Comic Radio Show

Die Handlungsfäden fügen sich zusammen

Rezensionen / Abenteuer
geschrieben von M.Hüster am 27.07.2013, 09:35 Uhr

STEAM NOIR - Das Kupferherz 3 + Interview


Steam Noir [1]Die Rückkehr in die turbulente Welt von "Steam Noir", der Comic-Saga von Verena Klinke und Felix Mertikat, verspricht ein Steampunk-Abenteuer, das einen atemlos zurücklässt, denn das Wettrennen gegen die Zeit hat längst begonnen!

Wiederkehrende Seelen aus dem Totenreich und eine Organisation, die mit Gewalt dagegen vorgeht: Während in Januskoogen die Vernichtung von Seelen ungeahnte Ausmaße annimmt, sagt sich Bizarromant Heinrich Lerchenwald vom Leonardsbund los und verfolgt seine eigenen Ziele.
Um an die Geheimnisse der Seelen zu gelangen, verbündet er sich mit einem Wiederkehrer, dem er Hilfe für seine todkranke Schwester verspricht, und hintergeht seine Freunde, den Maschinenmensch Richard Hirschmann und die Tatortermittlerin Frau D.
Als er auf das Geheimnis hinter dem mysteriösen Kupferherz stößt, trifft er eine folgenschwere Entscheidung, mit der er nicht nur sich selbst, sondern auch seine Familie in Gefahr bringt. Er will das Kupferherz für seinen todkranken Sohn verwenden. Doch der Mann aus der Totenwelt hat andere Pläne.

Steam Noir

Währenddessen droht das Auftauchen der Toteninsel Vineta, ganz Landsberg abermals in das Chaos der Blinden Tage zu stürzen.

Die Steam Noir – Macher beenden Band 3 mit einem sehr spannenden und rätselhaften Cliffhanger. Lerchenwald, gerade erst festgenommen, wird sogleich wieder befreit. Die Ereignisse scheinen sich zu überschlagen. Man darf auf den abschließenden Band 4 sehr gespannt sein.



Michael Hüster stellte Felix Mertikat und Verena Klinke Fragen rund um ihr spannendes und schaurig-schönes Abenteuer STEAM NOIR, das inzwischen mit dem Sondermann ausgezeichnet wurde.


Felix, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Cross Cult-Verlag und wie entstand nach JAKOB die Idee zu dem doch ganz anderen STEAM NOIR? Ein Krimi in einer bizarren Steampunk-Welt…

Felix: Wir hatten Glück, dass wir mit Jakob zur richtigen Zeit an Cross Cult herangetreten sind. Natürlich hat es auch geholfen, dass Benjamin und ich an der Filmakademie studiert haben, außerdem ist CC ebenfalls in Ludwigsburg angesiedelt. Schließlich hatten wir die Zusage, dass Cross Cult in Kooperation mit der Filmakademie JAKOB herausbringen würde.
Bei unserem ersten Gespräch mit dem Verlag hatten wir auch das Opus Anima Grundregelwerk dabei, was Andreas Mergenthaler dazu veranlasste zu sagen: „Wir machen jetzt Jakob, wenn ihr danach aus Opus Anima einen Comic macht.“ Tja, und da sind wir jetzt: Opus Anima wurde zu Steam Noir und ein altes Rollenspielabenteuer war Grundlage für die „Kupferherz“-Geschichte.
Allerdings, das sollte man vielleicht erwähnen, ist nach dem Wechsel von Benjamin Schreuder zu Verena Klinke die ursprüngliche Geschichte sehr verändert worden, da Verena ab dem zweiten Band umkonzipierte und der ganzen Geschichte sehr viel mehr Epik verlieh.


Wie seid Ihr vorgegangen, um die Welt von Landsberg bzw. Januskoogen visuell umzusetzen? Gab es Inspirationen?

Felix: Die Inspirationen sind allgegenwärtig, da Verena und ich in alten Städten wohnen, die natürlich voll sind von Häusern aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert. Hinzu kommt, dass viele alte Fahrzeuge und Gerätschaften fast überall noch anzutreffen sind, nicht unbedingt noch in Benutzung, aber in Museen und Ausstellungen, auf alten Fotos oder als Exponate. Im Grunde lassen wir Europas Welt um die Jahrhundertwende wieder auferstehen und vermischen es mit unseren ganz eigenen Ideen, wie Städte und Gebäude, Fahrzeuge und Klamotten ausgesehen haben könnten. Die Idee dahinter ist uns dabei stets wichtiger als die korrekte historische Darstellung, wir greifen historisches Material auf, bleiben aber immer fiktiv.


Wie wurde das Charakterdesign der Figuren entwickelt?

Felix: Über sehr lange Zeit und mit unzähligen Skizzen. Jeder Figur sollte ihr Charakter sofort anzusehen sein, so dass man bereits an Haltung und Kleidung erkennen kann, welcher Mensch sich dahinter verbirgt. Das geht viel über Ausprobieren, Nachdenken und nicht zuletzt durch ein Quäntchen Intuition und Zufall.

Felix Mertikat

Wie auch andere Steampunk-Geschichten ist STEAM NOIR von der Historie beeinflusst. Welche zeitlichen Einflüsse spielen für euch die wichtigste Rolle?

Felix: Im Grunde stellen wir Fragen, die mit der Industriellen Revolution aufgekommen sind, und behandeln Themen wie eine verlängerte Lebenszeit durch wissenschaftlichen Fortschritt oder radikaler gesellschaftlicher Umbruch durch neuartige Ideen. Nach dem vierten Band soll sich der Leser selbst ein Bild machen können zu diesen Themen.

Verena: Inhaltlich finden sich immer wieder Anspielungen auf das deutsche Kaiserreich und die Atmosphäre um die Jahrhundertwende, so ist zum Beispiel der Kalendarische Orden der damaligen Begeisterung für das Militär und seinen hochdekorierten Soldaten geschuldet. Heinrichs Geschichte ist von Oppenheimers Rolle als „Vater der Atombombe“ inspiriert und die Seelenvernichtung wird unvermeidlich von vielen als Anspielung auf den Holocaust gelesen. Wir liefern aber kein akkurates Abbild historischer Ereignisse, sondern sehen darin vor allem spannende Erzählelemente.


Die Hauptfiguren Lerchenwald, Frau D und Herr Hirschmann sind ja sehr gegensätzlich. Dennoch bilden sie, Mann-Frau-Maschine, gewissermaßen ein Team und unterstützen einander…

Verena: Was andere Erzähler in einer Person vereinen, ist bei uns auf drei Figuren aufgeteilt: Frau D steht für den kühlen Verstand, Herr Hirschmann ist das Herz der Truppe, Heinrich hat sehr ausgeprägte Moralvorstellungen und handelt auch stets danach. Keiner von ihnen ist ein Held, aber gemeinsam haben sie eine Chance, alle Herausforderungen zu meistern.


Felix, hast du als Zeichner einen bestimmten Lieblingscharakter in der Story?

Felix: Richard Hirschmann ist in seiner körperlichen Darstellung immer wieder eine kleine Herausforderung, aber auch ein sicherer Hafen, da er so einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Bei Leander macht es Spaß, seine Emotionen durch Gestik und Inszenierung auszudrücken.


Und welcher ist dein Favorit, Verena?

Verena: Eine gemeine Frage, da ich wirklich jede Figur sehr gerne schreibe. Mir macht es aber vor allem Spaß, die Beziehung zwischen zwei Figuren auszuloten und in der Geschichte auszuspielen. Hier mag ich vor allem die Freundschaft zwischen Heinrich und Herrn Hirschmann, die auf einem tiefen Verständnis zwischen beiden beruht und ohne viele Worte auskommt. Und gleichzeitig verrät sie einiges über die beiden Figuren: Es ist schon bezeichnend, dass Heinrichs bester Freund ausgerechnet ein Maschinenmensch ist.

Steam Noir

Eine Besonderheit der Serie ist, dass gelegentlich in der Handlung plakative Doppelseiten verwendet werden. Welche Idee steckt dahinter? Die Seiten sind ja echte Eye-Catcher…

Felix: Genau darum geht es, dem Leser das Leseerlebnis aufzuwerten. Große Bilder erlauben das Verweilen, das Schwelgen in Bildern, und man kann sich oft – so geht es mir zumindest –Musik dazu vorstellen, die in einem Film laufen würde. Natürlich setzt man solche Bilder dort ein, wo die Geschichte verlangsamt werden soll oder wo man ausufernde Darstellungen zeigen möchte. Ich glaube, es ist meine Intuition, die mir rät, hier oder dort mit einer Doppelseite die Besonderheit der Szene zu unterstützen.


In der Welt von Landsberg ließen sich sicher noch viele andere Geschichten erzählen. Könntet ihr euch vorstellen, nach dem Zyklus um „DAS KUPFERHERZ“ weitere Storylines folgen zu lassen?

Verena: Wir haben definitiv Lust darauf! Wir haben sogar schon erste Storyideen. Das Ende von „Das Kupferherz“ bietet sich auch sehr gut an, weiterzuerzählen. Aber nach dem vierten Band wird es erst einmal eine Pause bei Steam Noir geben. Nach einer so langen Projektzeit ist es schön und auch wichtig, sich erst einmal anderen, neuen Projekten zu widmen.


Das war ein gutes Schlusswort. Vielen Dank für die sehr interessanten Hintergrundinfos zu STEAM NOIR. Weiterhin viel Erfolg für euch und eure Serie!


Viele weitere Infos rund um STEAM NOIR gibt es unter http://steamnoir.com/



Steam Noir 3: Das Kupferherz 3
von Felix Mertikat & Verena Klinke
Hardcover, farbig, 64 Seiten,
Cross Cult, 16,80 €


Am Besten kauft man sich den Band beim Comichändler seines Vertrauens...jedoch...
Steam Noir 3 kann man auch hier kaufen. [2]


© Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Cross Cult & Autoren

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