Ausdrucksstarkes und kraftvolles Künstlerporträt
[1]40 Jahre ist es nun her seit 'Jim Morrison', der 'Poet des Chaos', unter rätselhaften Umständen in Paris gestorben ist. Er war Sänger und Frontmann der Rockgruppe 'The Doors', deren Songtexte fast ausnahmslos von ihm stammten. Der frühe Tod Morrisons, in deren nebulöse Umstände bis heute kein Licht gebracht werden konnte, trug zusätzlich zur Legendenbildung um seine Person bei.
Wer war er? Rock-Musiker? Schamane? Poet? Drogenjunkie? Visionär? Psychisch krank? Frédéric Bertocchini und Jef können und wollen dieser Frage auf den Grund gehen, jedoch ohne neue Erkenntnisse zu liefern. Ihnen geht es um eine stimmungsstarke und facettenreiche Würdigung einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Populärkultur.
Die Comic-Biographie beginnt im Jahr 1971: Es ist die Zeit, in der Jim Morrison auf der Flucht ist. Wegen eines Eklats auf einem seiner Konzerte wird er polizeilich gesucht. Mit seiner Freundin Pam flieht er nach Paris, wo er sich an seine Vergangenheit und seine glorreichen Tage bei den Doors erinnert. Seine psychischen Probleme ertränkt er im Alkohol. Doch wie konnte es soweit kommen? Das Comic-Porträt zeigt ihn als unpolitischen Radikalen, der sich immer wieder in Extreme wirft, um seiner Seele Ausdruck zu verschaffen.
Bertocchini inszeniert das Morrison-Porträt auf komplexe Weise mit zeitlichen Rückblicken und Einschüben. Dadurch wird die Legende greifbar und sein tragisches Schicksal nachvollziehbar. Der Autor erweist sich zudem als Morrison-Kenner, der auch die interessanten Einflüsse des Doors-Frontmann aufdeckt.
So erklärt er nicht nur den Bandnamen als 'Pforte der Wahrnehmung', sondern zeigt auch warum Morrison ausgerechnet diesen Bandnamen gewählt hat. Es handelst sich um einen Verweis auf den Dichter William Blake und dessen Satz: 'Wenn die Pforten der Wahrnehmung gereinigt würden, würde alles dem Menschen erscheinen, wie es ist: unendlich.' Damit ist der Tod gemeint, den Morrison in Songs wie 'The End' mit einer ihm typischen Sehnsucht huldigte.
Die kontrastreichen schwarzweißen Zeichnungen von Jef wirken kraftvoll und ausdrucksstark. Die detailreichen Hintergrundillustrationen und Figuren wirken fast fotorealistisch. Jef spielt mit Schatteneffekten, wodurch oft die düstere Stimmung eines Noir-Comics erzielt wird. Als Kontrast dazu brechen immer wieder expressive Bildteile den realistischen Zeichenstil auf, beispielsweise wenn bedrohlich-düstere Wolken das Licht am Himmel zerfurchen.
Den beiden Comicautoren ist eine beeindruckende, atmosphärisch dichte und kraftvolle Würdigung der Musikerlegende gelungen. Sie begehen nicht den Fehler und überfordern die Leser mit einer Flut von Fakten. Auch sie kann letztlich dem Rockstar nicht zur Gänze genügen, jedoch schafft sie es, ihn entsprechend seiner experimentellen Musik und seiner romantisch-mystischen Weltanschauung zu inszenieren. Man kann der Graphic Novel höchstens vorwerfen, dass sie noch länger hätte ausfallen können.
Jim Morrison – Poet des Chaos
Von Frédéric Bertocchini und Jef
Hardcover mit Schutzumschlag, 128 Seiten
Splitter Verlag, 16,80 EURO
2011
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Jim Morrison – Poet des Chaos kann man auch gerne hier kaufen. [2]
LESEPROBE zu Jim Morrison – Poet des Chaos [3]
(c) der Abb.: Splitter + Autoren
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