Comic Radio Show

Das Leben von Hergé: Teil 1

Hintergründe / Franko/belgisch
geschrieben von M.Hüster am 30.03.2006, 00:00 Uhr

Hergé und seine Comics


Georges Remi 1912
"Mit mehr als 165 Million Büchern weltweit gehört die Comic-Serie Tim und Struppi des belgischen Zeichners Georges Remi alias Hergé zu den erfolgreichsten Vertretern der Welt der bunten Bilder. Allein in Deutschland wurden seit 1967, als sich der Carlsen Verlag der Publikation von Hergés Comics annahm, über 12 Millionen Exemplare in deutschen Buchhandlungen verkauft, und für alle jungen und jung gebliebenen Leser zwischen 7 und 77 Jahren sind die pfiffigen Einfälle des Reporters Tim und die deftigen Sprüche von Kapitän Haddock längst ein Stück Kulturgut geworden."

(Zitat aus ‚Ein Blick ins Atelier Hergé‘, Ausstellungskatalog Wilhelm-Busch-Museum Hannover, Éditions Moulinsart, 2001)

Die frühen Jahre
Tim und die Alpha-Kunst
Georges Remi wurde am 22. Mai 1907 als erstes Kind von Elisabeth Dufour und Alexis Remi geboren. Als zweites und letztes Kind der Familie Remi erblickte sein Bruder Paul 1912 das Licht der Welt.
Seine Entwicklung zum großen Zeichner entsprach der vieler berühmter Comic-Autoren: Schon früh zeigte Remi Interesse am Malen und Zeichnen. Die ältesten erhaltenen Zeichnungen stammen aus dem Jahre 1912 und befinden sich auf der Rückseite einer unbenutzten Postkarte, auf der eine Dampflok, Waggons, ein Lokführer und ein Auto zu sehen sind.
Er wuchs mit französischen Bilderbüchern von Benjamin Rabier und illustrierten Abenteuerromanen auf (Voyages Excentriques), entdeckte die Abenteuer der Pieds-Nickelés von Louis Forton im Magazin L’Epatant und bekam durch seine Mutter bereits früh Kontakt zum Medium Kino. Die Erlebnisse dieser frühen Jugendzeit hinterließen einen nachhaltigen Eindruck bei Remi.
Im Alter von sechs Jahren begann er am 29.09.1913 seine Schulzeit an der École Primaire Préparatoire à l’Athénée im Brüsseler Stadteil Ixelle. Er besuchte Grund- und Volksschule und setzte 1920 seine Schulausbildung schließlich auf dem Gymnasium am Institut Saint-Boniface fort.
An dem Institut, eine erzbischöfliche Schuleinrichtung in Ixelles, wurden Remis künstlerische Talente gefördert und entsprechend ausgebildet. Sein Interesse an Graphiken und dem Zeichnen entstand durch Reklametafeln, Schilder und Zeitschriften wie Lectures pour tous, in der viele Illustratoren ihre Arbeiten veröffentlichten.
Außerdem lass er erstmals Werke der klassischen Jugendliteratur, darunter Dumas und d’Ivoi. Aber auch Hefte mit Erlebnisberichten aus dem ersten Weltkrieg und Wildwestromane gehörten zu seinem Lesestoff.
1921 trat er der Pfadfindergruppe des Gymnasiums bei und bezog künftig als Mitglied der Katholischen Pfadfinder Belgiens das Pfadfinder-Magazin der Schule Jaimais Assez und die Monatsschrift der belgischen Pfadfinder: Le Boy-Scout.
In den Sommerferien 1922 nahm er mit den Pfadfindern an einer längeren Reise durch Deutschland, die Schweiz, Norditalien und Österreich teil, natürlich nicht ohne sein Skizzenbuch, in dem er Aufenthaltsorte und besondere Erlebnisse festhielt. 1924 wurde Remi Mitglied des Atelier de la fleur de Lys, einer Kunstgruppe seiner Schule, die sich mit Illustrationen befasste.
Tim und die Alpha-Kunst
Nachdem er in den Pfadfinderzeitungen bereits verschiedene Titellogos, Schriftgraphiken und Illustrationen veröffentlicht hatte und immer wieder andere Signaturen benutzte, verwendete er 1924 erstmals in der Dezember-Ausgabe von Le Boy-Scout ein Pseudonym, mit dem er fortan sein gesamtes Zeichenwerk signierte: Hergé, den umgestellten Initialen von Georges Remi (RG).
Herausgeber der Zeitschrift war René Weverbergh, Buchhändler bei der Librairie Coloniale in Ixelle, Scoutmaster der Gruppe Saint Boniface und Bezirkskommissar der Katholischen Pfadfinder Belgiens für die Region Brüssel.

Anfang 1925 erschien in Le Boy-Scout L’Épluchement (Zwei einfarbige Bilder) und in dem wöchentlichen Jugendmagazin Le blé qui lève wurde im April die erste Bildergeschichte von Hergé veröffentlicht: Histoire sans paroles. Die vier Bilder ohne Text zeigen ein witziges Ereignis. Im gleichen Jahr beendete er seine Schulzeit und nach einem weiteren Urlaub mit den Pfadfindern in der Schweiz und Italien begann er im August seine berufliche Laufbahn in der Konfektionswerkstatt von Roye-Waucquez.
Tim und die Alpha-Kunst



Quellen:
Tim und Struppi Alben des Carlsen Verlags Hamburg, Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier Hergé / Ausstellungskatalog Wilhelm-Busch-Museum Hannover (Autoren: Bernhard Mensch, Hans Joachim Neyer, Peter Pachnicke, Volker Hamann), Die Abenteuer von Hergé (Autoren: Bocquet, Fromental, Stanislas, Carlsen Comics), Hergés Universum (Sonderheft der REDDITION, Autoren: Volker Hamann, Johannes Stawowy, Stefan Schmidt), Ausstellungskatalog des Belgischen Comiczentrums CBBD in Brüssel

© aller Abbildungen: Hergé / Moulinsart – Casterman – Éditions Reporter – Carlsen Verlag GmbH Hamburg.




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