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Ruse

Rezensionen / Mystery/Krimi
geschrieben von M.Hüster am 25.09.2003, 00:03 Uhr

Kombiniere: Gute Detektivarbeit!


Ruse
Im Juli und September 2003 erschienen mit Ruse 1 und 2 die ersten beiden Ausgaben einer neuen Serie des CrossGen-Universums in Deutschland. Mit seiner Kult-Serie um Meisterdetektiv Simon Archard wandelt Autor Mark Waid auf den Spuren von Sir Arthur Conan Doyle (Autor von Sherlock Holmes). Ort der Handlung ist Partington, eine Hafenstadt im viktorianischen Stil mit Gaslight-Atmosphäre. In dieser Stadt, scheinbar eine Wiege der guten Sitten und der Vernunft, brütet dennoch das Verbrechen und so muss Archard immer wieder seinen genialen Verstand und nicht zuletzt auch die Hilfe seiner zauberhaften Assistentin Emma Bishop nutzen, um allen gerissenen Schurken den Garaus zu machen...


Ruse
Die Stadt Partington liegt nicht auf der Erde, sondern auf dem Planeten Arcadia, auf dem die Zeit des viktorianischen Englands gerade zu herrschen scheint. Gleich auf der ersten Seite von ‚Ruse‘ begegnet der Leser den Hauptfiguren der Serie: Dies sind der analytisch genialen Detektiv Simon Archer und seine nicht minder gewitzte Partnerin Emma Bishop. Beide sind gerade damit beschäftigt, den Mord an dem Bankier Charles X. Victor aufzuklären.


Als Täter wird dessen Partner Edgar Murchand entlarvt, der jedoch mit einer weiblichen Geisel über ein Dach zu fliehen versucht. Kurz bevor Murchand gestellt wird, droht seine Geisel durch ein Glasdach abzustürzen.


Bei deren Rettung zeigen sich bei Emma erstmals außergewöhnliche magische Fähigkeiten: Sie kann die Zeit einfrieren. Durch die Stimme eines Unsichtbaren wird sie ermahnt, nicht gegen die ‚Regeln‘ zu verstoßen, um nicht zu verlieren und damit das ‚Spiel‘ zu beenden. Außerdem hat Emma offenbar den Auftrag, Simon zu ‚unterrichten‘. Klingt alles sehr mysteriös.


Im weiteren Verlauf der Handlung findet auf dem Herrensitz von Lord und Lady Wainscott ein Ball zu Ehren der aus dem Reich Kharibast angereisten reichen und einflussreichen Baroness Miranda Cross statt, zu dem auch Simon und Emma geladen sind.


Die Baroness, die von ihrem hünenhaften Diener Antaeus begleitet wird, versucht bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit Archard, sich bei diesem einzuschmeicheln. Der Meisterdetektiv, cool wie immer, scheint jedoch kein besonderes Interesse an ihr zu zeigen. Emma und Miranda begegnen sich sehr kühl und distanziert. Noch ahnen Archard und Bishop nicht, in welche Schwierigkeiten sie durch


die Baroness noch geraten werden ...





Ruse
Tags darauf erhält Simon Archard in seinem Heim und Hauptquartier, eine verlassene Kathedrale im Northshire-Bezirk, Besuch von einem Hafenarbeiter. Dieser bittet ihn, einen Mordfall an den Docks aufzuklären, bei dem einer seiner Bekannten getötet wurde. Die Besonderheit des Falles erweckt Archards Interesse und so beginnt er mit Emma sofort im Hafen mit den Ermittlungen.


Nachdem sie im Zusammenhang mit dem Mord Drogenschmugglern auf die Spur gekommen sind, geraten die beiden in den folgenden dramatischen Entwicklungen in arge Bedrängnis: Gerade als Simon und Emma zusammen mit einem Polizisten ein verdächtiges Schiff, auf dem die verbotene Fracht vermutet wird, untersuchen wollen, explodiert an Bord deponiertes Dynamit, so dass die beiden im brennenden Schiffsrumpf gefangen sind. Erneut stoppt Emma die Zeit und trifft plötzlich auf Miranda Cross. Ganz offensichtlich verfügt auch sie über mysteriöse Kräfte. Sie scheint außerdem die Möglichkeit zu haben, Kräfte von Emma auf sich zu übertragen, sofern diese ihre Fähigkeiten anwendet.





Rasant geht es weiter: Nach einer gelungenen Flucht von dem brennenden Schiff gerät Archard in eine üble, von Miranda gegen ihn inizierte Intrige der führenden Mitgliedern der Gesellschaft wie Ian Perthaby (Partingtons reichster Bankier), Aubregine Wainscott (einflussreichster Geschäftsmann der Stadt), Bürgermeister Charleston Bullrond, Polizeichef Theopolous Thornton und Verleger Randolph Murchison, Herausgeber des Penny Arcadian, die sie mit Hilfe einer Droge beeinflusst.





Ruse
Auf dem Wohnsitz der Baronesse kommt es schließlich zum Showdown, nach dessen Ende Archard plötzlich verschwunden ist. Aber auch Miranda Cross ist nicht mehr auffindbar ...






... und so muss Emma in einer Mordserie, vorwiegend an Prostituierten, ganz alleine ermitteln. Es gelingt ihr, den Fall, in dem es überraschenderweise zwei Mörder gibt, zu lösen.





Schließlich lernt man Simon Archards früheren Partner Lightbourne kennen. Als Zauberer getarnt begeht er einen Mord. Ein Anschlag auf Archard scheitert durch Emmas eingreifen. Lightbourne gelingt es zu entkommen. Die Hintergründe für Lightbournes Handeln bleiben zunächst im Dunkeln ...





Die unterhaltsame Handlung, die zeitlich parallel zu den anderen CrossGen-Serien spielt (Mystic, Scion, Sigil, Crux, Meridian u.a.), ist eine faszinierende Hommage an Sherlock Holmes, voller beißendem Witz und bestechenden Dialogen.


Vor allem die Dialoge zwischen Simon und Emma sind es, die der Serie neben der historischen Szenerie einen ganz besonderen Charme verleihen.





Wichtiger Bestandteil der Serie ist die Beziehung der beiden Hauptpersonen zueinander: Der arrogante, völlig von sich überzeugte Simon Archard, der seine hübsche Assistentin selbst und ihre Leistungen nicht wahrnimmt oder herunterspielt und Emma Bishop, die zu jedem Zeitpunkt fest überzeugt ist, dass Simon ohne sie völlig aufgeschmissen wäre. Außerdem legt sie großen Wert auf die Feststellung, dass sie Archards Partnerin ist.





Ruse


In der Serie ‚Ruse‘, die zudem an ‚League of Extraordinary Gentlemen“ erinnert, stimmt die Spannung. Die Zeichnungen von Butch Guice sind stark und passen perfekt zur Kriminalatmosphäre und dem Stil der Story. Übrigens wurde Laura DePuy für die Farben bereits mit dem Eisner-Award ausgezeichnet !


Auch bei der Aufteilung der Panels, die überwiegend über zwei Seiten verlaufen, wagte das Kreativteam Experimente. Als Neueinsteiger muss man sich daran allerdings erst einmal gewöhnen.


Die Übersetzung von Steve Kups kann, ebenso wie das Lettering und Layout, überzeugen. Besonders gelungen: Die Optik der Damen.


Die Serie vermag zu fesseln, obwohl sie bisher, abgesehen von den magischen Kräfte von Miranda Cross und Emma Bishop (die sie ja bisher nur kurz einsetzte), völlig ohne übernatürliche Elemente auskommt.





Bleibt noch anzumerken, dass die Zeichnungen und Farben in der sechsten US-Ausgabe im Vergleich zu den Ausgaben 1-5 leider deutlich abfallen (anderes Zeichnerteam !).





Zum Thema Gezeichneter und Mentor: Ob es in der Serie welche gibt, wird sich wohl noch zeigen müssen ...





Ruse


Ruse 1 und 2


Text, Bleistiftzeichnungen, Tusche, Farben: Mark Waid, Butch Guice, Michael Perkins, Laura De Puy u.a.


SC, Prestige, je 72 Seiten


CrossGen-Comics, je 7,80 €





Ruse 1 enthält die US-Ausgaben 1,2, 3 (S. 1-16)


Ruse 2 enthält die US-Ausgaben 3 (S. 17-22), 4, 5, 6




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