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Der Incal 1: Der schwarze Incal

Rezensionen / Science Fiction
geschrieben von M.Behringer am 30.11.2011, 00:00 Uhr

Satirische und vielschichtige SF-Mystery



Der Incal 1: Der schwarze Incal [1]Ursprünglich erschien 'Der Incal' zwischen 1981 bis 1988. Schnell erreichte die Serie Kultstatus. Das lag auch daran, dass die Abenteuer des Privatdetektivs der Klasse R, John Difool, immer damit beginnen, dass der Held in einen Abgrund fällt. Alejandro Jodorowsky und Moebius inszenierten ihren erfolgreichen SF-Klassiker auf insgesamt 291 Seiten. Nicht mitgerechnet sind die ergänzenden Serien, die Jodorowsky mit/ohne Moebius realisiert hat. Der Splitter Verlag hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, eine definitive Ausgabe des Kultcomics um den intergalaktischen Baron Münchhausen herauszugeben.

Band 1 'Der schwarze Incal' führt den Leser in die absurd-turbulente Welt des Difool ein. Nachdem er fast abgestürzt war, verhört ihn die Robot-Polizei. Er gibt sein letztes halsbrecherisches Abenteuer zu Papier, nur um kurz darauf von Mutanten und Berks in seiner Wohnung aufgesucht zu werden. Als auch noch sein Betonvogel Dipo zu sprechen beginnt und Menschen von ihren Krankheiten heilt, steht die Welt völlig Kopf. Dahinter steckt ein mysteriöser Gegenstand, der Incal, der zu Difool spricht und ihm undurchsichtige Aufgaben erteilt. Difool hat ohnehin keine Zeit zum Nachdenken, da er ständig verfolgt wird. Also nimmt er die ihm aufgetragene Aufgabe an, um den schwarzen Incal zu finden.

Der Incal 1: Der schwarze Incal

Jodorowsky eröffnet eine vielschichtige und satirische SF-Mystery. Man merkt, dass der Chilene Philosophie und Psychologie studiert hat und zu diesem Zeitpunkt schon am Theater und beim Film gearbeitet hat. Der Autor deutet bereits das Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen an, überhaupt ähnelt die absurd-sprunghafte Logik dem Traum oder auch dem Drogenrausch. Man merkt außerdem, dass der Autor ein Faible für Surrealismus und Spiritualismus hat – die Erzählung ist voll von spirituellen Versatzstücken. Difool erlebt Abenteuer wie ein Baron Münchhausen, nur als intergalaktische Space Opera.

'Der Incal' wäre aber meiner Meinung nach nicht halb so erfolgreich ohne das Artwork von Moebius. Nur seine unverkennbare Strichführung setzt das skurrile Difool-Universum auch grafisch entsprechend um. Die detailverliebten Hintergrundzeichnungen enthalten viele technische Elemente. Oft lässt der Franzose den Hintergrund auch leer, wodurch den Figuren mehr Gewicht zukommt. Auch typische Moebius-Elemente wie phallische Kopfbedeckungen tauchen auf. Abgerundet wird das Artwork durch die Farben von Yves Chaland. Chalands Kolorierung besticht durch antinaturalistische Farben, wodurch die Bilder einem Drogentrip gleichkommen.

Der Incal 1: Der schwarze Incal

'Der Incal' ist schlichtweg ein Klassiker in der Comicgeschichte, der meiner Meinung nach nicht nur SF-Fans gefallen wird. Wer gern aberwitzigen Humor und vielschichtige Plots liest, wird bestens bedient sein. Der Auftaktband enthält als Bonusmaterial redaktionelle Beiträge von Jean Annestay, der nicht nur die beiden Comicautoren porträtiert, sondern auch dem Mysterium des Incal nachspürt. Darüber hinaus schreibt Annestay, der auch das Sekundärwerk 'Die Geheimnisse des Incals' geschrieben hat, über Jodorowskys Filmprojekt 'Dune', das unter Mitwirkung von Künstlern wie Moebius, Salvador Dali und H.R. Giger geplant war, aber später dann doch von David Lynch übernommen wurde. Der zweite Band 'Der Incal des Lichts' ist für Januar 2012 angekündigt worden.


Der Incal 1: Der schwarze Incal
Von Alejandro Jodorowsky und Moebius
Hardcover, 64 Seiten
Splitter 2011


Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Incal 1: Der schwarze Incal kann man auch gerne hier kaufen. [2]

Der Incal 1: Der schwarze Incal

LESEPROBE zu Incal 1 [3]


(c) der Abb.: Splitter Verlag und Autoren

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