Runway Lover Rezensionen / Mangas geschrieben von StefanS am 31.03.2013, 10:02 Uhr |
Mangas, Mädchen und meine Vorurteile [1]Lasst uns mal mehr Mangas in der Comic Radio Show besprechen! Dachte ich. Auch um meinen eigenen Horizont zu erweitern. Und tatsächlich gibt es Manga-Neuerscheinungen, die mir wirklich gut gefallen: etwa der Zombie-Horror "I am a hero" oder die Erotik-Story "My doll house" - beides eher für ein erwachsenes Publikum. "Runway lover" hat keinen aufgedruckten Altersangabe-Hinweis. Carlsen hatte sich jüngst an Comics extra für Frauen herangewagt. Wozu eigentlich, könnte man provokativ fragen, Comics für Frauen gibt es doch schon längst, die heissen Mangas! Das ist natürlich ein dummes Vorurteil. Aber wer sich in diesem Vorurteil bestätigen lassen möchte, könnte mit "Runway lover" fündig werden! Würde man die Figuren von Helene Fischer spielen lassen, dann könnte diese Geschichte problemlos in das ZDF-Traumschiff oder eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung eingebaut werden! Hübsche Menschen werfen sich in Großaufnahme schmachtende Blicke zu! Was machen Supermodels mitten in der Nacht, wenn sie nach Hause kommen? Sie trinken Champagner! Und natürlich ist die Modelwelt verlogen und überhaupt nicht so toll wie es von außen scheint. Innerlich sind die Mädchen leer und traurig. Am allerwichtigsten ist immer noch Liebe und Romantik, auch wenn man dafür nicht die Miete zahlen kann. So, das war er erste Band von "Runway lover". Yui Niizato, ein Topmodel (natürlich!) und Aki Yanagida aus der Provinz (ein weiteres Klischee abgehakt, fehlte noch irgendwas mit ärmlichen Verhältnissen und schwerer Kindheit) lernen sich näher kennen. "Intrigen und Verrat in der schillernden Welt der Mode" nennt der Verlag diese Schmonzette auf der Rück- bzw. Vorderseite - ist ja ein Manga und wird von hinten nach vorne gelesen, zumindest aus unserer westlichen Sichtweise. Apropos westliche Sichtweise: was ist nun so typisch japanisch an diesem Manga? Wo ist die erfrischende, andere Perspektive? Am ehesten an einen nachvollziehbaren, tatsächlich berührenden Gefühlsausbruch reicht eine Szene heran, in der sich die Tochter damit quält, dass sie im Grunde nur den Traum ihrer Mutter lebt, ohne ihren eigenen Wünschen nachzugehen. Die Mutter musste ihre Modelträume aufgeben, weil sie schwanger wurde. Das ist ein nachvollziehbares Drama, auch für ungehobelte Kerle. Das ist einer der stärkeren Momente dieser Geschichte. 
Im Nachwort schreibt Yuka Shibano darüber, dass sie selbst keinerlei Berührungspunkte zum Modeln hatte. Diese Vermutung ergibt sich aus dem Manga auch gar nicht: ein paar Klischees zusammengebastelt, fertig ist die, nicht besonders wichtige, Mode-Glitzer-Welt-Kulisse. Im Vordergrund steht die Suche nach Liebe und Anerkennung, nach Sinn und einem schönen Leben. Ob das vor einer kitschigen Vampir-Kulisse spielt oder vor einer Mode-Fassade - ist doch egal. Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Manga: "Das vorhin war echt der Hammer! Was? Du magst mich also? Das...Mist. Warum? Ich fand's süss.". Ich fand's zu süsslich. Und überhaupt nicht Hammer. Wer meint, Mangas wären nur etwas für Mädchen von acht bis 18 Jahren, ist ein bedauernswerter Ignorant! Billy Bat, Vinland Saga und viele andere Mangas beweisen das Gegenteil! "Runway lover" hat natürlich auch seine Berechtigung: inhaltlich sicher wertvoller als eine Casting-Show für angeblich, angehende Superstars. Trotzdem eher eine Art Liebes-Groschen-Roman. Mangas können mehr! Wertung: 55 % Runway Lover Story & Zeichnungen: Yuka Shibano, Original Story: Wataru Tanaka, Übersetzung: Alexandra Klepper, 180 Seiten, Softcover, s/w, Planet Manga 2013, 6,95 Euro Am Besten kauft man sich den Band beim Comichändler seines Vertrauens ...jedoch... Runway Lover 1 kann man auch gerne hier kaufen. [2] 
(c) der Abb. mit freundlicher Genehmigung: Shogakukan/Panini 2013 |
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