Comic Radio Show

Black Hole - No.1 & 2

Rezensionen / Independent
geschrieben von HeHe am 07.01.1999, 11:31 Uhr

Handwerklich perfekter Horror

Cover No.1Unter Comiczeichnern kennt man Charles Burns als den Meister der harten Schwarzweiß-Kontraste. Wo man bei Crumb nachschlägt, wenn es wild und gefährlich aussehen soll, blättert man bei Burns, wenn z.B. die Lichtverhältnisse stimmen sollen.

Handwerkliche Perfektion finden die Fans nun auch in der neuen Burns-Heftreihe, die beim Berliner Verlag Reprodukt in bisher zwei Ausgaben erschienen ist. "Black Hole" erzählt eine fortlaufende Teenager-Horrorstory. Das Setting ist eine amerikanische Kleinstadtszenerie irgendwo und irgendwann zu Zeiten, die längst schon wieder revivalt sind. Dort läßt der Zeichner eine neuartige Krankheit ausbrechen, die nur Jugendliche bekommen können:

BeispielDie Teenager-Pest... ein paar Beulen, ein hässlicher Ausschlag, manche verwandelten sich in Monster oder bildeten neue Körperteile. Voller Angst und doch seltsam kalt befassen sich auch die beiden Hauptfiguren mit ihrer Metamorphose. Chris' und Robs junge Liebe wird schließlich vermasselt durch den gegenseitigen Befall.

Es folgen die üblichen Traumsequenzen mit Schlangen und Häutung, Teenagersex und der ganz normale Horror danach. Denn nicht allein in der Krankheit liegt das Grauen. Bei Burns ist schon die Pubertät an sich das nackte Elend.

Und hierin liegt die Stärke der Erzählung, die von manchen Kritikern wegen augenscheinlicher Aids-Paranoia-Parallele abgeurteilt wurde: Die "Black Hole"-Seuche ist logische Konsequenz und das einzig Interessante an dieser widerwärtigen Jugend.

Was sind schon ein paar Pickel, wenn sich ein echter Nerd in das verwandelt, was er innerlich bereits ist: ein Monstrum mit Tentakeln und Schwimmhäuten, Reißzähnen oder Tierschwanz. Die Sozialisation des White Trash wird zynisch gezeichnet, mit all ihrer Verklemmtheit und Gottesfurcht und Bösartigkeit.

Nicht nur mit seinen rasiermesserscharfen Bildern knüpft Burns an die Tradition der E.C.-Comics aus den 50erJahren an. Gesellschaftskritik wird verpackt mit der Darstellung des alltäglichen Bösen von nebenan - bei Charles Burns natürlich moderner und etwas unterschwelliger. Die tatsächliche Monstrosität ist dann aber nur noch phantasievolle und perfekt ausgezeichnete Dreingabe. (HeHe [1])

Cover No.2Black Hole - No.1 & 2
Text und Zeichnungen: Charles Burns
Reprodukt, je 19.80 DM
Dezember 1998


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