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Die besten Feinde.

Rezensionen / Politik & Geschichte
geschrieben von M.Behringer am 03.08.2012, 00:00 Uhr

Eine Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten – Erster Teil 1783/1953

Absurde, morbide und surreale Historienschau



Die besten Feinde. Eine Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten – Erster Teil 1783/1953 [1]Die USA unterhalten bekanntermaßen keine entspannten Beziehungen zu den Ländern der arabischen Welt. Was oft weniger offensichtlich erscheint ist, dass das zerrüttete Verhältnis einen weit zurückreichenden historischen Hintergrund hat, der nahtlos in die Gegenwart übergeht. David B. hat sich mit Jean-Pierre Filiu zusammengetan, um eben jene historischen Ereignisse unter dem Titel 'Die besten Feinde' als Graphic Novel zu inszenieren. Wer David B. kennt weiß, dass er seit seiner Kindheit eine Vorliebe für ausufernde Schlachtszenen hat und in seinen Werken stets auch politische Themen aufgreift. Da die 'Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten' (so lautet der Untertitel) von etlichen Konflikten geprägt ist, scheint das Thema für David B. wie geschaffen zu sein.

Der Auftakt behandelt das Thema im Zeitraum von 1783 bis 1953, beginnt aber zunächst mit einer von vorchristlicher Zeit (Gilgamesch) bis in die jüngste Vergangenheit (Abu-Ghuraib) umspannenden Einführung. Mit dem Verweis auf das Gilgamesch-Epos zeigen die Autoren nicht nur eine Konstante auf, die sich quer durch die Jahrtausende bis in die Gegenwart zieht, sondern auch die Absurdität der Konflikte. Protagonisten sind die auf beiden Seiten jeweils wechselnden Machtinhaber. Da schlagen sich christliche und muslimische Korsaren die Köpfe auf hoher See ein, da werden Christen als Geiseln genommen, versklavt oder gefoltert, diplomatische Winkelzüge durch die Botschafter in die Wege geleitet und zum großen Krieg geblasen.
Die besten Feinde. Eine Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten – Erster Teil 1783/1953
Filiu und David B. erzählen die 'Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten' dankenswerter Weise sehr temporeich, schnörkellos und immer wieder mit einem bissigen bis spöttischen Unterton. Die wichtigsten historischen Stationen werden kurz und knapp durch Wort und Bild skizziert, so dass man als Leser die wichtigsten Fakten erhält, aber nicht mit einer Datenflut überrumpelt wird. Die beiden Autoren lassen ihre historischen Persönlichkeiten kaum zu Wort kommen, sondern verwenden vornehmlich einen Erzähler, der das Geschehnisse durch seinen lakonischen Humor kommentiert.

David B.s kontrastreicher Stil ist sicherlich Geschmackssache. Die schwarzweißen Zeichnungen sind stark reduziert, manchmal fast schon holzschnittartig. Seine große Stärke zeigt sich in erster Linie darin, dass er wie kein anderer abstrakte Themen durch grandiose Einfälle visualisieren kann. Oft sind es surreale Motive, mit denen der Zeichner komplexe Sachverhalte oder historische Fakten anschaulich verbildlicht. Da wird die widersprüchliche Haltung Großbritanniens zum Beispiel dargestellt, indem ein britischer Politiker drei Gesichter hat. Oder die beruflichen Stationen von Mohammed Mossadegh werden in Form von Fabelwesen, auf denen der einstige iranische Premierminister reitet, symbolisiert. Dominant sind auch die zahllosen Kampfszenen, die David B. in spitzbübisch ausufernden Darstellungen festhält.
Die besten Feinde. Eine Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten – Erster Teil 1783/1953
Wenn man sich für das Thema interessiert und David B.s Stil mag, dann erweist sich 'Die besten Feinde' als geniale Veranschaulichung der 'Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten'. Die Graphic Novel wird temporeich erzählt und kreativ illustriert und erfüllt damit alles Wünschenswerte gegenüber einem künstlerisch realisierten Geschichtscomic. Das historische Kaleidoskop, das sich auf diese Weise dem Leser darbietet, stellt zwei verhärtete Fronten dar, deren Vertreter ausschließlich Machtinteressen verfolgen. Gerade die schweinsgaloppartige Skizzierung der 'Geschichte Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten' enthüllt die vollkommene Absurdität und die groteske Seite der amhaltenden Konflikte auf.


Die besten Feinde. Eine Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten – Erster Teil 1783/1953
Von Jean-Pierre Filiu und David B.
Hardcover, 120 Seiten
avant-verlag 2012


Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens

...jedoch...
Die besten Feinde. Eine Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten – Erster Teil 1783/1953 kann man auch gerne hier kaufen. [2]

(c) der Abb.: mit freundlicher Genehmigung durch den Avant Verlag + Autoren

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