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TAMALA 2010 – A PUNK CAT IN SPACE

Rezensionen / Film & TV
geschrieben von Martaeng am 15.06.2007, 00:00 Uhr

Achtung: Kunst


TAMALA 2010 – A PUNK CAT IN SPACE Regisseur David Lynch hat den westlichen Cineasten diverse Male gezeigt, dass ein Film nicht unbedingt rational nachvollziehbar sein muss. Konsequenter Handlungsaufbau, Spannungsbogen und ein logisches Ende sind keine zwangsläufigen Bedingungen, um einen Film sehenswert zu machen. Fernöstliches Kino ist uns da ein paar Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus. Das ist beileibe kein Geheimnis. Aber was das japanische Regisseur-Duo trees of Life (t.o.L.) im Animationsfilm TAMALA 2010 präsentiert, ist selbst für geübte Blicke äußerst ungewöhnlich.

TAMALA 2010 – A PUNK CAT IN SPACE
Diese Produktion aus dem Jahre 2003 als Film zu bezeichnen, wäre nur die halbe Wahrheit. Es ist ein Film, gewiss. Mehr noch ist es ein surrealer, halluzinogener, verschwörungstheoretischer, alle Deutungsmuster sprengender Trip in die Zukunft. Kurz: Es ist Kunst. Kunst an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.

Wir befinden uns im Jahre 2010 (nach Katzenzeitrechnung!). Der Konzern Catty & Co will die Macht über die Galaxis erlangen. Catty & Co ist eine Art pervertiertes Sinnbild des Kapitalismus. Von Tomatensuppe und Gedächtnispillen, bis hin zu Softdrinks (Catty Diet), kann der Konzern jedes nur erdenkliche Bedürfnis befriedigen. Nebenbei kontrolliert er auch noch sämtliche Kommunikationswege und hat so alle Macht über die Beziehungen zwischen den Katzen. Die Anspielung ist (vielleicht zu?) offensichtlich: Wer kennt ihn nicht, den Merchandise-Giganten Hello Kitty, mit seiner Vielzahl an sinnfreien Produkten, der hier sein fiktionales Pendant hat?
Und hier kommt das Kätzchen Tamala ins Spiel, die eine frappierende Ähnlichkeit mit der Werbefigur von Catty & Co hat. Sie ist erst ein Jahr alt und, auch wenn der Vergleich hinkt, spitz wie Nachbars Lumpi. Tamala macht sich auf den Weg zum Sternbild Orion, um ihre Katzenmutter kennen zu lernen und strandet unterwegs auf dem Planeten Q. Dort trifft sie auf den Kater Michelangelo und gerät mit ihm in die Wirren eines kriegerischen Konfliktes zwischen Katzen und Hunden.
TAMALA 2010 – A PUNK CAT IN SPACE
Über allem steht die Frage: In welchem Verhältnis steht Tamala zu Catty & Co? Welche Absichten verfolgt der Konzern auf Planet Q? Nur so viel sei gesagt: Die erste Hälfte des Films ist pure Verwirrung. Fragen werden aufgeworfen, Rätsel werden gestellt, freilich ohne, dass sie beantwortet oder gelöst werden. Dann, Deus ex machina, sorgt ein Wissenschaftler für Aufklärung und den längst ersehnten Aha-Effekt. Zwar sind auch danach nicht alle Fragen beantwortet, aber die Nebelschwaden der Unklarheit lichten sich.

Tamala 2010 ist insgesamt eher ein Experimentalfilm und steht im Spannungsfeld von Begeisterung und Langeweile. Statische Animationen und stark reduzierte Mimik sind eben auch nicht jedermanns Sache. Technisch ist die DVD ohne Mangel. Die Extras sind sehenswert, aber nicht überragend. Es ist eben keine Filmkunst, sondern ein Kunstfilm. Und Kunst ist nur selten verhandelbar.
TAMALA 2010 – A PUNK CAT IN SPACE

TAMALA 2010 – A PUNK CAT IN SPACE
Rapid Eye Movies
Japan 2003
Regie: t.o.L. (trees of Life)
Laufzeit: 92 Min., FSK: 12
Sprache und Ton: Deutsch DD 5.1, Japanisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch (optional)
Bild: 1,77:1 (16:9)
Extras: Musikvideos, 3D-Animationen, Trailer

© Abbildungen: Rapid Eye Movies



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