Comic Radio Show

X-Men - No.32

Rezensionen / Superhelden
geschrieben von BettinaJoda am 30.10.2001, 15:56 Uhr

3...2...1...0 Toleranz



CoverEin verlassener Jeep, eine Frau auf der Flucht. So beginnt ein neues Kapitel für die X-Men, auch wenn ihnen selbst dieses noch nicht bewußt ist. Denn die Frau ist niemand anderes als Maria, die Nonne, die einst Joseph fand und pflegte. Auch wenn Schwester Maria in letzter Sekunde noch Hilfe vor dem schwerbewaffneten Koloß erhält - die Frage ist: Was will ihr Retter von Joseph? Und - wer ist dieser seltsam aussehende Mann, dessen Kreaturen sich förmlich durch die Rüstung des Angreifers gefresssen haben? Freund oder Feind?

Währenddessen nimmt das Team um Rogue Abschied von der Heimatwelt der Shi´Ar. Lilandra bleibt es überlassen, ihr einst so glorreiches Imperium wieder aus den Trümmern aufzubauen, die die Phalanx hinterlassen hat.



Lilandras Schwester jedoch übernimmt die Aufgabe, die X-Men nach Hause zu bringen. Und auf diesem Flug lernt Bishop sehr schnell, dass Deathbirth zwar ihre weiblichen Reize hat, sie jedoch auch nur allzugerne ihre Krallen ausfährt, wenn ihr etwas gegen den Strich geht. (Klingt ganz nach meiner Frau... ;-) aks)



BeispielAber es sieht aus, als wäre dies noch das kleinste Problem, denn auf dem Weg zum Raumportal überholt ein riesiges Raumschiff die Crew - und es ist ebenfalls auf dem Weg zum Portal. Und obwohl Hank Mc Coy sein Bestes gibt, läßt das Ende Schlimmes ahnen: Das Raumportal zerstört? Die X-Men gestrandet?
 


Die X-Men auf der Erde dagegen haben ganz andere Probleme. Denn ihr Flugzeug wird noch immer gnadenlos angegriffen - Truppen der O.N.T. fordern ihre Kapitulation.



Und obwohl Storm und der Rest der Truppe ihre gesamten Kraftreserven einsetzen, sind ihnen Bastions Leute haushoch überlegen. Denn dieser Gegner hat all seine Schachzüge glänzend vorbereitet: Cyclops, Storm, Cannonball... systematisch werden sie voneinander getrennt und raffiniert ausgeschaltet. Denn Bastion weiß nur zu gut, wie er die X-Men erwischt, Storms Klaustrophobie, Scotts Rubinquarzvisor...ihm ist nichts neu.
 


Und Bastions Strategie geht weit über diesen bloßen Angriff hinaus: Die X-Men auszuschalten ist eines, den Rest übernimmt Henry Peter Gyrich, den wir mittlerweile nur zu genau als absoluten Mutanten-Gegner kennen. Seine Berichterstattung von dem Angriff auf die X-Men ist perfekt eingefädelte Propaganda, die auf fruchtbaren Boden fällt. Sei es in einem Pub oder in einem Krankenhaus - dass endlich etwas gegen Mutanten getan wird, ist für viele nur gerecht. Denn Mutanten sind anders, sind unbegreiflich. Und was macht den Menschen mehr Angst als andersartige Menschen? Onslaught, Graydon Creeds Ermordung, der Legacy Virus... all das waren nur die Lunten für das Feuer, das Bastion jetzt entfacht. Der Sprengstoff jedoch ist das, was in den Menschen steckt: die Angst und der Drang, das, was er nicht versteht, zu zerstören.
 

Denn O.N.T. beginnt nicht nur mit einem Paukenschlag, nein, es sind gleich mehrere:
der Angriff auf die X-Men, ihre Gefangennahme, Bastions Eindringen in Xaviers Schule und dessen Computersystem, Icemans Abschied von seinem Vater und sein Entschluß, den X-Men zu helfen und nicht zuletzt die Szene im Krankenhaus mit Cecilia Reyes, die sich eindeutig gegen Mutanten ausspricht - all das zeigt schon jetzt, dass O.N.T. nach Onslaught das nächste geniale Marvel-Crossover darstellt. Und wie auch bei Onslaught wird es schwerwiegende Folgen haben...
 

Das zentrale Thema der X-Men wird in Operation Null Toleranz derart komplex aufgegriffen, dass vielleicht (und hoffentlich) jeder, der sich diese Comics ansieht, etwas über sich selbst nachdenkt und das nächste Mal, wenn er jemanden sieht, der nicht "der Norm entspricht", über seine eigene Toleranz nachdenkt. Denn haben wir nicht oft genug auch Null Toleranz?



Parallelen zwischen dem Legacy Virus und AIDS sind wohl nicht so ganz zufällig, denke ich.
Auch wenn Marvel, wie man so schön sagt, "keinen Bildungsauftrag "hat, wäre es schön, wenn Joe Madureiras Bilder und Scott Lobdells Handlung den Marvel-Leser nicht nur unterhalten sondern auch zum Nachdenken anregen... (bj [1])



X-Men 32: Weiter/Der Krieg beginnt (Moving on/First Blood)

Zeichner: Joe Madureira, Melvin Ruby

Texter: Scott Lobdell

48 Seiten, Heft

Marvel Deutschland, 4,95 DM, 40,- ÖS, 5,- SFR

September 1999


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