Allein im Leuchtturm
[1]Das ein Comic, der von einem Mann erzählt der allein auf einem Leuchtturm lebt, nicht besonders viele Schauplätze aufzuweisen hat verwundert nicht unbedingt. Der Leuchtturm von außen, innen, und drumherum. Das Boot, das regelmäßig Lebensmittel bringt. Das war es fast. Andererseits kriegt man auch antike Schlachten, Monster, Feen, oder regnende Tennisbälle zu sehen. Wieso wird sich bei der Lektüre von 'Ganz allein' klären, die lohnt sich nicht nur um die Auflösung zu erfahren, sondern auch wegen Chaboutés Erzählweise.
In reduzierten schwarz-weiß Bildern erzählt Chabouté seine Geschichte sehr ruhig und langsam, passend zum Leben auf einem Leuchtturm, allein vor der Küste. Die Hauptperson, der Mann auf dem Leuchtturm, kriegt man erst nach 100 Seiten zu sehen, vorher wird nur über ihn, das Monster, auf dem Fischerboot geredet. Was es am Ende mit ihm und seinem Leben auf sich hat ist sicherlich keine besonders außergewöhnliche Geschichte, als reine Erzählung wäre sie schnell und kurz erledigt. Aber als Comic wird sie mit in einer ganz anderen Weite erzählt.
Chabouté nutzt hierbei die erzählerischen Möglichkeiten eines Comics sehr gekonnt. Es beginnt beispielsweise mit einer sehr filmischen Anfangssequenz, wir sehen das Meer, langsam kommt eine Möwe ins Blickfeld, die wir dann in Großaufnahme verfolgen, bis sie auf einen Geländer rastet, vor einer Welle flüchtet und dann einen Leuchtturm umkreist. Diese Sequenz endet dann mit einem BUMM.
Dieses langsame Erzählen in vielen Bildern, fast schon in Zeitlupe, tritt häufiger auf. In anderen Abschnitten geht in ähnlicher ruhiger Form aber in 3 Bildern ein halber Tag vorbei, aber ohne das beim Lesen durch die unterschiedlichen bildlichen Erzählgeschwindigkeiten Verwirrung auftreten würde, es ist immer klar wie und was passiert. Gut, die Bäume die scheinbar im Leuchtturm sind, das Pferd, oder die antike Schlachtenszene sind erst einmal deplatziert, aber im Laufe des Comics wird schon deutlich was hier eigentlich vor sich geht. Mehr hier zu sagen, wäre schon zu viel verraten.
Auch wenn einige Passagen sehr filmisch sind, kann man sich andere Abschnitte schwerlich als Film vorstellen, nicht weil sie nicht filmbar sind, sondern weil es als Film einfach zu langweilig wären. In einem Comic kann uns der Zeichner ein Detailausschnitt nach dem anderen aus dem Wohnzimmer des Mannes zeigen, 15 Panels auf drei Seiten zeigen kleine wichtige Details für das Verständnis des bisherigen und kommenden. Im Film wäre dies vielleicht eine langsame Kamerafahrt im Überblick, bei der man nicht wüsste wohin man eigentlich schauen soll, oder aber sie wäre so fokussiert und langsam das der große Blick verloren geht, bei weitem nicht so effektiv wie im Comic. Und also Prosa mag man sich das gar nicht erst vorstellen.
Keine große Geschichte, aber großartig erzählt. Mancher mag 30 Euro für um die 360 Seiten in schwarz-weiß bemerkenswert finden, aber auch in Frankreich hat die Ausgabe 25 Euro gekostet, dass lässt sich viel anders wohl nicht machen.
Ganz allein
von Christophe Chabouté
Hardcover, 376 Seiten
Carlsen Verlag, 29,80 Euro
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Ganz allein kann man auch gerne hier kaufen. [2]
LESEPROBE (franz.) [3]
(c) der Abb.: Carlsen Verlag und Chabouté
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