Comic Radio Show

Naomi Fairns

Comic-Macher / Deutsch
geschrieben von gruber am 09.07.2002, 00:05 Uhr

Naomi Fearn im Gespräch


Naomi FairnsIn Stuttgart eine feste Größe in der Szene, im Rest von Deutschland noch nicht so bekannt, wie sie es sein sollte (aber sicherlich über die Zeit auch wird), hat Naomi in diesem Jahr den zweiten Band von "Zuckerfisch" herausgebracht.


Diesmal allerdings nicht mehr bei Ehapa, sondern bei Zwerchfell, dem Großen unter den kleinen Verlagen. Das nahmen wir zum Anlass, mit ihr
ein paar Worte zu tauschen und sie besser kennen zu lernen - und natürlich sie auch euch bekannt zu machen. Unser Gespräch fassen wir hier zusammen.

Von ihrer Mutter bekam sie immer einen Comic mit einem Mädchen mit grossen Kopf und runde Haaren eingetrichtert (wenn ich jetzt noch
wüsste, wie der heißt) und konnte sie auswendig... (hm, ähnlich wie bei mir und Mafalda...), und als sie älter wurde entdeckte sie Doonesbury, Calvin and Hobbes und Berke Breatheds Bloom County. Ihre
Einflüsse sind also ganz klar die amerikanischen Comic Strips. (Dass sie von manchen in der franko-belgischen Tradition gesehen wird, überrascht sie doch sehr.) Also fiel es ihr nicht schwer, sich von dem one-pager Format vom ersten Zuckerfisch zum Stripformat zu bewegen, mit dem sie wöchentlich die Leser der Stuttgarter Zeitung erfreut.


Nebenbei studiert sie Kunst an der örtlichen Akademie und schlägt sich als Fotomodell und als Mitarbeiterin einer Videothek durch. In der
Akademie hat sie schon öfter ihre Comicarbeiten als Hausaufgaben eingereicht (vor allem den ersten Zuckerfisch).


Das Comicschreiben und -zeichnen fällt ihr nicht schwer. Zum einen gießt sie ihr Leben etwas verfremdet in die Comics (nein, einen Hasen hat sie
nicht, dafür eine Python, über ein Meter, Meter dreissig), zum anderen braucht sie für einen Strip - sobald die Idee da ist - "nur" drei Stunden.


Und "Ideen sind schnell da". Nur mit dem Erfinden von ganzen Geschichten wäre sie nicht so gut, meint sie. Dafür schreibt das Leben wohl die besseren Geschichten.


Schwieriger war die Kolorierung vom ersten Zuckerfisch und am Ende waren die Farben doch nicht ganz so, wie Naomi sie gewollt hatte. Nun
hat sie sich einen Pantone Fächer gekauft und schaut dort genau nach, welche Farbe sie benutzen möchte (Zur Erklärung: In einem Pantone Fächer sind Unmengen an Farben genannt und gezeigt, sowie auch die Unterschiede der
Darstellung der Farben zwischen Computermonitor und Drucker. Auch sind in einem solchen Fächer die genauen Kodierungen für Farben drin, so dass
am Ende die Farbe, die sich der Künstler wünscht auch der Farbe entspricht, die der Drucker nimmt - Die Red.). Außerdem hat sie im neuen Band nur wenige Strips selber koloriert. Das erspart immerhin 5-8 Stunden Arbeit am Tag.


Was die Fans angeht, so halten sich männliche und weibliche Fans die Waage (von wegen "Mädchencomic"), dabei wollen die Jungs meistens eine Zeichnung "für die Freundin". Jaja, na klar doch...


Naomi im GesprächZu Zwerchfell kam sie, nachdem die Verkäufe des ersten Zuckerfisches für die Entscheider bei Egmont Ehapa doch nicht gut genug waren. Die hatten erwartet, dass Zuckerfisch restlos ausverkauft sein würde. (Bei einer neuen Künstlerin, die sich ihren Namen aufbaut? Naja...) Zum Glück kam
sie ins Gespräch mit Stefan Dinter ("Die kleinen Mutterficker") von Zwerchfell. Jedoch wird sie weiterhin von den Ehapa Verantwortlichen kräftig
unterstützt. Immerhin.


Bei Zwerchfell veröffentlicht sie jetzt also das zweite Zuckerfisch als Sammlung der Strips der Stuttgarter Zeitung, plus Kommentare, plus Strips, die bisher unveröffentlicht geblieben sind. Und die "Mutterficker" haben auch einen Gastauftritt.


In Erlangen 2002 zeltete sie, eingehüllt in mehrere Decken und einen Schlafsack - man gönnt sich ja sonst nichts - und bezeichnete es sportlich als "roughin' it". Den Gerüchten zufolge kam im Zeltlager eh niemand vor 3:00 ins Bett...


Für die Zukunft würde sie sich wünschen, tatsächlich vom Comiczeichnen zu leben (Viel Glück!) plus "echte" Bilder zu malen. Und der nächste
Comic ist schon angedacht. Mit "Evil Twin" (Arbeitsname) will sie kurz mal weg aus der "Zuckerfisch"-Welt. Skizzen sind schon da, sie müssen nur fertig gestellt werden. Da lassen wir uns gerne überraschen... (aks)

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