Comic Radio Show

Hino Horror 1, Red Snake

Rezensionen / Mangas
geschrieben von Martaeng am 02.07.2007, 00:00 Uhr

Das große Kribbeln Teil 1

Hino Horror 1, Red Snake [1] „Ich wollt’ ich wär ein Huhn, ich hätt’ nicht viel zu tun...“ hat sich so mancher schon mal in Anlehnung an das Comedian Harmonists Lied gedacht. Täglich ein Ei und Sonntags auch mal zwei. Wenn sich aber die eigene Großmutter in ein Nest aus Zweigen setzt, einen Besen an den Hintern klebt, damit es hühnerhafter aussieht und versucht Eier zu legen, wird die Angelegenheit problematisch. In dieser Situation liegt es nahe, die weißen Männer mit den gemütlichen Jacken zu rufen. Über eine solche Möglichkeit verfügt der Junge in Hideshi Hinos Horror-Manga Red Snake leider nicht. Umso mehr scheint es eine vortreffliche Ausgangslange für einen klaustrophobischen Comic zu sein.

Hino Horror 1, Red Snake
Nicht nur Großmutter scheint verrückt zu sein. Alle Mitglieder dieser Familie bringen illustre Spleens ins gemeinsame Familienleben ein. Abgesehen vom Erzähler, einem kleinen Jungen, der sich nichts sehnlicher wünscht, als das merkwürdige Haus zu verlassen. Ein absolut nachvollziehbarer Gedanke, denn in den Wänden scheint das Böse zu lauern. Aber eine Flucht ist leichter gesagt als getan. Alle Versuche enden in einem undurchdringlichen Wald, der mindestens genauso bedrohlich wie das Haus selbst ist. Egal wie weit man zu fliehen versucht, irgendwann kommt man wieder am Ausgangspunkt der Reise an. In diesem großen Haus sind die Zimmer nur zum Teil bewohnt, weil der andere Teil durch einem riesigen Spiegel versperrt wird. Tja und der eiterbeulige Großvater klärt uns darüber auf, dass der Spiegel das Tor zu einer dämonischen Welt ist. Also lieber nicht zu lange hineinschauen, geschweige denn hindurchgehen. Man kann vielleicht schon ahnen, wie die Geschichte jetzt weitergeht. Richtig! und die titelgebende rote Schlange hat eine entscheidende Funktion in diesem Manga. Es ist eine blutige Funktion, ein Schlachtfest, eine Orgie.
Hino Horror 1, Red Snake
Aus der Perspektive eines unschuldigen Kindes entwickelt Hideshi Hino seine Geschichte von der roten Schlange. Die gängige Kategorisierung von Gut und Böse ist vollständig aufgehoben. Hier gibt es keine Helden, die sich im ehrenhaften Kampf gegen die Schergen des Schreckens beweisen müssen. Die Täter sind gleichzeitig Opfer und umgekehrt. Jeder kämpf gegen jeden, alle Mittel sind recht. Nur der Junge hat sich seine Unschuld bewahrt, kann sich aber dem Wahnsinn nicht entziehen.

Hideshi Hino wuchs im Tokio der Nachkriegszeit auf. Die Bilder seiner Jugend sind von Zerstörung geprägt. Das merkt man an jeder Zeichnung. Alles ist bedrohlich, niemand kann entkommen. Red Snake ist zweifellos spannend und furchteinflößend, aber auch ausnehmend brutal und sicherlich nichts für schwache Nerven. Es ist ein bildgewaltiger, drastischer Reigen des Grauens. Im Mittelalter wäre man für solche Phantasien gewiss verbrannt worden. Hideshi Hino riskiert einen Blick in die Abgründe des Menschseins und lässt den Leser mit Ratlosigkeit und Gänsehaut zurück. Eine Melange aus Kafka und Poe, abgerundet mit einer Messerspitze Texas Chainsaw Massacre.
Hino Horror 1, Red Snake

Hino Horror 1, Red Snake
Zeichnungen und Text: Hideshi Hino
Taschenbuch (broschiert), 192 Seiten, s/w
Verlag Schreiber & Leser, 10,00 €


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© Abbildungen: Verlag Schreiber & Leser


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