Comic Radio Show

Container - No. 2

Rezensionen / Independent
geschrieben von Maqz am 23.01.1999, 14:42 Uhr

Hässlichkeit kennt kein Pardon!

CoverUnd noch einmal für knapp 10 Mark ein Heft aus dem Verlag Jochen Enterprises, dass in keine der gängigen Comic-Schubladen passt. Schubladisierungen (Schubla-wer? - Junge, watt'n Wort! - aks) sind dafür da, dass man sich darüber streitet.

"Container" von Max Andersson gehört für mich in die sperrige Schublade der (amerikanischen) Underground-Comics. Ähnlich dem Zeichenstil Art Spiegelmans vor seinen Maus-Meisterwerken (Vergl.: "Breakdowns - Gesammelte Comicstrips von Art Spiegelman", Stroemfeld/Roter Stern-Verlag 1980) zeichnet Andersson schwarz auf weiß die "Hässlichkeit" des skurrilen Alltags von Tod, Car-Boy, Pistolen Johnny, Pez & Mengele, Emma im "Konsum" und dem Nikolaus.

Geschichten, die das Leben nicht realistischer zeichnen kann: Tod bekommt kein Geld vom Arbeitsamt, weil er keinen Ausweis hat und muss einen Job in einer Kindertagesstätte annehmen. Auf dem Weg zu seiner neuen Arbeit trifft er auf Candy, die auf der Flucht vor den tausend Klonen ihres Mannes ist. In einer Art Road-Movie-Comic flüchten Tod, Candy und die Kinder der KITA vor Polizei, Klonen und Hochspannungstieren.

Ich habe die Tapete zerstört, die Wände dringen in den RaumAlle weiteren Geschichten sind ebenso abgedreht, wie interessant, weil sie völlig von dem "normalen" Einheitsbrei der Mainstream-Comics abweichen. Aber das machen Underground-Comics im Allgemeinen sowieso.
Bleibt die Frage, ob die Zeichnungen nur so abgedreht sind, damit sie einfach anders sind als die anderen, oder steckt auch ein gewisser Unterhaltungswert für den Leser in den 30 Seiten Holzschnitt-Druckkunst?

Ich meine schon! Schließlich brachten sie mich dazu, den Comic in einem Rutsch bis zum Ende durchzulesen. Und wenn ich mich ärgere, dass die Fortsetzung noch nicht im Handel erhältlich ist, dann ist das immer ein untrügliches Zeichen, dass mir der Comic gefallen hat.

Lange Rede, kurzer Sinn: Container ist eine Serie, die man sich als interessierter Comic-Leser ruhig einmal antun kann, auch wenn man angesichts des Titelbildes einiges an Überwindungskraft aufbringen muss! Hinter den Geschichten steckt einfach eine große Portion Gespür für eine gute Geschichte, die so noch nie erzählt wurde. (mg [1])

Container - No.2
Text und Zeichnungen: Max Andersson
30 Seiten, Heft
Jochen Enterprises, 9.95 DM


(c) der Abb.: Max Andersson

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