Comic Radio Show

Bilal - Legenden der Gegenwart

Rezensionen / Science Fiction
geschrieben von M.Behringer am 02.02.2012, 00:00 Uhr

Drei SF-Klassiker in neuem Gewand



Legenden der Gegenwart: Die Kreuzfahrt der Vergessenen. Das steinerne Schiff. Die Stadt, die es nicht gab [1]Die Maschinerie der neuaufgelegten Gesamtausgaben von Klassikern läuft weiter. Nachdem die Ehapa Comic Collection bereits mit 'Fins de Siècle' (enthält die Titel 'Der Schlaf der Vernunft' und 'Treibjagd') einen Sammelband aus der Zusammenarbeit von Pierre Christin und Enki Bilal veröffentlicht hat, legen sie mit 'Legenden der Gegenwart' einen weiteren Sammelband nach. Dieser enthält die ersten Arbeiten der beiden aus den 1970er Jahren: 'Die Kreuzfahrt der Vergessenen', 'Das steinerne Schiff' und 'Die Stadt, die es nicht gab'. Die Einzelbände (im Original: 1975-1977) wurden auf Deutsch bereits bei Carlsen (1987) veröffentlicht ('Die Kreuzfahrt der Vergessenen' auch im Volksverlag 1983 und 'Die Stadt, die es nicht gab' auch bei Ehapa 1997)

'Die Kreuzfahrt der Vergessenen' zählt zu den witzigsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Es geht um die Bewohner des kleinen Dorfes Liternos, die sich durch die Auswirkungen von Industrie und Militär gepeinigt fühlen. Eines Tages kommen zwei Fremde ins Dorf – und plötzlich hebt das Dorf buchstäblich ab.

Legenden der Gegenwart: Die Kreuzfahrt der Vergessenen. Das steinerne Schiff. Die Stadt, die es nicht gab

In 'Das steinerne Schiff' entführen uns die beiden Altmeister in ein kleines Dorf in der Bretagne, das zu einem modernen Tourismus-Domizil umgebaut werden soll. Doch ein mysteriöser alter Mann, der in der anliegenden Burg wohnt, unterstützt die Dorfbewohner im Kampf gegen die profitgierigen Unternehmer.

Das Triptychon wird von 'Die Stadt, die es nicht gab' abgerundet. Darin übernimmt die Enkelin des Industrie-Magnaten Hannard die Leitung des Unternehmens. Doch Madeleine verfolgt ihre eigenen Pläne und will eine ideale Arbeiterstadt errichten.

Alle drei Geschichten sind durchzogen vom Geist der sozialen und ökologischen Bewegungen, die sich mitunter aus der 68er Protestkultur gebildet haben. Christin verband Sozial- und Ideologiekritik mit gängigen Genreelementen der Phantastik und Satire. Auch wenn manches aus heutiger Perspektive vielleicht überholt erscheinen mag, bleiben die Kernaussagen auch weiterhin noch aktuell und erfahren durch politische Ereignisse wie Stuttgart 21 einen Gegenwartsbezug.

Legenden der Gegenwart: Die Kreuzfahrt der Vergessenen. Das steinerne Schiff. Die Stadt, die es nicht gab

Enki Bilal verwendete damals noch nicht seine typische coleur directe-Kreidetechnik, was vielleicht irrtümlicherweise vom Covermotiv angenommen werden könnte. Damals begeisterte er durch seine Schraffur-Technik und antinaturalistischen Farben. Doch die ursprüngliche Kolorierung wurde (wie das Lettering) neu überarbeitet. Nun leuchten die zurückhaltenden realistischen Farben auf glattem Hochglanzpapier.

Obwohl Ehapa durchaus gute Arbeit geleistet hat, gefällt mir die alte Kolorierung, die noch ganz den Sturm-und-Drang-Geist des Comicmagazins Métal Hurlant verströmt, und das griffige raue Papier der alten Carlsen-Ausgaben wesentlich besser. Da 'Legenden der Gegenwart' auch kein redaktionelles Zusatzmaterial enthält (das wurde anscheinend schon bei 'Fins de siècle' aufgebraucht) gebe ich deshalb den alten Einzelbänden den Vorzug. Abgesehen von der Aufmachung zählen die Arbeiten jedoch zweifelsohne zu den Klassikern der Comicgeschichte, die in keiner Sammlung fehlen sollten.


Legenden der Gegenwart:
Die Kreuzfahrt der Vergessenen. Das steinerne Schiff. Die Stadt, die es nicht gab
Von Pierre Christin und Enki Bilal
Hardcover, 176 Seiten
Ehapa Comic Collection 2012



Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Legenden der Gegenwart kann man auch gerne hier kaufen. [2]

Legenden der Gegenwart: Die Kreuzfahrt der Vergessenen. Das steinerne Schiff. Die Stadt, die es nicht gab

(c) der Abb.: Ehapa-Verlag + Autoren


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