Comic Radio Show

Herr Wüttner und Frau Kleinschrott - Bd.2

Rezensionen / Humor/Cartoons
geschrieben von Maqz am 02.11.2001, 11:42 Uhr

Die Zukunft des deutschen Comics?



Cover: Herr Wüttner und Frau KleinschrottEinen guten Witz auf einer Comicseite zu kultivieren ist wohl eines der schwierigsten Unterfangen in diesem Lande. Auch ich bin dem Vorurteil verfallen, dass die meisten deutschsprachigen Leser keinen intelligenten Witz zu schätzen wissen. Haben Autoren solch gestalteten Humors jedoch gute, bzw. berühmte Freunde, so kann es ihnen gelingen in einem recht bekannten Verlag publiziert zu werden.

Dies ist Haimo Kinzler mit seiner schon zweiten Ausgabe der "Herr Wüttner und Frau Kleinschrott"-Comics beim Eichborn-Verlag gelungen. Zuvor konnte er schon fünf Mal im kleineren, aber nicht unfeineren, Zwerchfell-Verlag seine gleichnamigen Werke unterbringen.



Mit dem Zitat "Ich habe die Zukunft des deutschen Comics gesehen - Ihr Name ist Haimo Kinzler!" von Walter Moers versucht nun Eichborn Kinzler einem breiteren Publikum näher zu bringen. Diese für mich erst mal abstoßende Protektion machte mich mißtrauisch gegenüber der Qualität des Kinzlerschen Humors. Entweder ist er wirklich so gut und benötigt deswegen nicht diese Art der Werbung, oder er ist nicht das, was Moers verspricht, nämlich unsere "Zukunft" und dieser Spruch ist eine unverschämte Übertreibung!



Um sich gegen das Urteil eines so renommierten(?) und beliebten(!) Comicschaffenden wie Moers zu stellen muss man schon sehr lange argumentieren. Da wir hier diesen Platz nicht haben, werde ich die Diskussion abkürzen und behaupten, dass Moers möglicherweise ETWAS übertrieben hat!



So nun ist es raus. Also auf zur eigentlichen Rezension.



Beispiel: GUTEMORGENZOMBIEHerr Wüttner und Frau Kleinschrott sind launige einseitige schwarz/weiß Geschichten (sogenannte Onepager), die meist auf eine Seite beschränkt sind und auf eine intellektuellen Ebene versuchen Witz in die Sache zu bringen.



Nun bietet die Darstellung des gespannten Verhältnisses Mieter-Vermieterin viele Möglichkeiten lustig zu sein. Auch Kinzler weiß das und verwendet die vielen sich bietenden Themen in den Alben gleich mehrmals hintereinander und läuft den Gag damit manchmal zu Tode. Man merkt, dass Kinzler seinen Scott McCloud ("Comics richtig lesen", dt. bei Carlsen) gelesen hat und dessen Thesen zum Comiczeichnen direkt in die Tat umgesetzt hat. Dabei gehen die Protagonisten seiner Comics nicht mit solch schockierenden Methoden wie zum Beispiel Moers kleines Arschloch vor (Schade eigentlich - svl).



Ok, da wird auch geprügelt, ganze Städte stürzen ein und nackte Vermieterinnen (Schauder) stürzen mit der Wanne durch die Decke. Also gut. Es ist auch schockierend, aber mit Niveau, obwohl einige Witze weniger lustig und noch dazu flach oder gar albern sind. Na ja, also sind Kinzlers Comics doch eher niveaulos, schockierend und nicht immer witzig. Aber das ist halt auch die Zukunft des deutschen Comics!



Insofern hatte Moers doch recht! (mg [1])



Herr Wüttner und Frau Kleinschrott - Bd.2: Einer geht noch!
von: Haimo Kinzler

64 Seiten, Softcover

Eichborn Verlag, 19.80 DM


Der Beitrag kommt von Comic Radio Show
  http://www.comicradioshow.com/

Die URL für diesen Beitrag lautet:
  http://www.comicradioshow.com/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=321

Die folgenden URLs sind im Beitrag enthalten:
  [1] http://www.comicradioshow.com/article.php?sid=97