Comic Radio Show

Die Blueberry-Chroniken 6

Rezensionen / Western
geschrieben von M.Hüster am 24.07.2007, 00:00 Uhr

Zwei Meisterwerke


Blueberry [1] Wie anders könnte man den Zweierzylus DIE VERGESSENE GOLDMINE und DAS GESPENST MIT DEN GOLDENEN KUGELN bezeichnen? Diese insgesamt 98 Seiten lange Story muss als herausragendes Meisterwerk der Comic-Literatur gewertet wird. Die Sage über eine geheime Mine mit einem unfassbar großen Goldschatz inspirierte bereits zahlreiche Schriftsteller und ist ein amerikanischer Mythos, der bis heute anhält und immer noch Abenteurer in die Superstition Mountains in Arizona treibt, um ihr Glück zu suchen.



Giraud scheint auf dem Gipfel seines Könnens zu stehen, ihm gelingt im Vergleich zu den vorherigen Alben eine weitere grafische Steigerung auf ein Niveau, das weder andere Comics seiner Zeit noch spätere Blueberry-Alben jemals wieder erreichen.

Zum Inhalt: Palomito ist ein kleines Grenzstädtchen wie viele andere Städte im Westen. Eine wilde Meute von Goldsuchern, Trappern und Desperados bevölkert diesen Landstrich. Eines Tages wird Blueberry von seiner Einheit abkommandiert, um vorläufig den durch Kugeln verletzten Marshall zu vertreten. Als Hilfssheriff steht ihm Jimmy McClure zur Seite (Die vergessene Goldmine).
In diesen gottverlassenen Ort verschlägt es auch den vermeintlichen Baron Werner Amadeus von Luckner, Nachfahre eines der ältesten preußischen Adelsgeschlechter. Er behauptet, die Lage einer sagenhaften Goldmine zu kennen. Die Sache hat nur einen Haken: Die Mine liegt auf dem Berg der Geister, dem heiligen Berg der Apachen und damit mitten im Indianergebiet.
Nachdem sich herausstellt, dass er nicht nur seinen ehemaligen Partner Barnett übers Ohr gehauen hat, sondern auch noch für den Tod eines gewissen Purdy Handsom verantwortlich ist, braut sich Unheil zusammen: Der in Schutzhaft sitzende Luckner soll vom aufgebrachten Mob gelyncht werden, kann dem aber durch eine Finte entgehen.
Blueberry
Unterdessen interessieren sich auch noch andere zwielichtige Gestalten für Luckner. Es sind die Kopfgeldjäger Wally Blount und Cole „Crazy“ Timbley.
In seiner Not schlägt Luckner, während einer kurzen Abwesenheit von Blueberry, McClure einen Deal vor: Einen Anteil von fünfzig Prozent an der Goldmine gegen seine Freiheit. McClure nimmt, geblendet vom Gold, Luckners Angebot an und beide setzen sich aus Palomito ab.

Blueberry heftet sich an ihre Spur. Aber auch die Killer Blount und Timbley nehmen die Verfolgung auf, denn sie sind nicht nur hinter Luckner her, sondern ebenfalls auf die Goldmine scharf. Doch der Weg zum heiligen Berg ist weit und führt durch ein Wüstengebiet mit nur wenigen Wasserstellen.

Blueberry und McClure, die beiden Killer Cole und Wally, Prosit Luckner und das geheimnisvolle Gespenst liefern sich einen Kampf, der zahlreiche Opfer fordert.
Blueberry
Die Handlung in „Die vergessene Goldmine / Das Gespenst mit den goldenen Kugeln“ konzentriert sich auf sechs Personen. Beide Bände behalten zunächst einen gleichmäßigen, getragenen, harmonisch aufgeteilten Text-Bild-Rhythmus bei, der sich erst im zweiten Teil der Geschichte beschleunigt.
Die Panels von Giraud werden immer gewagter: Länge-Breite-Verhältnisse werden immer extremer, die Bilder strecken sich in jede Richtung, eine grandiose Innovation in der Comic-Welt.
Einstellungs- und Schnitttechnik erinnern an die Raffinesse der Italo-Western eines Sergio Leone. Wie dieser verleiht Giraud in ausgefeilten Großaufnahmen Gesichtern den Rang einer Landschaft. Er setzt auf Details. In diesem Zweizyklus werden Leiden und Todeskampf ausführlich dargestellt. Das gilt für Wally, der von einer Klapperschlange gebissen wird, und vor allem für seinen Kompagnon. Mit der Szene, wo Crazy niedergestreckt wird, nähert sich Giraud am stärksten dem Italo-Western. Noch während Crazy Timbley fällt, das linke Knie in der Schwebe, bricht der Blick, er zuckt im Todeskrampf zusammen.

In der 14-seitigen Kurzgeschichte „Donner über der Sierra“, 1968 für das Taschenbuch Super Pocket Pilote entstanden, geht es fast slapstickmäßig zu. Mike soll gefährliche Desperados dingfest machen, die sich um Fort Navajo herumtreiben. Doch als er vom Kommandanten den Auftrag erhält, hat er die Sache längst erledigt. Das lässt ihm Zeit, in der nahegelegenen Stadt seinem liebsten Hobby nachzugehen: Dem Pokerspiel ...
Blueberry

Auch dieser Band der Chroniken enthält wieder auf 6 Seiten redaktionelles Material mit historischen Fotos + die zwei Artikel "Goldfieber" und "Der wahre Baron Luckner und das Gold der Apachen".
Sehr schön, dass auch die vier gegenseitigen Hommage-Seiten von Giraud/Morris Eingang in diesen 6. Band gefunden haben.

Diese ultimative Blueberry-Serie macht einfach Spaß. Und Achtung!: In der nächsten Comixene von JNK gibt es wieder einen "Tombstone Epitaph"!



Die Blueberry Chroniken, Band 6
Leutnant Blueberry: Die vergessene Goldmine, Das Gespenst mit den goldenen Kugeln, Donner über der Sierra

Text: Jean-Michel Charlier
Zeichnungen: Jean Giraud
Ausgabe: Hardcover, farbig, 132 Seiten
Ehapa Comic Collection, 29,-- €



Die Blueberry-Chroniken 9 kannst Du gerne auch hier [2] kaufen.

Die Blueberry-Chroniken 8 kannst Du gerne auch hier [3] kaufen.

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Die Blueberry Chroniken, Band 6 HIER [5] gerne kaufen.

Die Blueberry Chroniken, Band 5 kannst Du hier [6] gerne kaufen.

Blueberry-Chroniken 4 kannst Du hier [7] gerne kaufen.

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© Abbildungen: ECC + Autoren

Textquellen: Ein Yankee namens Blueberry
(Autor: Daniel Pizzoli)
ECC, ISBN 3-7704-0558-7






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