Wie rezensiere ich einen Softporno?
[1]Oh ha! Da geht’s ja ganz schön zur Sache in diesem Manga! Und dieses Buch ist erst ab 16? Gewagt, gewagt. Wenn ich das jetzt gut finde, blamiere ich mich und wenn ich es ablehne, bin ich ein Langweiler? Wie sortiere ich diesen Manga ein? Fragen über Fragen.
Um ehrlich zu sein: die Zeichnungen sind zum Großteil sehr erotisch. Der Geschichte wird gleich folgendes vorangestellt: „Ich liebe es hübsche Mädchen anzuschauen.“. Mit diesem Satz beginnt Velvet Kiss. Mit einem spannenden Cliffhanger endet Band 1, dieser vierteiligen Reihe. Teil 2 erscheint im Oktober. Erzählt wird eine, ziemlich hanebüchene Story: der gestresste Büroangestellte Shin Nitta staunt über eine ungewohnte Glückssträhne. Er hat zum ersten Mal im Leben eine größere Summe gewonnen, 100.000 Yen. Das wird gefeiert, in einem Bordell. Ein schwerer Fehler, wie sich rasch herausstellt. Mit, von Alkohol und von der Stripperin, benebelten Sinnen hat der junge Mann einen Schuldschein unterschrieben. Nun soll er 80 Millionen Yen abarbeiten, natürlich plus Zinsen. Unmöglich für ihn. Also erhält er ein ungewöhnliches Angebot, um seine Schulden auszusetzen: er soll der jungen, bildhübschen Kanoko jegliche Wünsche erfüllen. Diese Aufgabe nimmt immer mehr Zeit in Anspruch und Nitta fehlen Kraft und Zeit für seinen eigentlichen Bürojob.
Was für eine sonderbare Strafe! Lustsklave einer hübschen Frau sein, die gerne Sex hat und dann auch noch das Essen im schicken Restaurant bezahlt. Trotz völlig unrealistischer, beziehungsweise offensichtlich traumartiger Handlung, hat Velvet Kiss seinen Reiz, auch abseits vom reinen Verkehr, dem die beiden Hauptfiguren etwas zu oft nachgehen, als das er immer lustvoll wirken würde. Zu viel nackte Tatsachen lassen Erotik eher langweilig wirken. Lest doch mal ein Buch oder so, ihr Zwei! So ein geschicktes Händchen wie etwa Milo Manara beweist Chihiro Harumi in diesem Manga nicht. Ein Werk wie Toshiki Yuis My doll house [2] ist origineller, auch was den reinen Sex angeht, der dort sehr viel abwechslungsreicher ist. Dafür fliegen in Velvet Kiss die Körperflüssigkeiten wie wild um sich: mehrfach ist Kanokos Körper voller, nun ja, Flüssigkeit. Das und die unglaubwürdigen Sex-Szenen verleihen diesem Manga einen gewissen (Soft)-Porno-Trash-Faktor.
Nicht das ich etwas gegen Erotik und Sex hätte, aber etwas weniger stumpf wäre Trumpf! Zumindest kommt kein Klempner und will ein Rohr verlegen oder ähnliches. Sehr viel subtiler wird es dennoch nicht. Ein wenig platt diese Erotik. Und doch ist das Ende so spannend, das die Vorfreude auf die Fortsetzung sehr groß ist. Könnte qualitativ noch anspruchsvoller werden und möglicherweise tiefgründiger sein als Band 1 zeigt.
Wertung: 75 %
Velvet Kiss 1
Autor & Zeichner: Chihiro Harumi
Übersetzung: Burkhard Höfler
Softcover, 60 Seiten, s/w & Cover plus vier Seiten in Farbe
Planet Manga / Panini Comics, 7,95 €
Am Besten kauft man sich den Band beim Comichändler seines Vertrauens...jedoch...
Velvet Kiss 1 kann man auch hier kaufen. [3]
(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: TAKESHOBO Co.LTD / Panini Comics 2013
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