Erich Ohser: Der Schöpfer von „Vater und Sohn”
Hintergründe / Deutsch
geschrieben von M.Hüster am 18.12.2011, 13:10 Uhr
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...eine Leseprobe aus ZACK #151
Der Name Erich Ohser – e.o.plauen (1903 – 1944) wird in der Regel mit den beliebten Geschichten des gutmütigen, schnauzbärtigen Vaters und seines pfiffigen, zu jedem Streich aufgelegten Sohnes verbunden. Der Siegeszug dieser Bildgeschichten, die im deutschsprachigen Comic gleich nach Wilhelm Buschs weltberühmten Max und Moritz Bildgeschichten zu nennen sind, begann im Dezember 1934 in der Berliner Illustrirten. Auch heute noch kennen viele die beiden Helden aus Zeitungen, zahlreichen Sammelbänden, Postkarten und Briefmarken oder lernten die Geschichten im Deutschunterricht kennen, in dem sie als Vorlage für Bildbeschreibungen dienten. Der Charme und Witz dieser zeitlosen Bildgeschichten zündet auch noch in unserer heutigen stark medialisierten Welt.
Im Frühjahr 1934 suchte die „Berliner Illustrirte” eine Zeichenserie mit einer „stehenden Figur”. Johannes Weyl, Leiter des Zeitschriften-Zentralbüros im Ullsteinverlag, der diese Idee hatte, beauftragte den Redakteur Kurt Kusenberg, im Rahmen eines Wettbewerbs interessantes Material und einen geeignete Zeichner zu finden. Schließlich viel die Wahl unter 32 Zeichnern auf Erich Ohser, der die einfache aber geniale Idee zu „Vater und Sohn” vorgelegt hatte.
Im Ullsteinverlag erkannte man die Möglichkeiten von „Vater und Sohn“ und war nun daran interessiert, vor dem Start der Serie sowohl die Publikationserlaubnis einzuholen als auch den langfristigen Abdruck der Serie abzuklären, denn Ohsers publizistische Position war, aus den bereits beschriebenen Gründen, nach 1933 sehr unsicher. Durch wohlüberlegtes Taktieren gelang es, für Ohser im Propagandaministerium die Erlaubnis zu erhalten, „unpolitische Zeichnungen unter einem Pseudonym zu veröffentlichen”. “Vater und Sohn” signierte Erich Ohser daher durchgängig mit e.o.p. Er fügte seinen Initialen e. o. das „P” aus dem Namen seiner Vaterstadt Plauen hinzu. In den folgenden Jahren wird dann daraus endgültig „e.o.plauen”.
Am 13. Dezember 1934 erschien die erste „Vater und Sohn” - Bildgeschichte „Der schlechte Hausaufsatz” in der „Berliner Illustrirten” Nr. 50/1934. Von nun an veröffentlichte die Illustrirte wöchentlich eine weitere Folge. Die Beliebtheit der beiden Figuren und ihrer Abenteuer wuchs ständig. Die Redaktion und der Zeichner erhielten glänzende Kritiken und viele begeisterte Briefe von der zahlreichen Leserschaft.
Der Ohser-Freund Rolf Bongs überliefert Ohsers Schilderung zur Entstehung von „Vater und Sohn”: „Der Vater ist im Charakter mein Vater, den ich jetzt, da ich selber einen Sohn habe, noch mal in mir selbst erlebe. ‚Vater und Sohn‘ ist nicht ausgedacht. Es konnte gar nicht anders sein.” (Nach Rolf Bongs: Vater und Sohn ist nicht ausgedacht. In: Der Mittag. 20.07.1951).
Das liebevolle Verhältnis, das Erich Ohser in seiner Kindheit mit seinem Vater verband, und seine eigene Liebe zu seinem Sohn Christian ist Ausgangpunkt für das Konzept dieser Bildfolge und Inspiration für deren Fortsetzung. Der Humor, der sich an den kleinen Schwächen der beiden entwickelt und steigert, die Achtung und Liebe zu den Titelhelden charakterisieren „Vater und Sohn”.
Ohser bereitete seine Zeichnungen sehr ausführlich mit dem Bleistift vor. Wenn er dann die überzeugende formale Lösung gefunden hat, hat er die Vorstufen ausradiert und es blieb die Fixierung mit schwarzer Tusche erhalten. Das scheinbar Leichte seines Zeichenstils ist sorgfältig erarbeitet. Durch die Verwendung eines formal stark vereinfachten Zeichenstrichs kam er mit einem Minimum an Bildfläche beim Erzählen seiner Geschichten aus.
Ende 1937 wurde mit „Der Abschied“ die letzte „Vater und Sohn” - Bildgeschichte in der „Berliner Ilustrirten” abgedruckt. Erich Ohser hatte sein Thema weitgehend ausgeschöpft.
Mehr dazu im neuen Zack #151
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