Comic Radio Show

Kiki de Montparnasse

Rezensionen / Schwarz-Weiss
geschrieben von M.Behringer am 03.10.2011, 00:00 Uhr

Feucht-fröhliche Biografie über eine Muse



Kiki de Montparnasse [1]Ohne sie wären viele Künstler nicht weit gekommen. Die Rede ist von Modellen. Aber genauso braucht der Künstler eine Muse. Alice Prin alias 'Kiki de Montparnasse' war genau so eine Frau. Aufgewachsen in der Provinz, ist das vorlaute Mädchen nach Paris gezogen, wo sie später zur Königin von Montparnasse werden sollte: Als Modell, Sängerin, Tänzerin, Muse und Künstlerin. Eine umfangreiche Graphic Novel hat ihr schillerndes Leben voller Höhen und Tiefen als feucht-fröhliche Biografie festgehalten.

Die Comicbiografie beginnt mit ihrer Geburt und endet mit ihrem Tod. Dazwischen streifen die Comicautoren José-Louis Bocquet und Catel Muller in ausgewählten Episoden entscheidende und bemerkenswerte Stationen im bewegten Leben von Kiki. Sie war lange Zeit die Geliebte und Inspirationsquelle für Man Ray. Daneben stand sie Modell für Künstler wie Kisling, Foujita oder Per Krohg. Sie verkehrte mit der Pariser Bohème und lebte ein unbesorgtes Leben von einem auf den nächsten Tag. Neben der künstlerischen lebte sie auch die sexuelle Freiheit in vollen Zügen und selbstbestimmt aus.

Kiki de Montparnasse

Bocquet schafft es meiner Ansicht nach das heiter-beschwingte Lebensgefühl, das typisch für die Königin von Montparnasse war, in seinen Episoden festzuhalten. Ohne Erzähltext lässt er die Künstler lieber selbst für sich sprechen. Die Fakten gibt es kompakt im Anhang: neben einem lückenlosen Chronologie von Alice Prin gibt es auch eine biografische Notizen zu ihren Künstlern und Weggefährten wie Breton, Duchamp oder Picasso. Das rundet das amüsante Porträt meines Erachtens noch einmal ab.

Die Schwarzweißzeichnungen wirken meiner Meinung nach sehr leichtfüßig und individuell. Die Kinderbuchillustratorin und Comiczeichnerin Muller lässt Paris oder auch die Côte d’Azur der Vergangenheit in vielen Details wieder lebendig erscheinen und haucht den historischen Personen mit ihrem ganz eigenen Strich den nötigen Esprit ein, um einen Biografie mit Verve zu illustrieren. Die Illustrationen weißen starke Kontraste auf, die meines Erachtens jedoch durch Schraffuren aufgeweicht werden.

Kiki de Montparnasse

'Kiki de Montparnasse' ist eine umfangreiche und amüsante Comicbiografie, in der meiner Ansicht nach das historische Lebensgefühl und die Fakten harmonisch aufeinander abgestimmt wurden. Was am Ende hängen bleibt, ist das unermüdlich lebensbejahende Motto von Alice Prin. Aber Boquet hat auch die Schattenseiten der Bohème wie Alkohol- und Drogenprobleme thematisiert, so dass letzten Endes nach meiner Meinung nach Kikis Leben nicht schöngefärbt wurde.


Kiki de Montparnasse
von José-Louis Bocquet und Catel Muller
Hardcover, 416 Seiten
Carlsen 2011


Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Kiki de Montparnasse kann man auch gerne hier kaufen. [2]

Kiki de Montparnasse


(c) der Abb.: Carlsen Verlag und

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