Comic Radio Show

Hicksville von Dylan Horrocks

Rezensionen / Independent
geschrieben von jochen am 16.10.2012, 08:24 Uhr

Comics am Ende der Welt



Hicksville [1]Es gibt ja Comics, die man schon ewig im Leseregal stehen hat, die sind gerne mal etwas dicker oder die Grafik spricht einem nicht so richtig an. Bei Hicksville von Dylan Horrocks galt beides. Jetzt habe ich diesen inzwischen 10 Jahre alten Comic endlich gelesen und mich fast ein wenig geärgert. Darüber, dass ich diese wunderbare Geschichte nicht schon früher gelesen habe.

Die Geschichte spielt größtenteils in Hicksville, einem klein, etwas mehr als abgelegenen Ort an der Nordostküste Neuseelands. Weltweit bekannt als der Geburtsort von Comicgigant Dick Burger, Mehrfach-Millionär und wichtigste Person in der amerikanischen Comic-Industrie.

Nun man sicht ein Comic-Journalist auf Recherchereise und erlebt seltsames. Hicksville ist keine normale Kleinstadt. Die Bibliothek hat Action Comics komplett, mehrfach, aber auch Khalkha Komiks, das Magazin aus der Mongolei. Der Postbote diskutiert über englische Mini-Comics, und auch sonst sind Comics in der normalen Alltagswelt mehr als präsent. Nur irgendwie mag keiner Dick Burger, im Gegenteil.

Hicksville

Es ist sicherlich ein etwas merkwürdige Geschichte, die Horrocks hier erzählt, aber er schafft es die Charaktere und auch den Ort real werden zu lassen. Die einsame Landschaft und das Meer sind irgendwie immer präsent, nur mit diesem Gefühl der Abgeschiedenheit funktioniert die Geschichte über das geheime Mekka der Comic schaffenden. Dort in der letzten Ecke Neuseelands könnte so ein Ort vielleicht wirklich existieren. So ist es nicht nur eine Geschichte über Comics, sondern auch über Neuseeland. Auch die, für dieses Land nicht ganz untypische, Einbindung der Maori-Kultur in das Geheimnis des Ortes und seiner Bedeutung für die Comic schaffenden passt einfach. Sie lässt die Geheimhaltung des Inneren des Leuchtturms und warum keiner über das Vergehen Dirk Burgers in diesem Zusammenhang reden will glaubhaft erscheinen.

Hicksville

Ursprünglich wurde der Comic über mehrere Jahre veröffentlicht, den Zeichnungen sieht man dabei auch die Entwicklung Horrocks an. Am Anfang noch ein eher leichter cartoonhafter Strich wird dieser später breiter, dunkler und wirkt so stimmungsvoller. Dabei spielt Horrocks im Comic mit Geschichten in der Geschichte, die von Charakteren aus Hicksville geschaffen worden, hierbei wäre wohl etwas mehr Vielfalt im Stil noch effektvoller gewesen.

Vermutlich verliert der Comic an Reiz für den unregelmäßigen Leser von Comics, insbesondere amerikanischen, es sind doch viele Anspielungen vorhanden und implizit vorausgesetztes Hintergrundwissen. Aber insgesamt ist dies ein äußerst empfehlenswerter Comic, der Comicleidenschaft und die Atmosphäre Neuseelands wunderbar beschreibt.

Warum ich mich auch besonders geärgert habe ihn nicht schon früher gelesen zu haben ? Dann hätte ich nämlich im letzten Neuseeland-Urlaub dort vorbeischauen können, in der Bibliothek von Hicksville gäbe es schon so ein paar Comics, die den Umweg wert gewesen wären.



Hicksville
von: Dylan Horrocks
250 Seiten,
Drawn & Quarterly US$19.95
Reprodukt 24 Euro



Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...

kann man ihn auch gerne hier kaufen (englisch) [2] oder oder auf deutsch. [3]

LESEPROBE zu Hicksville bei Reprodukt [4]



(c) der Abb.: mit freundlicher Genehmigung: Reprodukt Verlag und Autoren

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