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Supreme - The Story of the Year 1 und 2

Rezensionen / Superhelden
geschrieben von M.Behringer am 13.09.2011, 00:00 Uhr

Hommage oder Persiflage? Die Superheldenwelt von Alan Moore



Alan Moore: Supreme - The Story of the Year 1 und 2 [1] Alan Moore ist ein ständiger Erneuer des Superheldengenres. Egal ob mit seinem Meisterwerk 'Watchmen' oder seinen gefeierten Interpretationen von Batman und The Swamp Thing – stets hat er mit seinen Arbeiten Comicgeschichte geschrieben. Als Rob Liefiled dem Briten in den 1990ern die Möglichkeit bot, die Figur des Stählernen neu zu kreieren, wurde es abermals ein Meisterwerk, das 1997 mit dem Eisner Award prämiert wurde. Danach tobte er sich auf seinem Independentlabel mit eigenen Superheldenserien wie 'Tom Strong', 'Promothea' oder 'Top 10' aus. Auf Deutsch liegt der erste 'Supreme'-Zyklus nun in zwei Bänden vor. Bei 'Supreme – The Story of the Year' hat Moore mit zahlreichen klangvollen Comiczeichner wie Rick Veitch, Dan Jurgens oder Joe Bennet zusammengearbeitet.

Alan Moore: Supreme - The Story of the Year 1 und 2Der Inhalt kann hier nur grob umrissen werden, denn erstens ist die Story sehr vielschichtig und komplex und zweitens umfassen die beiden Bände zusammen immerhin mehr als 300 Seiten. Im ersten Band kehrt der Titan der Tugend in seine Heimat zurück. Er war Jahrzehnte lang im Universum unterwegs und findet nun eine völlig veränderte Welt vor. In seiner zweiten Identität verdient sich Supreme alias Ethan Crane als Comiczeichner seine Brötchen. Wären da nicht die Superschurken wie der brillant-gefährliche Darius Dax, die ihm das Leben erschweren.

Im zweiten Band taucht Supreme dann in die Welt der Ideen ein, um die Seelen seiner Freunde und Alliierten-Kampfgefährten Professor Night und Twillight zu retten. Doch die Aufgabe erweist sich als zu groß für ihn alleine, so dass er die Unterstützung der Alliierten wie Glory, der Hüne oder Fisherman erhält. Ihr gemeinsamer Feind ist der fünfäugige Hulver Ramik, der die Seelen einiger gefangengenommener Superhelden an den Außerirdischen Optilux verkaufen will, der sich in Licht materialisiert hat.

Alan Moore: Supreme - The Story of the Year 1 und 2

Alan Moore liefert mit 'Supreme' meiner Ansicht nach eine amüsante Superhelden - Interpretation ab. Seine Liebe zu diesem Genre äußert sich nicht nur in zahlreichen Verweisen und Zitaten, sondern auch in einem Streifzug durch die verschiedenen Jahrzehnte, die auf unterschiedliche Weise ihren Stempel auf das Genre aufgedrückt haben. Immer wieder baut Moore Rückblenden und Retro-Episoden in die Haupthandlung ein, die nach meiner Meinung wie liebevolle Persiflagen wirken und die die ernster gestimmte Haupthandlung auflockern.

'Supreme' besticht meines Erachtens zudem durch eine subtil-distanzierte Haltung gegenüber dem Superheldengenre und ihren ikonologischen Figuren wie Superman oder Batman, indem ständig selbstreflexive Kommentare und Gedanken eingefügt sind. Meiner Ansicht nach bietet Moore außerdem auch autobiographische Elemente, indem er Supreme in Zivil als Comicautoren arbeiten lässt und auf diese Weise gewisse Probleme und Ärgernisse thematisieren kann.

Alan Moore: Supreme - The Story of the Year 1 und 2

Erstaunlich ist meines Erachtens auch, dass der britische Starautor inhaltlich die virtuelle Ideenwelt, wie sie später im Kino durch Filme wie 'The Cell', 'Matrix' oder 'Inception' schon in den 1990er Jahren vorwegnahm. Überhaupt sprudeln die Episoden über von Science Fiction-Versatzstücken und bieten neben der komplexen Psychologisierung Supremes auch jede Menge metaphysische Themenkreise.

Die Zeichnungen variieren in Stil und Qualität je nach dem entsprechenden Zeichner. Der Hauptteil der Story ist im typischen 90er-Jahre-Stil gemacht, der sowohl durch völlig übertriebene Körperproportionen und der damals einsetzenden Photoshop-Ästhetik geprägt war. Die Retro-Episoden sind dementsprechend auch konsequent im Stil der vergangen Jahrzehnte gezeichnet und koloriert worden. Auch wenn mir dieses Artwork insgesamt missfällt, ist es natürlich eine zündende Idee, die verschiedenen Stile zu benutzen.

Alan Moore: Supreme - The Story of the Year 1 und 2

'Supreme' ist ein amüsanter und clever erzählter Streifzug durch die Historie des Superheldencomics - nicht mehr und nicht weniger. Wer mit Superheldencomics aufgewachsen ist und inzwischen selbst ein distanziertes Verhältnis dazu pflegt, wird sicherlich seinen Spaß an der Serie haben. Leider schwankt die Bildqualität, was daran liegt, dass dem Verlag nicht die Originalfilme des Materials vorlag. Dafür entschuldigt sich Nona Arte.




Supreme - The Story of the Year 1 und 2
von Alan Moore und diversen Zeichnern
152/168 Seiten, Softcover
Nona Arte 2011



Supreme - The Story of the Year 1 und 2 könnt Ihr demnächst gerne auch hier kaufen. [2]

Alan Moore: Supreme - The Story of the Year 1 und 2
(c) der Abb.: Nona Arte und Autoren

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