Mysteriöse Geschichten zwischen Legende und Wirklichkeit
[1]Zwischen Legende und Wirklichkeit: der Marquis von Anaon entführt die Leser in eine Welt des 18. Jahrhunderts, in der das Leben der Leute noch sehr stark durch Aberglauben, Legenden und schwarze Magie geprägt ist. Hauptfigur der Serie ist der junge, an ungewöhnlichen Ereignissen interessierte Jean-Baptist Poulain, der so seine Probleme mit den Anschauungen hat, die unter seinen Mitmenschen vorherrschen, und die sich leicht von allem Geheimnisvollen und Übernatürlichen einnehmen lassen. Der Marquis von Anaon ist im historisch-fantastischen Krimi-Genre angesiedelt.
Während sich der erste Band der Serie mit dem Titel „Die Insel Brac“ dem Mythos um den geheimnisvollen Oger widmet, geht es in Band 2 „Die schwarze Jungfrau“ um vermeintliche Hexereien des „Dämons von Puy-Marie“. ZACK-Leser hatten bereits vor mehr als einem Jahr Gelegenheit, in den Ausgaben 87-90 den ersten Band der Abenteuer des Marquis von Anaon kennen zu lernen. Die Reaktion der Leser war seinerzeit sehr positiv. Wer ein Porträt und Interview von bzw. über die Macher der Serie lesen möchte, kann dies in ZACK 87 tun. Das Heft ist im Fachhandel oder direkt beim MOSAIK-Verlag zu erhalten.
Zum Inhalt der beiden Bände:
1. Die Insel Brac
„Man erzählt sich, dass man bei starkem Wind rund um die Insel Brac die Stimmen der Toten hören kann …das sie zu den Lebenden sprechen und über das Unglück klagen, das noch kommen wird. Das hat mir zumindest ein Seemann versichert, den ich in Quimper traf. Aber obwohl ich gute Ohren habe, habe ich bis jetzt noch nichts gehört. Vielleicht werden die Stimmen ja vom Knarren der Takelwerke übertönt …“
Die ersten Gedanken des jungen Helden Jean-Baptist Poulain am Beginn des ersten Bandes lassen einem beim Lesen schon einen gewissen Schauer über den Rücken laufen, als sich dieser auf dem Weg zur Insel Brac befindet. Baron Gwenolé von Brac hat Poulain als Hauslehrer für seinen Sohn Nolwen engagiert. Als Jean-Baptist auf dem Anwesen des Barons ankommt, wird dessen Sohn zunächst vermisst und wenig später ermordet aufgefunden!
Damit hat Poulain seinen Job bereits verloren, bevor er ihn überhaupt begonnen hat. Darum möchte er die Insel, auf der sich die Bewohner sehr feindlich zeigen, auch möglichst schnell wieder verlassen. Doch wie sich wenig später zeigt, hat das Boot, mit dem er angekommen ist, die Insel bereits wieder verlassen. Damit ist er zunächst sozusagen auf der Insel gefangen …
Wenig später erfährt Poulain vom Baron, warum die Inselbewohner ihm gegenüber (und allen Personen die mit ihm zu tun haben) so feindselig sind: Sie halten ihn für eine Art Oger, der kleine Kinder tötet. Ein Oger ist in französischen Märchen ein Menschenfresser. Poulains Entdeckungen zeigen, dass die Befürchtungen der Inselbewohner nicht ganz abwegig sind. Und dann soll es auf der Insel Brac auch noch ein mysteriöses Tor in eine andere Welt geben …
Die Serie „Der Marquis von Anaon“ ist eine echte Comic-Überraschung. Szenarist Fabien Vehlmann vermischt geschickt Legende und Wirklichkeit: Auf der einen Seite gibt es den Aberglaube der Dorfbewohner über den Oger, andererseits sind die toten Kinder eine bewiesene Tatsache. Und die Wahrheit über die Umstände des Ablebens der Kinder ist am Ende sehr grausam und sehr real …
Den Autoren gelingt es auf bemerkenswert Art, die düstere Atmosphäre auf der Insel Brac in Wort und Bild zu vermitteln. Die Zeichnungen von Bonhomme vermitteln auf wunderbare Weise die über der Insel schwebende Mischung aus Furcht und Angst, die sehr gut mit Vehlmanns Szenario harmoniert. Die Farbgebung trifft den Kern der Story und die ausgearbeiteten Charaktere sind sehr gelungen. Ausgezeichnete Arbeit ...
2. Die schwarze Jungfrau
Als sich Jean-Baptist Poulain dem verträumten, tief verschneite Puy-Marie, das von einer ansehnlichen Burg überragt wird, nähert, begegnet er einem Treck Bauern. Diese scheinen mit ihrem ganzen Hab und Gut aus dem Dorf zu flüchten. Kaum angekommen, erfährt er von einem Hausierer im Gasthof, dass in den vergangenen zwei Jahren jeweils zu Weihnachten, nicht weit von der Kapelle der schwarzen Jungfrau, zwei junge Mädchen auf grausame Weise getötet wurden. Besonderes Zeichen des Killers: die Füße und die Hände der Opfer waren verbrannt. Das Urteil der Einwohner steht bereits fest: Die Teufeleien können nur Hexenwerk sein …!
Als es zu einem dritten Mord kurz vor Weihnachten kommt, sind sich die Dorfbewohner sicher: Der Täter oder die Täterin ist jemand aus dem Kreis der Zigeuner, die jeweils zu Weihnachten ihre Wallfahrt zur der von ihnen verehrten schwarzen Madonna machen. Poulain, der dem Geheimnis auf der Spur ist, droht wegen seiner Ermittlungen selbst zum Opfer zu werden …
Vehlmann schafft in einer passenden winterlichen Landschaft eine eiskalte Atmosphäre, in der sich eine dramatische und düstere Geschichte voller Emotionen entwickelt. Das Finale des Albums ist am Ende genauso dramatisch wie die Verbrechen selbst. Der Szenarist spielt mit verschiedene Elementen wie dem Glauben an Gut und Böse, Vorurteile und menschliche Schwächen, von denen auch seine Figuren nicht frei sind.
Erneut eine schöne Geschichte. Wie in dem vorangegangenen Album stimmt der Rhythmus der Geschichte, die Farben und die Zeichnungen. Die unheimliche Atmosphäre ist spürbar. Die Auflösung des Geheimnisses ist spannend und überzeugend.
Ab der aktuellen Ausgabe ZACK 101 wird der vierte Band der Serie vorveröffentlicht.
Der Marquis von Anaon
Text: Fabien Vehlmann
Zeichnungen: Matthieu Bonhomme
Band 1: Die Insel Brac
SC, farbig, 48 Seiten
Salleck Publications, 12,90 €
Band 2: Die schwarze Jungfrau
SC, farbig, 48 Seiten
Salleck Publications, 12,90 €
Der Marquis von Anaon 1 kannst Du gerne hier [2] kaufen.
Der Marquis von Anaon 2 kannst Du gerne hier [3] kaufen.
Der Marquis von Anaon 3 kannst Du gerne hier [4] kaufen.
© Abbildungen: Salleck Publications + Autoren
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