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Blotch - Der König von Paris

Rezensionen / Independent
geschrieben von jochen am 20.06.2009, 00:00 Uhr

Meister ihres Faches


Blotch - Der König von Paris [1] "Blotch" von Blutch. Klar, eine nur leicht versteckte Anspielung des Autors auf sich selbst. Aber wenn Blutch sich in Blotch wiedererkennt, denn scheint er ein sehr merkwürdiger Mensch zu sein. Denn der Zeichner Blotch, der in den 30er Jahren für eine humoristische Zeitschrift arbeitet, ist ein ziemlicher Unsympath. Und im Gegensatz zu Blutch kann die Hauptfigur auch nicht besonders anregend zeichnen, ganz zu schweigen vom hintergründigen Witz den Blutch aufzuweisen hat.

Was Blotch für eine Person ist ? Er buckelt vor seinen Vorgesetzten und anderen Höherstehenden in bester Heinrich-Mannscher Untertanen-Manier, jüngere, unerfahrene Kollegen werden niedergetreten und ausgenutzt, und er selbst ist ja eigentlich der Beste überhaupt. So beginnt dann auch jeder der 5-seitigen Episoden mit einer zitierten Selbstbeweihräucherung Blotches um dann die Abgründe seines Wesens in, unkommentierten, kurzen Geschichten darzustellen.
Blotch - Der König von Paris
Und es ist auch nicht unbedingt so, dass Blotch keinen Erfolgt hätte. Der Chefredakteur mag seine oft ordinären, meist reaktionären gezeichneten Witze. Damit passt er in die damalige Zeit und um ehrlich zu sein würden manche dieser Werke auch heutzutage in gewissen Zeitschriften ihr Publikum finden. Aber keiner würde diese nicht besonders originellen und mit simplen Zeichnungen versehen Bildwitze als etwas besonders auffassen. So verliert er im Ablauf der Episoden, jede für sich abgeschlossen aber insbesondere zum Ende mit einer Chronologie versehen, auch an Reiz bei sein Gönnern und auch an Bodenhaftung, schlussendlich sind dann doch wieder die Frauen Schuld.
Blotch - Der König von Paris
Mit den Arbeiten von Blutch ist das wiederum was anderes, der ist einer der Großen. Den Großen Preis der Stadt Angoulême, die bekanntlich bedeutendste Comic-Auszeichnung Frankreichs, hat Blutch nicht ohne Grund im letzten Januar verliehen bekommen. Ausdrucksstark und vielseitig in seinem Werk, hier in diesem Band sei allein auf die unterschiedliche Wirkung des kolorierten Titelbildes und der schwarz-weißen Innenseiten verwiesen, ähnlich in der Grundlage aber doch ganz anders in der Wirkung.

Das dieser Band eine ganze zusätzliche Meta-Ebene aufweist sei auch kurz erwähnt, dankenswerterweise werden die dazu notwendigen Informationen in einer Vorbemerkung des Verlags erwähnt. Diese muss ein normaler Comicleser nicht unbedingt wissen, aber sie zu kennen erhöht den Lesespaß dann doch. Nach der Erkenntnis, das Blutch sein Alter Ego Blotch auch deswegen zu so einem Ekelpaket gemacht hat um auch über befreundete Kollegen gemein berichten zu können, erahnt man den Spaß den der Autor bei der Erschaffung dieses Comics gehabt haben dürfte.
Blotch - Der König von Paris

Blotch - Der König von Paris
von Blutch
Avant Verlag, 17,95 Euro
SC, 104 Seiten, s/w



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ISBN: 978-3-939080-34-3

Der Avant Verlag schreibt über den Zeichner Blutch:

Blutch
Blutch Blutch, der bürgerlich Christian Hincker heißt wurde 1967 in Straßburg geboren. Er studierte Kunst und debütierte 1988 in der Satire-Zeitschrift “Fluide Glacial”. Mit “Waldo’s Bar” erschien 1993 eine erste Sammlung seiner Comics. Ebenfalls für "Fluide Glacial" schuf er die Geschichten um sein fiktives Alter Ego Blotch. Für Blotch erhielt er den Alph Art Humor auf dem Festival in Angouleme.

Wenig später stieß Blutch zu den Autoren der L’Association und legte hier u.a. 1998 den ersten Teil seines autobiografischen “Le Petit Christian” vor (den zweiten Teil ließ er 2008 folgen - auf deutsch bei Reprodukt). Im Verlag Cornélius veröffentlichte Blutch in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre die fünfteilige Reihe “Mitchum” und die historische Erzählung “Peplum”, wohingegen seine jüngsten Arbeiten “La Volupté” (2006) und “La Beauté” (2008) bei Futuropolis verlegt wurden.

Blutch, der aufgrund seiner Produktivität und seiner thematischen Vielfalt als einer der wichtigsten Vertreter des neuen französischen Comics gilt, ist zudem als Illustrator für Magazine wie “Libération” oder “The New Yorker” in Erscheinung getreten.

Für sein Werk wurde er 2009 mit der wichtigsten europäischen Comic-Auszeichnung geehrt, dem “Grand Prix” der französischen Stadt Angoulême.


Quelle: Avant Verlag [2]

(c) der Abb.: Blutch und Avant Verlag

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