KRIEGERS [2]
Hmm. Zwiespältig dieser Film. Schon verständlich, dass manche Cineasten genervt sind von der Flut der Comic-Verfilmungen – es ist einfach viel zu oft ein nur minimal anderer Film, der da zu sehen ist. Statt Neues zu wagen wird Bewährtes verfilmt. Die Vorlage von Frank Miller und Chris Claremont erschien 1982. In den 1980er und 1990er Jahren erschienen mit Black Rain (1989) und Die Wiege der Sonne (1993) Filme, in denen Japan thematisch recht ähnlich dargestellt wurde: eine rätselhafte Großmacht, mit starken Traditionen und den USA in einer Art Hass-Liebe verbunden. Erst öffneten die USA das isolierte Japan für den Westen, dann griffen die Japaner Pearl Harbor an und anschließend wurden von den USA über Hiroshima und Nagasaki die ersten Atombomben der Welt abgeworfen. All das finden wir inWolverine: Weg des Kriegers erneut. Die Comicvorlage, die passend zum Film bei Panini neu aufgelegt wurde, wurde so genau umgesetzt, dass für deren Leser keine wesentlichen Überraschungen mehr bleiben. Die Liebesbeziehung wurde abgeändert und die Action wirkt in der Celluloidfassung deutlich hektischer. Amerikanische Filme über Japan, wie Last Samurai (2003) oder Die Geisha (2005) wirken leider oft arg oberflächlich und voller Klischees. Es gibt auch gelungenere Werke wie die TV-Serie Shogun (1980) oder Letters from Iwo Jima (2006). Wolverine gehört in die Kategorie „Wir nehmen jedes Vorurteil mit und übersteigern es bis ins Absurde“. Hier gibt es nicht einen Ninja, sondern gleich eine Ninja-Armee, die dann wohl auch noch aus der Yakuza, also der japanischen Mafia rekrutiert wurde. Statt einem Samurai gibt es einen mit Dampf betriebenen Super-Riesen-Samurai. Und all das ohne Humor. Mit etwas Ironie und im Universum von Hellboy wäre das alles deutlich unterhaltsamer! Zumindest bringt Viper eine angenehme Prise Erotik mit hinein – die eindeutig sehenswerteste schauspielerische Leistung in diesem recht zähen, oft langweiligen Film. Und dann immer diese, ständig gleichen, computergenerierten Actionszenen! Wenn Wolverine auf dem japanischen Schnellzug Shinkansen herumturnt, dann fiebert man NICHT mit, weil es eben so offensichtlich nicht „echt“ ist, was es dort zu sehen gibt. Trockene Sprüche, Klischeesoße... Wo bleiben echte, packende Stunts, sagen wir mal wie in „Transporter“ und warum ist dieser Film nicht so mutig, innovativ und erwachsen wie X-Men: First Class?
Comic-Kunst-Contest zu WOLVERINE: WEG DES KRIEGERS
Tatsächlich gefällt mir der zweite Wolverine-Film sehr viel besser als der erste Soloauftritt, was vor allem der Comicvorlage von Miller und Claremont zu verdanken ist. Die Geschichte ist gradlinig und nimmt keine unnötigen oder verwirrenden Abzweigungen. Im Vergleich schneidet der Comic allerdings besser ab als der Film. Sicherlich ist es Geschmackssache, was sich in Iron Man 3 mit der Comicvorlage Extremis erlaubt wurde – aber das Ergebnis war zumindest etwas Gewagtes und Neues!

Was will Wolverine: Weg des Kriegers? Wohl vor allem möglichst vielen Zuschauern gefallen! Freigabe ab 12, um das ganz junge Publikum abzugreifen. Dabei wäre eine Fassung ab 18 und eine reifere, düstere Herangehensweise an das Themas sicherlich interessanter gewesen. Die Rückblenden und Albträume, in denen Wolverine Jean Grey (Famke Janssen) erscheint und der attraktive Hauptdarsteller sollen wohl besonders sensibel und romantisch wirken – ein leidender Mann lernt loszulassen, seine Ex gehen und in Frieden ruhen zu lassen... Was fürs Herz! Wie schön! So viel Gefühl nervt dann wohl Wolverine doch selbst und somit überrascht es nicht, dass er es sich in einer Szene sein Herz eigenhändig herausreissen will. Todessehnsucht und spirituelle Reise nach Fernost – na ja. Ein Klischee besagt, dass Männer immer gerne Filme mit Action und Autos sehen wollen – also wurden auch noch diese Zutaten mit hinein gerührt. Fertig ist der Blockbuster. Ach ja, natürlich auch in 3D.

Das Bonusmaterial ist überaus mager. Die Extended Version gibt es nur auf der 3D Blu-ray.

Am interessantesten und gelungensten am gesamten Film sind das alternative Ende, die Szene nach dem Abspann und vor allem die Vorschau auf den nächsten X-Men Film: Days of Future Past. Wolverine: Weg des Kriegers wird viele Zuschauer und auch Comic-Fans begeistern, es ist ja auch eine solide und routinierte Superheldenverfilmung. Aber originell ist das alles überhaupt nicht. Mit jedem durchschnittlichem Film wie diesem wirkt das Werk von Christopher Nolan um so gigantischer – daran dürften sich liebend gern mehr Filmemacher orientieren!
Comic-Kunst-Contest zu WOLVERINE: WEG DES KRIEGERS

Wertung: 70 %

Auch erhältlich als DVD, 3D Blu-ray, Download

Wolverine: Weg des Kriegers
Spielzeit: 126 Minuten
Bildseitenformat: 16:9, 2.35:1
Sprache: Englisch DTS-HD-Master Audio 7.1, Deutsch DTS 5.1, Französisch DTS 5.1 u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch u. a.
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Produktionsjahr: 2013
Erscheinungstermin: 29. November 2013
Regie: James Mangold
Extras:
Die Entstehung des Films
Original Kinotrailer
Alternatives Ende
Vorschau auf X-Men - Zukunft ist Vergangenheit: Am Filmset mit Bryan Singer
Second Screen App Nur auf der 3D-Edition findet sich ein Extended Cut mit ca. 10 Minuten zusätzlichem Filmmaterial


Comic-Kunst-Contest zu WOLVERINE: WEG DES KRIEGERS

Zu den Wolverine Comic Kunst Contest Gewinnern [3]


(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: 20th Century Fox 2013


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