Comic Radio Show

Liebe und andere Lügengeschichten

Rezensionen / Erotik
geschrieben von M.Behringer am 25.07.2012, 00:00 Uhr

Lug und Trug in Short Cuts



Liebe und andere Lügengeschichten [1]Der Titel verrät es schon – 'Liebe und andere Lügengeschichten' ist eine Anspielung darauf, dass es hinter einer Fassade oft ganz anders aussieht, als es scheint. Dieses Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Kiriko Nananan. Oft ist es die typische Großstadtfrau, hinter deren oberflächlicher Erfolg pathologische Züge stecken. Nananan gilt als renommierte und prämierte Autorin, zwei ihrer Bücher wurden bereits verfilmt ('Blue' und 'Strawberry Shortcakes').

Nananan thematisiert in 23 Episoden moderne Beziehungsgeschichten, in denen es um Prostitution, Sex, Liebe, Selbsthass, Depression, Ekel, Glück, Selbstbetrug und Eifersucht geht. In kurzen mosaikartigen Momentaufnahmen inszeniert die Autorin ganze Schicksale junger Menschen, die ein modernes Leben führen, aber dafür oft einen hohen Preis zahlen müssen. Eine Erzählstimme aus dem Off gibt die Gedanken der Protagonisten wider, die oft von Selbstzweifel handeln und typische oder authentische pubertäre Sichtweisen von Teenagern und Jugendlichen widergeben.

Liebe und andere Lügengeschichten

Die pointierten Episoden wirken mal naiv und mal schockierend, manchmal auch höchst fragwürdig, aber immer wieder blitzt auch Humor durch. Erotische Szenen werden meist nur angedeutet, wodurch ein Voyeurismus verhindert wird und das Innenleben der Protagonistinnen im Zentrum steht. Die große Stärke von 'Liebe und andere Lügengeschichten' ist jedoch die extrem authentisch wirkende Sichtweise einer (weiblichen) Generation, die so sonst nirgends thematisiert wird.

Auch die realistischen schwarzweißen Illustrationen wirken wie Mosaike. Vieles deutet Nananan mit ihrem reduzierten Strich nur an. Die eher Manga-untypischen Zeichnungen enthalten nur die allernötigsten Details und die Einstellungen sind dokumentarisch gewählt, das heißt, dass oft nur vergrößerte Ausschnitte von Personen erkennbar sind. Dadurch und in Kombination mit der Erzählstimme kommt der Leser sehr nah an die Protagonisten heran. Die Bilder sind nicht überladen, sondern voller freier Flächen.

Liebe und andere Lügengeschichten

Die Kombination von dokumentarischer Ästhetik und der subjektiven Erzählperspektive funktioniert sehr gut. Die zentralen Themen – Desillusionierung und Orientierungslosigkeit – wirken 'up-to-date' und unverbraucht. Inhaltich muss allerdings kritisiert werden, dass Manches durchaus stereotyp oder zumindest typisiert wirkt. Auch ist es zweifelhaft, ob sich wirklich alle jungen Menschen so leichtsinnig verhalten wie es die Autorin oft darstellt.


Liebe und andere Lügengeschichten
Von Kiriko Nananan
Softcover, 216 Seiten
schreiber&leser shodoku 2008


Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Liebe und andere Lügengeschichten kann man auch gerne hier kaufen. [2]

(c) der Abb.: mit freundlicher Genehmigung: schreiber und Leser + Autoren

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