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Sokrates der Halbhund 3: Ödipus in Korinth

Rezensionen / Politik & Geschichte
geschrieben von M.Behringer am 19.01.2012, 00:00 Uhr

Humorvolle Hommage an antike Mythologie/griechische Tragödie



Sokrates der Halbhund 3: Ödipus in Korinth [1]Ödipus ist eine Figur aus der griechischen Mythologie. Er ist ein Sohn des Laios, des Königs von Theben. König Laios von Theben hatte einst den Fluch von Pelops auf sich gezogen, weil er dessen Sohn verführen wollte. Laios und seine Frau Iokaste blieben daraufhin kinderlos. Beim Orakel von Delphi erfuhr er, dass wenn er einen Sohn zeugen sollte, dieser seinen Vater erschlagen und dessen Mutter heiraten wird. Laios und Iokaste bekommen nichtsdestotrotz einen Sohn. Diese Tragödie greifen Joann Sfar und Christophe Blain in 'Ödipus in Korinth', dem dritten Band von 'Sokrates der Halbhund' auf.

Der Titelheld hat sich nach den Ereignissen der ersten beiden Bände von seinem Herrn Herakles losgesagt. Der Halbhund findet ein ausgesetztes Kind, Ödipus, das mit einem Fluch belegt wurde: eine Seherin hat geweissagt, dass Ödipus seinen Vater töten und seine Mutter heiraten wird. Deswegen wurde es ausgesetzt. Doch Sokrates glaubt nicht an den Determinismus, sondern an den freien Willen und die Erziehung, so dass er sich um das Kind kümmern will. Auch Herakles tritt wieder in das Leben von Sokrates, der sich nur unter Druck von Zeus selbst auf den Mörder und Frauenheld einlässt.

Sokrates der Halbhund 3: Ödipus in Korinth

Erneut verknüpft Sfar Motive und Figuren aus der griechischen Mythologie (und Tragödie) mit einer humorvollen postmodernen Erzählweise. Sfar übernimmt jedoch nur die groben Bestandteile und weicht in den Details von der Vorlage ab. Hommage an und Persiflage auf die Vorlage(n) sind meiner Ansicht nach sehr ausgewogen, das Erzähltempo ist sehr dynamisch und die Stimmung heiter. Diesmal wiederholt sich Sfar insgesamt weniger als beim Auftaktband und liefert deshalb eine abwechslungsreiche Geschichte ab.

Blain bleibt nach wie vor seinem kraftvollen Strich treu. Die flächig kolorierten Zeichnungen sind reduziert und weisen antinaturalistische Farben auf. Beim Kolorieren hat Blain Unterstützung von Clémence Sapin bekommen. Sfar hat Blain von Beginn der Serie an sechs Panels pro Seite vorgegeben, wodurch einerseits ein hohes Erzähltempo ermöglicht wird, aber andererseits dem Zeichner keine Variationen zur Verfügung stehen, was meiner Meinung nach aber kaum ins Gewicht fällt.

Sokrates der Halbhund 3: Ödipus in Korinth

'Ödipus in Korinth' ist meiner Meinung nach der bisher beste Band der Serie. Dennoch gilt meines Erachtens auch hier wieder: aus dem Stoff hätte Sfar noch mehr machen können. Philosophische Spielereien bieten sich geradezu an, aber werden nur ansatzwiese vom Autor eingebaut. Außerdem wiederholt sich Sfar insgesamt einfach zu oft: Die kompromisslose Darstellung von Sex und Gewalt nutzt sich nach einer Weile ab. Auf Blain ist dagegen stets Verlass – seine Illustrationen passen hervorragend zur Atmosphäre der Geschichte. Der dritte Band hat einen Ödipus-Zyklus innerhalb der Serie eröffnet, der wohl im vierten Band abgeschlossen wird.


Sokrates der Halbhund 3: Ödipus in Korinth
Von Joann Sfar und Christophe Blain
Softcover, 48 Seiten
Reprodukt 2011


Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Sokrates der Halbhund 3: Ödipus in Korinth kann man auch gerne hier kaufen. [2]

Sokrates der Halbhund 3: Ödipus in Korinth

(c) der Abb.: Reprodukt & Autoren

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