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CONAN – Ein Zeichner findet seine Bestimmung

Hintergründe / Fantasy
geschrieben von Maqz am 07.09.2011, 00:00 Uhr

“Eigentlich hasse ich Superhelden…” -
John Buscema und sein Werk


Autor: Stefan Meduna - Textauszug aus der neuen Sprechblase #222
John Buscema und sein Werk
© Marvel Entertainment / Dark Horse Comics Inc. 1970 plante Marvel eine Fantasy-Serie. Ursprünglich hatte man eine Comicadaption von Lin Carters THONGOR-Romanen im Auge, nicht zuletzt deshalb, weil Stan Lee den klingenden Namen mochte. „Thongor von Lemuria“ war im Prinzip ein Klon von Robert E. Howards CONAN, dessen ursprünglich in den 30-er-Jahren entstandenen Erzählungen damals dank einer neu überarbeiteten Taschenbuchausgabe von einer jungen Fangemeinde wiederentdeckt wurden. Carter hatte aber derart überzogene Vorstellungen über die Lizenzkosten für THONGOR, dass man sich dann doch für das Original entschied.

Roy Thomas schickte Buscema einige Taschenbuchausgaben der CONAN-Erzählungen, und der von den Romanen begeisterte John war sofort Feuer und Flamme: „Das ist es, was ich wirklich machen will! Das ist etwas, in das ich mich richtig hineinbeißen kann.“ Doch der damalige Besitzer Marvels, Martin Goodman, wollte in ein derartiges Hochrisikoprojekt nicht allzu viel investieren, und so wurde als Zeichner der 1949 in London geborene Newcomer Barry Smith, der sich später Barry Windsor-Smith nennen sollte, engagiert. John erinnerte sich: „Ich weiß, was man ihm bezahlt hat, und ich würde mich schämen, es euch zu erzählen, weil ich mich für Marvel schämen müsste.“ Als Trost blieb Buscema vorerst nur der ebenfalls reichlich barbarische Held KA-ZAR, dessen Abenteuer er ab 1971 für die Reihe SAVAGE TALES zeichnete. Zuvor hatte er bereits in AVENGERS 76 den unzweifelhaft von CONAN inspirierten Arkon von Polemachus eingeführt.

Die mäßige Bezahlung von Barry Smith schlug sich glücklicherweise nicht in mäßiger Qualität nieder. Ganz im Gegenteil, CONAN THE BARBARIAN wurde nicht zuletzt wegen der filigranen, doch gleichzeitig auch ungemein kraftvollen Zeichnungen von Smith ein überwältigender Erfolg. Smith zeichnete die ersten 24 Hefte, dann kam es zum Zerwürfnis mit Marvel, einerseits, weil sich der Künstler ausgebeutet fühlte, andererseits weil man ihm seine Zeichnungen nicht zurückgeben wollte. Nach Angaben von Smith bot man ihm allerdings an, sein Artwork zurückkaufen zu dürfen. Wutentbrannt stellte Smith nicht nur seine Arbeit für Marvel ein, sondern kehrte auch umgehend nach England zurück.

John Buscema und sein Werk
© Marvel Entertainment / Dark Horse Comics Inc.

So kam John Buscema doch noch zum Zug, der CONAN mit der Nr. 25 (April 1973) als regulärer Zeichner übernahm. Sein Zeichenstil unterschied sich grundlegend von jenem Smiths. Buscema verzichtete auf elegante Architektur, ziselierte Torgitter und verschnörkelte Arkaden. Sein hyborisches Zeitalter entsprach weit mehr dem archaischen Bild der Romane, es war so rauh und wild wie die Menschen, die in ihm lebten. Und sein CONAN war nicht mehr geschmeidig und schlank wie der von Smith, er war vierschrötig, mit einem grimmigen Gesichtsausdruck, und vor allem strahlte er unbändige Kraft und Kampfeslust aus. Ein grober Stilbruch entstand dadurch trotzdem nicht.


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Sprechblase # 222



© der Abb.: Marvel Entertainment / Dark Horse Comics Inc.

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