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Timo Wuerz - Interview

Interviews / Fantasy
geschrieben von M.Hüster am 12.02.2008, 00:00 Uhr

Zeichnen war für mich schon immer die natürlichste Form der Kommunikation.

 Interview mit Timo Würz [1] Timo Wuerz (Jahrgang 1973) kann wohl mit Recht als Multitalent in Sachen Design, Kunst und Illustration bezeichnet werden. Und das ging schon sehr früh los. Mit 14 Jahren hatte er seine erste Ausstellung. Viele weitere folgten. Mit 15 Jahren erschien seine erste Comic-Veröffentlichung. Nach Publikationen wie "Aaron und Baruch", "XCT", "Black Metal" und "Between Heaven And Hell" folgte jetzt beim Achterbahn Verlag der Titel „Isi - Auch Engel haben ihre Dämonen".



Anlässlich der Veröffentlichung entstand das folgende Interview mit dem vielseitigen Künstler.

Timo Würz [2]
CRS: Mit 14 Jahren hattest du deine erste Ausstellung. Was war Inhalt dieser Ausstellung?

Timo Wuerz: Es waren Comic-Seiten, damals noch gezeichnet und in schwarzweiss :o)

CRS: Wolltest du schon immer das werden, was du bist, oder gab es in deiner Jugendzeit zunächst andere Pläne?

Timo Wuerz: Zeichnen war für mich schon immer die natürlichste Form der Kommunikation. Ich kam gar nicht auf die Idee, das beruflich zu machen, denn es war so naheliegend. Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau daran erinnern, wann ich beschloss, dies zum Beruf zu machen. Mit 20 hab ich mich ja dann selbständig gemacht.

CRS: Inwieweit geht dein Talent auf deine Familie bzw. Verwandtschaft zurück?

Timo Wuerz: Meine Mutter musste mir als Kind immer etwas zeichnen …so ab drei Jahren hab ich sie aber für ihre Zeichenversuche ausgelacht, was sie immer mit Humor genommen hat…denn zeichnen kann sie echt nicht.
Ganz anders ist es bei meinem Vater: er ist ein ähnlich perfektionistischer naturalistischer Maler wie ich. Nur dass er Vorlagen braucht, nach denen er malt, Stilleben, Landschaften, Portraits. Er hat allerdings nicht mein Tempo und meine Fantasie.
An was ich mich auf jeden Fall erinnere, ist, dass mein Vater und ich schon recht früh, als ich vielleicht elf, zwölf war, Wettbewerbe zwischen uns ausgefochten haben im Portraitzeichnen. Allerdings nicht direkt am Subjekt, sondern später, aus dem Gedächtnis. Und das ist schon ne gute Schule für das Auge und die Konzentration.
 Interview mit Timo Würz
CRS: Dein Betätigungsfeld ist breit. U. a. warst du schon für die Deutsche Post, die Post Luxembourg, diverse Plattenlabels wie Silverdust Records und Black Lotus Records, aber auch für Disney, Volkswagen, IBM, Mustang Jeans und Comic-Verlage wie Lappan, Achterbahn, Image und Carlsen tätig.

Timo Wuerz: Schdümmt.

CRS: Welcher Job ist dir aufgrund besonderer Ereignisse oder weil er einfach toll war, besonders in Erinnerung geblieben?

Timo Wuerz: Ich sage nur bei Jobs zu, auf die ich Lust habe oder die ich interessant finde. Am liebsten Dinge, die ich noch nie gemacht habe, ich bin da ein sehr neugieriges Kerlchen. Buch- oder Album-Cover mache ich sehr gern. Zu den kreativ befriedigendsten Arbeiten gehört meist das Film-Design: Character und Production-Design, Script Analyzing, Planning Board etc.

CRS: Gäbe es für dich so etwas wie einen Traumauftrag? Wenn ja, was könnte das für dich sein?

Timo Wuerz: Der nächste :o)

CRS: Was würdest du auf keinen Fall machen?

Timo Wuerz: Damit bin ich mittlerweile sehr vorsichtig. Denn schon des öfteren gab es Themen, die mich ab-so-lut nicht begeistern. Es kam eine Möglichkeit aus genau dieser Ecke, ich sagte zu, weil es dennoch einen interessanten Aspekt hatte und ich hatte den Spass meines Lebens. Und so geht’s mir öfters. Ich hör mir also erstmal alles an.
 Interview mit Timo Würz
CRS: Du bist auf vielen Comic-Veranstaltungen präsent. Wie wichtig ist für dich der Kontakt zu den Fans?

Timo Wuerz: Es ist toll, den Leuten zu begegnen, denen meine Arbeit etwas sagt. Und wenn ich ihnen durch ne Signatur, eine Skizze und ne Unterhaltung eine Freude machen kann (und damit mir selbst), wäre es schade, es nicht zu tun. Es ist kein Opfer für mich. Auch dies mache ich nur, weil ich Freude daran habe. Und auf diesem Weg etwas von meiner Freude zurückgeben kann. Ausserdem ermöglichen genau diese Menschen mir, das weiterhin zu tun, was ich liebe.


CRS: Ein Besucher deiner Signierstunde hat dich so erlebt: Timo hat auf der Buchmesse eine sensationelle Signierstunde abgeliefert, die durchaus Performance – Charakter hatte…

Timo Wuerz: Vielen Dank. Es war noch nie mein Ding, still dazusitzen mit dem Kopf ein paar Zentimeter über dem Papier und langsam Linien zu ziehen. Das passt nicht zu mir. Da muss Action rein. Rock’n’Roooll! Und ich muss auch die Leute, die weiter hinten in der Schlange stehen mit dem unterhalten, was ich da vorne tue. Nicht, dass denen langweilig wird. In Schlangen stehen ist ja an für sich schon langweilig genug.
Und wenn ich meinen Platz verlasse, sieht man meist genau, dass ich da war: in nem weiten Umkreis Farbkleckse, kaputte Pinsel und Stifte. Mindestens.
Und ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Infos über mich und meine Arbeit einige Leute haben :o)
Timo Würz [3]
CRS: Dein neustes Werk, wiederum mit deinem Cousin Niki Kopp, heißt „Isi - Auch Engel haben ihre Dämonen". Dabei geht es um einen rothaarigen weiblichen Teenager, der in einer weißen Welt voll engelsgleicher Wesen lebt. Nicht nur wegen ihres Aussehens eckt sie dort ständig an. Sie kritzelt außerdem aus Protest gegen ihr Umfeld die Wände ihres Zimmers voll und wird in der Nacht von Albträumen geplagt. Das gilt in der Engelstadt als Krankheit, von der man Isi zu heilen versucht. Als sie in ihrer Traumwelt nicht nur einer neuen Freundin, sondern auch ihrer großen Liebe begegnet, setzt sie alle Hebel in Bewegung, um dorthin zu gelangen. Eine spannende Jagd beginnt. Ich hatte etwas Schwierigkeiten, was die Geschichte genau aussagen soll: Flucht vor Unterdrückung? Aufbegehren gegen Bevormundung? Was wollten Niki und du als Botschaft rüberbringen?
 Interview mit Timo Würz
Timo Wuerz: Passt doch ;o) Ist schon ne klassische Aussenseiter-Geschichte, für unsere Verhältnisse sogar sehr klassisch und geradlinig erzählt.
Es ist eine Geschichte. Was jeder daraus macht oder ziehen kann, liegt an ihm. Das würden wir nie jemandem vorschreiben. Solang man sich zuallererst mal unterhalten fühlt…

CRS: Wie ist die Idee zu ISI entstanden?

Timo Wuerz: Ausnahmsweise kam die Idee aufgrund einer Skizze des Mädels, aus der dann Isi wurde. Sowohl Nik als auch Lappan gefiel der Charakter sofort.

CRS: Der Band ist ja so’n bisschen dazwischen: Kein richtiger Comic, aber auch nicht unbedingt ein Bilderbuch mit begleitenden Texten. Wie würdest du das Werk einordnen?

Timo Wuerz: Das überlass ich anderen. Es ist, was es ist. Es geht darum, die Geschichte zu erzählen. Ob mit Sprechblasen oder ohne, mit traditionellen Panels oder ohne.

CRS: Wie war dein Arbeitsablauf bei der Entstehung von ISI?

Timo Wuerz: Originale gibt es diesmal nur als Tuschezeichnungen. Alles andere entstand digital. War für mich mal wieder was Neues und Spannendes. Ich hatte wirklich viel Spass dabei. Und wir mussten mal wieder recht schnell arbeiten, da der Veröffentlichungstermin schon recht früh war. So hatten wir knappe sechs Wochen für das ganze Buch. Was uns aber sehr recht war, denn so können wir sehr konzentriert auf den Punkt arbeiten.
 Interview mit Timo Würz
CRS. Welche Zielgruppe hat in Frankfurt auf ISI reagiert?

Timo Wuerz: Ausser den Punk- und Gothic-Mädels, wie man’s erwarten würde, auch viele andern. Ich bin ja bekannt dafür, öfters mal stilistische Haken zu schlagen.
Anscheinend gefällt’s vielen, die mit meinem ganz realistischen Illustrationsstil nicht so viel anfangen können. Sieht trotz alledem wie alles, was ich so mache, doch sehr nach mir aus :o)

CRS: Was können die Comic-Fans in Zukunft von dir erwarten? Sind schon neue Projekte angedacht?

Timo Wuerz: Einige. Teilweise auch schon sehr konkret. Etwas Geduld noch bitte. Updates gibt’s natürlich auf www.timowuerz.com

Nach ein paar Jahren Pause in Sachen Comics haben Nik und ich wieder verstärkt Lust darauf. Manchmal braucht man eben etwas Abstand.
Davon abgesehen erscheinen fast jeden Monat Bücher, die ich illustriert habe und die ja oft stilistisch nicht weit von meinen Comic-Arbeiten entfernt sind. Nur sie erscheinen meist nicht bei den Verlagen, die Comic-Interessierte und –Schreiber automatisch im Blick haben *hint, hint*
Ansonsten arbeite ich eben an unzähligen anderen Projekten. Ich bin produktiver denn je.
Leider kann ich das meiste von meinen Film-Designs (noch) nicht veröffentlichen, da die Projekte noch in Arbeit sind.

CRS: Hat sich deine Tätigkeit im Bereich Autodesign auch auf die Optik deines Autos ausgewirkt?

Timo Wuerz: Meiner eigenen? Gut, ich geb zu, dass ich die Dinger bekleben lasse nach eigenen Designs :o)
 Interview mit Timo Würz
CRS: Für wen sind die sehr gelungenen Animal-Kickers entstanden? In welchem Zusammenhang entstand der Auftrag?

Timo Wuerz: Das war ein sehr ambitioniertes und wunderschönes Filmprojekt, zu dem ich hinzugezogen wurde und das leider an zu vielen Egos scheiterte, wie so oft in dieser Branche. Jedoch die Arbeit daran war toll und mit vielen der Leute, die ich dabei kennenlernte, arbeite ich noch heute regelmässig. Wunderbare Menschen, die auch schon mehr Oscars haben als ich…also überhaupt welche ;o)

CRS: Optische Highlights sind auch deine Indoorpoolillus! Machst du sowohl Entwürfe als auch Ausführung?
Timo Würz
Timo Wuerz: Bei der Ausführung bin ich meist dabei …schon allein aus Interesse an Neuem. Doch das ist natürlich in erster Linie dann denen überlassen, die sich da viel besser auskennen. Die Schnittstelle zwischen Design und Umsetzung find ich aber sehr spannend, auch etwa beim Themenpark-Design. Muss nunmal alles umsetzbar sein, was ich entwerfe. Dann irgendwann einen Entwurf realisiert zu sehen, kickt mich immer noch jedes einzelne Mal!

CRS: Wo würdest du dich schwerpunktmäßig einordnen? Künstler? Grafiker? Comiczeichner? Designer? Oder von allem etwas?

Timo Wuerz: Ändert sich jeden Tag. Künstler, Unternehmer …nenn wie Du’s willst. Ich habe schon lange keine Berufsbezeichnung oder Schublade mehr und mach mir da auch überhaupt keine Gedanken drüber. Ausser wenn ich gefragt werde, was ich denn so mache. Dann wird’s schwer, haha.
Timo Würz

CRS: Was machst du, wenn du mal gerade nicht auf Ausstellungen und Comic-Veranstaltungen bist, Termine wahrnehmen musst oder an einem Auftrag arbeitest?
Also rein Freizeitmäßig ….?

Timo Wuerz: Wie heisst’s so schön: wer das tut, was er liebt, muss nie wieder arbeiten. So geht’s mir auch: ich hab viel zu viel Spass beim ‚arbeiten’ als es so zu bezeichnen. Und das Zeichnen ist so sehr ein Teil von mir, dass ich nicht trennen kann zwischen Arbeit und Freizeit, Job und Privatleben.
Doch Sport, Kino, Konzerten und Reisen bin ich nicht abgeneigt …allein im Monat September diesen Jahres waren es 12 Länder, 35 000 km und 20 Flüge. Also langweilig wird’s mir nicht.

CRS: Vielen Dank für die Antworten!

Timo Wuerz: Immer wieder gern.

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