Comic Radio Show

Jijé oder ein kleines Verlagswunder

Hintergründe / Politik & Geschichte
geschrieben von Maqz am 16.01.2013, 00:00 Uhr

Die Sprechblase #226 - Leseprobe


Artikel: Gerhard Förster

Sprechblase 226 Leseprobe - JijéBloß weil es sich um ein katholisches Unternehmen handelt, muss es nicht gleich mit einem Wunder aufwarten. Doch wie soll man es bezeichnen, wenn ein kleiner Comicverlag aus der Schweiz bei seinem Einstand gleich 16 professionell produzierte Hardcoveralben vorlegt? Drei der Bände stammen von einem Künstler, der in Comickreisen sehr geschätzt wird: Joseph Gillain alias Jijé...


DON BOSCO

Den ersten biografischen Comic über den Turiner Priester Don Bosco (1815-1888), der sich sehr für benachteiligte Jugendliche einsetzte und den Orden der Salesianer gründete, schuf Jijé bereits 1941 für das Magazin SPIROU. Er landete damit einen Riesenerfolg. Die 1949 erschienene letzte Auflage der Albenausgabe erreicht eine Stückzahl von über 125.000 Exemplaren! Im gleichen Jahr wurde Jijé mit einer Neufassung von DON BOSCO betreut, die in einem weiteren Magazin des Verlags Dupuis erschien, LE MOUSTIQUE. Geld war nun vorhanden, und Jijé durfte zu eingehenden Recherchen eine mehrmonatige Reise nach Italien unternehmen. Entstanden ist ein 106seitiges Werk.

Sprechblase 226 Leseprobe - Jijé
© Jijé (Don Bosco): Éditions du Triomphe / Dupuis / Lombard
Auch wenn seine Betonung auf Glaubensinhalte heute angestaubt wirkt, Boscos Einsatz für Straßenkinder, denen die Gesellschaft feindlich gegenübersteht, ist immer noch unterhaltsam. Und Jijés grafische Ausdruckskraft hat nichts an Gültigkeit verloren. Beeinflusst von US-Zeichnern wie Milton Caniff hat Jijé hier einen frühen Höhepunkt seiner Kunst erreicht. Dabei war er ursprünglich nur schwer zu bewegen, einen Comic über Don Bosco zu zeichnen (und zu schreiben), was wohl an der allzu bigotten Art des Verlagsmitarbeiters lag, der ihn dazu überreden wollte. Doch mit den Büchern, die er über Bosco zu lesen bekam, steigerte sich das Interesse. Als Jijé nach Erscheinen der ersten DON BOSCO-Version schließlich seine berühmte Amerika-Reise, in Begleitung von Morris, Franquin und Will, antrat und dort auf viele Salesianer stieß, sagte er sich, dass die Geschichte ins Englische übertragen werden muss. Doch ein Ordensmann winkte ab, da sie bereits einen Comic über ihren Gründervater hätten. Jijé war ziemlich erstaunt, als man ihm daraufhin seine eigene Arbeit in Form eines schlechten Plagiats, hergestellt von Leuten des Ordens, zeigte.

(Viel mehr in SPRECHBLASE 226)

Die Sprechblase # 226


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