Comic Radio Show

Jackpot Baby

Rezensionen / Independent
geschrieben von jochen am 24.10.2003, 00:03 Uhr

Gewonnener Versuch


Jackpot Baby Beim Berliner Comicfestival ist mir unter anderem das Fanzine Jackpot Baby in die Hände gefallen. Rein äußerlich verdient es schon mal gute Noten, schön gestaltet, vernünftiger Druck, durch einen Bucheinband liegt es sehr angenehm in der Hand. Inhaltlich bekommt man eine Mischung aus Comics, autobiographischen Erzählungen, und Artikeln und Interviews über und mit Musikern vorgesetzt.

Manchem dürfte da schon das Interview mit Wir sind Helden genug Grund sein nach diesem Band zu suchen. Aber auch den Cardigans und den Sternen wird interessantes entlockt. Diese Abteilung passt. Die weiteren Textbeiträge sind meist lesenswert ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen, dann es gibt ja auch noch Comics.
Jackpot Baby
Für diesen Schwerpunkt zeigen sich dabei zwei der vier Macher hinter dem Ganzen verantwortlich, Stephanie Dietz und Christopher 'Piwi' Tauber, letzterer ist ja schon bei InterView: Popcomics mit einer oft gelungen Verbindung zwischen Musik- und Comicszene aufgefallen. Früher haben

die beiden mit dem Fanzine "Paranoid" eine ähnliche Mischung veröffentlicht, wenn mich meine Erinnerung bezüglich des Inhalts jetzt nicht trügt, und sich jetzt für das neue Projekt mit den Leuten von "Wacka Wacka" zusammengetan.

"Geburtagsgrüsse" von Stephanie Dietz hinterlässt einen eher gemischten Eindruck. Die Geschichte, die mit Einsamkeit, Sehnsüchten, den Schwierigkeiten aber auch Möglichkeiten des sich Kennenlernens zu tun hat ist dabei nicht das Problem. Auch die formale Umsetzung in einen Comic geht in Ordnung, was Panelaufteilung, Wahl des Bildinhalts, Perspektiven und so angeht, die Geschichte wird in dieser Hinsicht sauber gestaltet und auch Atmosphäre und Gefühlslagen werden dadurch ansprechend übermittelt.

Mit den Zeichnungen selber habe ich allerdings meine Probleme, sie wirken ein wenig steif, die Köpfe sind mehr so aufgesetzt, der Strich fließt irgendwie nicht. Man gewinnt den Eindruck einer guten Comic-Autorin die mit einem Zeichenpartner deutlich mehr erreichen könnte.
Jackpot Baby
Der zweite längere Comicbeitrag ist wie erwähnt von Piwi und trägt den Titel "You're so Mummy Honey". Es geht um ein Pärchen, er Kritiker, sie Autorin mit akuter Schreibhemmung. Die beiden kabbeln sich allerliebst, besonders sie nutzt dies anscheinend gern zum Frustabbau angesichts ihres nicht vorhanden Schreibvorschritts. Ihr passt die Einladung zu einer Party einer erfolgreichen Autorin nicht so wirklich, aber wenn er unbedingt will...

Angekommen trifft man auf den unvermeidlichen Alkohol, gute Bekannte und merkwürdige männliche Unbekannte und aufreizendeweibliche Unbekannte. Letzteres führt zu Aktivitäten die nicht jeder Beziehung gut tun.

Das Piwi mehr als einen Zeichenstil beherrscht hat er ja schon in InterView gezeigt, seine Erfahrung macht sich auch hier bemerkbar. In dieser Geschichte spielt er viel mit der flächigen Wirkung von Schwarz als Gestaltungselement und natürlich auch Schatten. Was auch dessen gezieltes Weglassen einschließt. Sehr wirkungsvoll das Ganze jedenfalls. Auch schafft er es mit wenigen Strichen in den Gesichtern eine angemessene Bandbreite von Emotionen und derartigem darzustellen.

Weiterhin gibt es noch einen Zweiseiter von Naomi Fearn, der mir mehr zusagt als die paar Sachen, die ich bisher hier und da von ihr gesehen habe, und einen kurzen, merkwürdigen aber einen guten Eindruck erweckenden Comic von Florian Braun und Jan Ahrens.


Jackpot Baby 1
http://www.jackpotbaby.de
4 Euro, 128 Seiten


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