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Man of Steel - Der neue Superman-Film

Rezensionen / Film & TV
geschrieben von StefanS am 11.07.2013, 00:00 Uhr

Du bist eben nicht Batman...


Superman - Man of Steel2010: Superman Erde Eins von Straczynski & Davis.
2011: Superman 1 von Morrison & Morales im Rahmen von The New 52 / Das neue DC-Universum.
2013: Superman als 3D-Film von Regisseur Zack Snyder (Watchmen, 300) und Produzent Christopher Nolan (Batman-Trilogie). Jedes Jahr ein Neustart. Und immer weitere Comic-Verfilmungen. Im Juli starten Kick-ass 2 und Wolverine: Weg des Kriegers in den deutschen Kinos. Um neue Leser und Zuschauer wird sich also weiterhin sehr stark bemüht. Genügt Man of Steel den hohen Ansprüchen, die Christopher Nolan mit seinen Batman-Filmen gesetzt hat oder geht dieser Superman eher in Richtung der Verfilmung von Green Lantern?

Wer Superhelden albern findet kann sich trotzdem für Iron Man und Batman begeistern, zumal dann wenn sie so ansprechend verfilmt werden, wie mit Robert Downey Jr. als Tony Stark und Christian Bale als Bruce Wayne. Mit Superman ist das schwieriger – er war der erste und er ist der bekannteste Superheld. Anders als Batman lässt er sich nicht einfach realistischer gestalten, er ist super und somit wird es schwierig Superhelden-Verächter von dieser Figur zu überzeugen.



Der Vorgängerfilm Superman Returns (2006), immerhin von Regisseur Bryan Singer (X-Men) war vor allem ein Werk für ganz eingeschworene Fans. Darsteller Brandon Routh sah dem legendären Superman Christopher Reeves verblüffend ähnlich und war ein überzeugender Held. Es gab einiges an Fan-Service, etwa eine Anspielung auf das Cover des ersten Action Comic-Auftritts des Kryptoniers 1938, auf dem er mühelos ein Auto in die Luft stemmt. Mit 154 Minuten war Syngers Film unwesentlich länger als das 143-minütige Werk von Snyder – gefühlt aber dauerte der Vorgänger ewig. Es gab eindrucksvolle Szenen, etwa den Flugzeugabsturz, Kevin Spacey als Lex Luthor und vor allem die Momente, in denen Superman ganz allein in der Erdatmosphäre schwebte. Wobei. Warum schwebte er da eigentlich so oft? Möglicherweise weil er selbst am liebsten gar nicht bei diesem ziemlich langweiligen Film dabei sein wollte, sondern lieber ganz woanders, ganz weit weg?



Superman - Man of Steel



Nun also ein Neustart. Wie auch bei The Amazing Spider-Man wurde bei der DC-Verfilmung der Hauptdarsteller ausgewechselt. Henry Cavill wirkte etwas zersauster und wilder als die bisherigen Schauspieler für diese Rolle. Passend dazu gibt es dann auch einen Alternativ-Rock-Song zu hören, als wir den jungen Clark Kent in Kansas aufwachsen sehen. In Deutschland wurde vor allem damit geworben, dass die deutsche Antje Traue mitspielt – wir sind Superman! Sie spielt eine, in ein martialisches Outfit gehüllte, permanent griesgrämig dreinschauende, sadistische Außerirdische, die für ein Militärregime die USA (und den Rest der Welt) erobern will. Warum nimmt man für so eine Rolle ausgerechnet eine Deutsche? Ist bestimmt ein Zufall. Fehlte eigentlich nur noch ein Totenkopf auf ihrer Uniform.

Superman - Man of Steel

Star Trek: Into Darkness lautet das Stichwort zu Beginn von Man of Steel, wenn ausgiebig Szenen des Planeten Krypton zu sehen sind. Später dann erinnern einige Szenen an Thor und Marvel's The Avengers, wenn Wesen von fremden Planeten in einer Art Ritter-Rüstung amerikanische Provinz-Nester auseinandernehmen oder mal wieder Strahlen aus Riesenkanonen auf Hochhäuser gerichtet werden. Übermäßig originell wirkt das nicht. Aber dann gibt es die sehr sehenswerten Kämpfe und vor allem das freie Schweben Supermans in der Luft – so schön schwebte er noch in keinem Film! Zuerst lernt er allerdings mit seinen Kräften umzugehen und springt dabei wie Konkurrent Hulk, von den in Sachen Verfilmungen geübteren Marvel Studios, durch menschenleere Areale. Die Liebesgeschichte mit Lois Lane (Amy Adams) bleibt äußerst prüde und der Alltag in der Redaktion des Daily Planet könnte einen cholerischen Chef wie John Jonah Jameson, Jr gut vertragen, denn an Humor mangelt es diesem Film. Ernste Töne und Düsterkeit herrschen vor. Trost spenden der biologische (Russell Crowe) und der Adoptivvater (Kevin Costner). Trotz seines Alters von über 30 Jahren ist Kal-el / Clark Kent eher damit beschäftigt erwachsen zu werden, als sich bereits etwas aus Mädchen zu machen, da ist Peter Parker wesentlich forscher!



Wer Marvels The Avengers zu kindisch und alles unterhalb von Nolans-Batman zu dümmlich findet wird es sich mit Man of Steel schwer tun. Die 3D-Effekte sind sehenswert, aber noch nie zuvor Gesehenes und Spektakuläres ist äußerst rar in diesem Film. Als Comic-Begeisterter allerdings vergeht die Zeit wie im Flug, kein Vergleich zum ultra-zähen Superman Returns. Subversives wie bei Kick-ass sollte man von diesem Film nicht erwarten. Man of Steel ist saubere Familienunterhaltung ohne übermäßig viel Anspruch. Macht Spaß, aber es ist kein Iron Man und nun wirklich kein The Dark Knight. Um den Rat von Tante May an Peter Parker etwas abzuwandeln: Du bist eben nicht Batman.





Wertung: 75 %



Man of Steel (2013), 143 Minuten, Kinostart: 20.6.2013, 3D





(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Warner Bros. 2013

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