Interview mit Donna Barr
Andri, das kleine Söhnchen von Kentaur Stinz wünscht sich nichts sehnlicher als Hufeisen! Bisher hiess es immer, er sei noch zu klein. Dann endlich, werden ihm die Eisen auf Weihnachten versprochen. Doch Andris Vorfreude wandelt sich bald in einen Alptraum, als ihm sein bester Freund Veit, erzählt, dass Hufeisen angeblich wehtun!
Anlässlich des neusten Stinz Heftes, ein kleines Interview mit der US-Zeichnerin Donna Barr!
STINZ ist eine der beiden grossen Serien, mit der US-Zeichnerin Donna Barr seit vielen Jahren die Indie-Comics in Übersee bereichert. Zu ihrer anderen Serie „The Desert Peach“ gibt es sogar ein Musical.
STINZ erscheint auf Deutsch bei Elmsfire Books, in einer von Donna persönlich autorisierten Übersetzung! Nach Band 1 „Weiber und Wölfe“ ist nun in diesem Monat Band 2 „Die Rappen“ erschienen. Auch diese Episoden wurden ursprünglich in der Paperback Sammlung „Horsebrush and other tales“ von Eclipse Books veröffentlicht.
Die in „die Rappen“ erzählten Geschichten sind ganz besonders beispielhaft für Donnas Fähigkeit, moderne Märchen für alle Altersgruppen in wundervollen, warmherzigen Bildern zu erzählen.
Donna Barr gehört zu den illustersten und bekanntesten Comic-Autorinnen der USA. Sie wurde bereits vielfach ausgezeichnet. Sie gewann:
*Den „Best Title, Ongoing Humor” der London’s Comic Creator’s Guild (1994)
*Den “Toonie” der Seattle’s Cartoonists Northwest. (1996)
*Den “Inkpot” des San Diego Comicon International (1996)
*De nCommunicator of Excellence, Fiction. der Washington Press Association. (1998 und 1999)
*Den Xeric Grant der Xeric Foundation (2000)
Diana: Donna; Deine Comics werden seit 1987 veröffentlicht. Wenn Du eine Art Bilanz ziehen müsstest, über Deine Karriere, wie würde die aussehen?
Donna: Ich habe noch zwei Jahre Zeit um reich zu werden. Danach bin ich eine Legende.
Diana: Kann man mit Comic-Zeichnen Deiner Meinung nach überhaupt reich werden?
Donna: Reich an Geld? Wahrscheinlich nicht. Obwohl es manchmal für eine Villa in Frankreich reicht. Reich an Freunden und Erfahrungen und dem Vermächtnis, dass man hinterlassen kann und dem vielen Guten, das man damit tun kann – ja! reich wie Rockefeller!
Diana: Was für ein Vermächtnis sollen Deine Werk hinterlassen?
Donna: Nun, sie haben schon Leute vom Selbstmord abgehalten. Sie haben den vielen Leuten klargemacht, was ihre Regierungen so treiben. Sie halfen mit, Homophobie zu kurieren. Sie brachten die amerikanische Nazi-Partei dazu, mich als Anti-Christen zu titulieren. Was will man mehr?.
Diana: Hier in Deutschland wird mal wieder heftig über die Zukunft des Independent-Comics diskutiert: Wie ist die Situation aus Deiner Sicht in den USA?
Donna: Die Kolleginnen die ich kenne haben es ganz gut: Carla Speed McNeil, mit "Finder." Madison Clell, mit "Cuckoo." Roberta Gregory, mit "Bitchy Bits." Du siehst, wenn es irgendwer schafft, diese Kunstform aus ihrem Nischendasein herauszuholen, dann sind es Frauen!
Diana: Das heisst, wir reden hier aber doch von einer Niche…
Donna: Ja, Nischen. du weißt schon; ein kleines Plätzchen zum Leben. Ein kleines Glied in der Nahrungskette. So wie die gezeichneten Bücher. (So nennt Donna die Comics, a.d.a) Sie sind in keinster Weise so anerkannt wie Romane oder sonstige Schreibkunst oder überhaupt wie irgendeine Kunst.
Autoren von gezeichnerten Büchern denken, dass einfach jeder weiss was der "Comics byers Guide" ist. Ihnen ist nicht klar, dass die meisten Leute noch nie was davon gehört haben. Oder vom „Comics Journal“
Diana: Lass uns über “STINZ” reden. Wie fing das mit dieser Figur an?
Donna: Man kann die ersten Samen der Stinz-Geschichten derzeit bei
www.moderntales.com [1] entdecken. Dort solltest Du Dir die “Black Manuscripts.” ansehen. Dort steht auch etwas über den Ursprung der Namen „Stinz“ und „Geiselthal“
Die Idee und die Figuren sind über die Jahre hinweg in mir gereift. Eines Tages schrieb ich eine Kindergeschichte mit dem Material, die sehr freundlich von den Verlagen abgelehnt wurde, allerdings mit der Aufforderung noch mehr einzusenden. Also schrieb ich die Geschichte neu und dann wurde daraus ein Fantasy für Erwachsene.
In dieser Geschichte war Stinz noch ein normaler Mensch mit zwei Beinen. Dann, in den „black Manuscripts“ machte ich aus Spass aus ihm einen Kentauren. Ich zeichnete kleine Episoden mit ihm und die weckten das Interesse der Verleger und schon war die Sache am Laufen – ich meine, am galoppieren!
Diana: Die Episode “Andris Weihnachtseisen” in Stinz 2 ist eine sehr sanfte Geschichte, die ohneweiteres auch für Kinder geeignet wäre. Aber es gibt auch Stinz-Episodenmit sehr harten Splatter-Szenen. Für welches Zielpublikum ist Stinz gedacht?
Diana: Für ein erwachsenes. Die Serie ist keinesfalls für Kinder gedacht. Es liegt allerdings dann an den Eltern, ob sie ein Werk auch ihren Kindern geben, oder nicht.
Ich selber habe diese Geschichten schon als Kind gemacht! Kinder haben Alpträume – und verbannen sie auf
Papier, damit sie sie in der Nacht gut wegschliessen können. Damit der schwarze
Mann nicht ums Haus schleicht. Ich selber habe fürchterliche Bilder gemalt und sie Nachts irgendwo eingesperrt. Glaub mir – ALLE Kinder praktizieren Voodoo. Eltern sollten herausfinden, ob ihr Kind solcherlei Voodoo nötig hat oder nicht, und dann ihre Entscheidung fällen.
Diana: "Andris Weihnachtseisen ist, wie gesagt,
eine absolut gewaltfreie Story. Glaubst Du, dass ein Erwachsener, der gerade
"Splatterhead"gelesen hat, überhaupt Spass daran haben kann?
Donna: Dir gefällt sie ja auch, obwohl Du erwachsen
bist, oder?
Diana: Point taken! Danke für das Gespräch.
Stinz Nr. 2 "Die Rappen" ist erschienen bei
Elmsfire Books [2]. Neben der Hauptgeschichte „Andris Weihnachtseisen“ findet man in dem Heft noch die kleine Episode „Keilerei“ wo von dem unglücklichen Zusammentreffens Stinz mit einem ungemütlichen, schwarzen Hengst berichtet wird.
Das Heft kostet 3 Euro. Porto: ein Euro innerhalb Deutschlands.
Dieses Interview wurde uns von CRS-Community-Mitglied Diana eingereicht.
Vielen Dank hierfür! Ich habe mir erlaubt die Bezeichnung CRS durch Diana zu ersetzen, weil die Comicradioshow das Interview nicht geführt hat. Ist zwar nett von Diana, aber wir wollen uns ungern mit fremden Federn schmücken!
Eure CRS Chefredaktion!
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