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Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern

Rezensionen / Grusel & Horror
geschrieben von Micha am 20.12.2011, 00:00 Uhr

Vom Himmel hoch da kommt sie her... oder?



Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern [1]Es ist schon ein seltsamer Engel, der kurz vor Weihnachten 1946 trotz dichter Bewölkung aus heiterem Himmel in den Hinterhof des Schwarzmarkthändlers Viktor stürzt. Anna ist ihr Name, und wenn sie sauer wird, wachsen ihr zwar keine grünen Muskeln, aber Flügel – und dann kennt sie weder Freund noch Feind in ihrer Raserei. Denn Anna ist halb Mensch und halb Todesengel, und nur der Freundlichkeit des Autors ist es zu verdanken, dass ihr tödlicher Zorn meist nur Leute trifft, die es auch verdienen. Zum Beispiel die abgefackten Besatzungssoldaten, die wissen, dass Viktor die stark juwelenhaltige Tasche des im Viertel untergetauchten Nazigenerals an sich genommen hat, welcher bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen ist.

Viktor ist zwar selbst ziemlich abgefuckt, hat aber ein Herz und nimmt Anna erst einmal auf, trotz ihrer Unberechenbarkeit. Sie hat zwar die Ränge der Todesengel, die den Weltkrieg verursacht haben, verlassen und will sich auf ihre menschliche Hälfte konzentrieren, doch das Blut ihres teuflischen Vaters rinnt nun mal durch ihre Adern, und sie kann ihr Temperament nicht kontrollieren.

Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern

Wieder einmal kann der Splitter-Verlag einen beeindruckenden Band aus eigener Produktion vorlegen. Daniel Schreiber, sowohl Schreiber wie Zeichner, hat mit „Annas Paradies“ ein meisterhaftes Debüt abgeliefert, das ursprünglich mal ein Film werden sollte – was ja noch passieren kann. Man sieht jedem Panel das Herzblut an, das Schreiber in seinen Comic legt (manchmal kann man sogar einzelne Blutkörperchen erkennen). Sorgfältig arbeitet er Oberflächentexturen heraus, arbeitet gekonnt mit verschiedenen Farb- und Lichteffekten und verwendet alle denkbaren Kameraperspektiven. Während Dekor und Körper mit realistischen Proportionen dargestellt sind, verwendet er bei den Köpfen der Figuren einen stark überzeichneten Stil, was den Ausdruck deutlich steigert und die Figuren deutlich charakterisiert. Auch über Körperhaltungen transportiert Schreiber viel Ausdruck.

Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern

Selbst wenn der starke Fokus dieses ersten Bandes von „Annas Paradies“ auf Gewaltszenen und auf die Gefühle Hass, Gier und Angst nicht den eigenen ganz subjektiven persönlichen Geschmack treffen sollte, so ist doch trotzdem unübersehbar, wie gut das alles gemacht ist. Und der Band lässt sich auch nicht nur auf Gewalt reduzieren.

Bisher hat man ja meist den jetzigen Splitter-Verlag als den „neuen“ bezeichnet und den alten als den „eigentlichen“ im Kopf gehabt, doch muss man nach 5 Jahren des neuen konstatieren, dass er den alten inzwischen vergessen lassen macht.

Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern


Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern
von Daniel Schreiber,
64 Seiten,
Splitter Verlag, 13,80 Euro


Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern kann man auch gerne hier kaufen. [2]

Annas Paradies 1: Von Dieben und Schmugglern

(c) der Abb.: Splitter-Verlag + Daniel Schreiber

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