Comic Radio Show

Jason Lutes: Berlin

Rezensionen / Politik & Geschichte
geschrieben von M.Hüster am 11.10.2003, 00:01 Uhr

Ein Comic schreibt Geschichte


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Ende der zwanziger Jahre zieht es die Kunststudentin Marthe Müller in die pulsierende Metropole Berlin. An der Seite des Journalisten Kurt Severing erlebt die junge Frau hier Überschwang und Elend der Epoche und wird Zeugin der politischen Umbrüche in der niedergehenden Weimarer Republik. Mit der Serie „Berlin“ erreicht Jason Lutes (geboren 1967 in New Jersey, USA) den bisherigen Höhepunkt seines Comic-Schaffens.


Der gerade bei Carlsen-Comics erschienene Sammelband bildet den ersten Teil einer „Berlin“-Trilogie, deren Handlung im September 1928 einsetzt und im Januar 1933 enden wird. Der vorliegende Comicroman enthält die ersten acht Ausgaben der im Original auf 24 Teile angelegten Serie (bei Drawn & Quarterly, Kanada).

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Im Mittelpunkt der Story stehen die junge Kölnerin Marthe Müller, die nach Berlin geht, um bei Otto Dix Kunst zu studieren, und Kurt Severing, Journalist bei der Zeitschrift „Weltbühne“. Beide lernen sich gleich zu Beginn des ersten Bandes im Zug kennen, kommen sich immer näher und werden schließlich ein Liebespaar. Sie bilden den eigentlichen Rahmen des Romans.
In „Berlin“ gibt es auch noch eine ganze Reihe weiterer Nebenfiguren, die die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen jener Zeit in ganz unterschiedlichen sozialen Situationen erleben und folglich aus verschiedenen persönlichen Perspektiven nachzeichnen.
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So entsteht, ganz nach der Absicht des Autors, weniger eine konkrete zusammenhängende Handlung als vielmehr ein Portrait der Zeit und der Menschen.
Zu den interessantesten Nebenfiguren zählt Gudrun Braun. Als allein erziehende Mutter kämpft sie sich durch die Wirren der Zeit. Weniger aus Überzeugung als vielmehr durch ihren Überlebenswillen getrieben, und durch einen Bekannten ermutigt, schließt sie sich den Kommunisten an. Eine sehr schicksalhafte Entscheidung, wie sich später herausstellen wird.

Mit „Berlin – Steinerne Stadt“ gelingt dem amerikanischen Comic-Autor Jason Lutes ein kunstvoller historischer Roman in Bildern. Die Zeichnungen geben das Bild der Stadt in exakt recherchierten Darstellungen wieder. So wird „Berlin“ zu einem Comic-Werk mit einem überzeugenden zeitdokumentarischen Charakter.

Problematik und Art der Erzählung machen Berlin zu einem nicht ganz einfachen Comicstoff.

Rückblenden und häufige Szenenwechsel sorgen gelegentlich für Verwirrung. Der s/w-Druck trägt sehr gut dazu bei, dem Leser die Armut und das bedrückende politische Chaos stimmungsmäßig zu vermitteln.
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„Unverstellt, manchmal grausam, zeigt Lutes die soziale Realität der Zwischenkriegszeit auf.“ (Der Tagesspiegel)


Berlin, Band 1 von 3
Text und Zeichnungen: Jason Lutes
SC, s/w, 216 Seiten
Carlsen Comics, 14,00 €



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(C) der Abb.: Luthes und Carlsen


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