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Die Odyssee des Giuseppe Bergmann

Rezensionen / Schwarz-Weiss
geschrieben von M.Hüster am 04.05.2005, 00:00 Uhr

Milo Manaras Odyssee


Milo Manara: Die Odyssee des Giuseppe BergmannMit "Die Odyssee des Giuseppe Bergmann" erschien beim Münchener Verlag Schreiber & Leser ein ungewöhnlicher, aber dennoch bemerkenswerter Band des italienischen Comic-Autors Milo Manara.

Manara, vor allem bekannt wegen seiner sehr erotischen Zeichnungen, schildert hier eine Abenteuergeschichte, die der Schiffbrüchige Giuseppe Bergmann nach seiner Rettung erlebt. Immer wieder lässt er die Protagonisten in der Handlung den klassischen Figuren der Odyssee an historischen Plätzen begegnen. Und für die Fans nackter Haut: Natürlich bleibt Manara auch in diesem Album seiner Berufung treu. Es gibt reichlich davon zu sehen ...

Milo Manara: Die Odyssee des Giuseppe Bergmann
Giuseppe Bergmann ist wie Odysseus ein Schiffbrüchiger. Er treibt im Nebel auf dem Meer, wird jedoch schon bald von einem Segelboot aufgenommen. An Bord befinden sich zwei junge Frauen und ein alter Professor, der offensichtlich geistig verwirrt ist und unbedingt die Odyssee nachvollziehen will.
Außerdem ist er davon überzeugt, der wieder geborene Odysseus zu sein. Ihm zur Seite steht eine junge Frau, die nicht weniger spleenig ist wie der Professor selbst. Der Professor hält sie für die Tochter von Hermes und Aphrodite.
Die zweite Frau an Bord steuert das Segelboot und wird Skipper genannt. Scheinbar die einzig „Normale“ an Bord. Die Verrücktheit des Professors scheint ansteckend zu sein, denn auch Bergmann hat bald seltsame Visionen, in denen ihm Odysseus persönlich erscheint.
Milo Manara: Die Odyssee des Giuseppe Bergmann
Manara bezeichnet Bergmann in einem persönlichen Kommentar zum Album als sein grafisches alter ego. Außerdem schildert der Autor seine Gedanken zur Handlung, in der die Grenzen von Traum und Wirklichkeit verschwimmen.
Manara: „Der Tod nimmt in meiner Erzählung einen breiten Raum ein. Natürlich belastet mich der Tod von bewunderten und verehrten Menschen und guten Freunden. (...) Zudem ist er unausweichlich. Irgendwann müssen wir uns ihm alle stellen.(...) Das letzte Panel (die Möwe) ist eine grafische Hommage an eins meiner Vorbilder. Hugo Pratt war einer der seltenen Menschen, die ihre Träume leben, auf der Suche nach Abenteuer und Freiheit.“

Der Flug der Möwe soll den Wunsch des Autors Manara zum Ausdruck bringen, dass Giuseppe Bergmann noch viele Abenteuer erleben soll. Und tatsächlich fühlt man sich nicht nur durch die Möwe an Pratt erinnert. Vor allem der Held erinnert mich an Pratts einsamen Weltenbummler Corto Maltese.

Einige Elemente der Geschichte könnten aber auch von Moebius stammen. Bikertreffen mit lüsternen und drogenberauschten Damen und Herren dürften aber wohl eher Manaras Erinnerungen an die Flower-Power-Zeit der Endsechziger entspringen.


Die Odyssee des Giuseppe Bergmann
Text und Zeichnungen: Milo Manara
HC, 68 S.,
Comic: schwarz/weiß, vierfarbige Drucke in der Einleitung,
Schreiber und Leser, 17,95 Euro

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