Comic Radio Show

Daniel Düsentrieb wird 50

Hintergründe / Die Disneys
geschrieben von gruber am 27.04.2002, 07:06 Uhr

"Ich denke, also erfinde ich!"


Eine ausführliche Betrachtung zum besten Erfinder Entenhausens von Wolfgang J. Fuchs
Daniel Düsentrieb Genies, so heißt es, sind oft zerstreut. Daher könnte es gut passieren, dass auch Daniel Düsentrieb vergisst, dass er im Mai seinen 50. Geburtstag feiern kann. Wo ihm doch schon das genaue Datum entfallen ist. Aber Geburtstag bleibt Geburtstag, ob ihn der Jubilar vergisst oder nicht. Und deshalb darf, nein, muss auch Daniel Düsentrieb ein rundes Jubiläum begehen. Er wird nämlich im Mai 2002 tatsächlich schon fünfzig Jahre alt.

Daniel Düsentrieb Düsentrieb ist ein Ausnahmegenie. Er hat schon die kuriosesten Erfindungen gemacht, vom Dunkellicht über das Schwarzlicht bis hin zur schwebenden Hängematte, vom Materietransmitter über den Schalllöscher bis hin zum gnadenlos gründlichen Angelwurm. Dabei hat er nie Reichtümer angehäuft, sondern ist immer der bescheidene, ganz in seiner Arbeit aufgehende, geniale Tüftler geblieben, der er immer war.

Düsentriebs Erfindergeist hat eine Sonderstellung im Kosmos von Entenhausen. Aber er überragt die Mitglieder der Familie Duck nicht nur an Geistes- sondern auch an Körpergröße. Denn er ist groß gewachsen und eher schlaksig, ein Hühnervogel eben. Da er kein Duck mit Entenfüßen ist, zählt er zudem zu den Bewohnern Entenhausens, die nicht barfuß durchs Leben gehen. Daniel Düsentriebs von einem Haarkranz umwölkter Kopf wird obendrein gekrönt von dem charakteristischen gelben Hut, den er vermutlich nicht einmal im Schlaf ablegt. Düsentrieb trägt aber nicht nur Schuhe und Hut, sondern auch - in aller Regel - eine braune Hose, ein weißes oder hellblaues Hemd und eine schwarze Stoffweste. Das war nicht immer so: Bei seinen ersten Auftritten trug Düsentrieb noch ein rotes Hemd und eine blaue Hose.

Daniel Düsentrieb Düsentrieb ist nicht zuletzt wohl auch deshalb so genial, weil seine Geburt fast 15 Jahre gedauert hat. Für Düsentriebs Aussehen gab es nämlich schon lange vor seiner Zeit - und eher zufällig - ein Vorbild. 1937 wurde für den geplanten Duck-Film ?Interior Decorators? ein Vetter vom Lande gesucht, der Donald nerven sollte. Barks steuerte zur Entwicklung von "Golly Goose" zwei Entwürfe bei, eine dünnere und eine dickere Figur. Der Dicke wurde zu Gus Goose, der bei uns Franz Gans heißt. Die dünnere Gestalt zog sich schmollend in einen Winkel in Barks? Gedanken zurück und schlummerte dort, bis sie für eine Comic-Geschichte benötigt wurde.

Daniel Düsentrieb Barks hatte in seinen frühen Geschichten mit Donald Duck immer wieder einmal kleinere und größere Erfindungen und Tüfteleien vorgestellt, etwa wenn sich Donald und Nachbar Zorngiebel sehr einfallsreich mit Fußangeln und Selbstschussanlagen bekriegen. Das hatte seinen Grund darin, dass Barks selbst ein Tüftler war. Für die Geschichte Wie gewonnen, so zerronnen (in: Walt Disney's Comics and Stories Nr. 104, Mai 1949) dachte sich Barks eine Möglichkeit aus, wie Donald und die Neffen ein versunkenes Schiffswrack kostengünstig heben könnten. Donald und die Neffen pumpen Pingpongbälle in das Wrack, bis dieses von den Bällen nach oben getragen wird. Jahre später setzte ein skandinavischer Ingenieur diese Methode in die Wirklichkeit um. Obwohl er statt der Pingpongbälle Styroporkugeln benützte, konnte er sich die Methode jedoch nicht patentieren lassen, weil sie ja dank des Erfindungsreichtums von Barks schon längst bekannt war.

Daniel Düsentrieb Als Barks für Heft 140 der Reihe Walt Disney's Comics and Stories im Mai 1952 jemanden benötigte, der Gustav Gans einen seiner glücklichen Zufälle bescherte, ließ er - sehr zum Leidwesen von Tick, Trick und Track - auf fünf Bildern Daniel Düsentrieb vorbeihopsen. Donalds Neffen erkennen ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn für sie ist er nur "a Guy on a pogo stick" oder auf Deutsch: "jemand auf einer Hüpfstelze." Düsentrieb möchte hier, mit Hilfe eben dieser Hüpfstelze und eines umgeschnallten "Butterfasses", Sahne in Butter verwandeln, also sozusagen die herkömmliche Herstellungsmethode spielerisch abwandeln. Kein Wunder, dass diese Erfindung nicht funktionieren konnte und durfte. Aber schon im folgenden Heft hatte Daniel dann seine erste Hauptrolle mit der Erfindung der "Denkkästen", die Tieren das Reden ermöglichten. In Deutschland erschienen die beiden ersten Geschichten mit Düsentrieb zwar ebenfalls in zwei aufeinanderfolgenden Heften, nämlich in Micky Maus Heft 1 und 2 von 1953.

Daniel Düsentrieb Ursprünglich wollte Barks Daniel Düsentrieb nur äußerst selten auftreten lassen. "Hätte ich gewusst, dass ich einmal ein eigenes Heft mit Düsentrieb-Geschichten machen würde, hätte ich ihn nur etwa so groß wie Donald oder Dagobert gemacht", meinte Barks später einmal. "Dann wäre er leichter zu zeichnen gewesen. Er war ein großer, schlaksiger Hühnervogel, der nicht so einfach in die Bilder mit den Enten hineinpasste."

Nur den Namen Daniel Düsentrieb hat Barks nicht erfunden. Der stammt von Dr. Erika Fuchs, der genialen Grande Dame der Disney-Übersetzung. Der Name spielt auf ihren Mann an, von dem der heute klassische Düsentrieb-Satz stammt: "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör." Im Original heißt Düsentrieb - nicht minder witzig - "Gyro Gearloose." (sprich: Dschairou Gierlus, frei interpretiert hieße Daniel im Original "Schraubi Schraubenlocker").
Daniel Düsentrieb

Düsentriebs Karriere als regelmäßig in eigenen Geschichten auftretende Gestalt begann 1956 in Uncle Scrooge Nr. 13 mit einer ersten eigenen vierseitigen Geschichte. Von da an war er regelmäßig in Dagoberts Heft vertreten. Ab 1960 gab es, beginnend mit Four Color Nr. 1047 auch Düsentrieb-Sonderhefte (Barks Library Special Daniel Düsentrieb). Den Status als Zweitserie bei Dagobert verdankt Düsentrieb aber nicht etwa einer Laune von Carl Barks, sondern der amerikanischen Post.
Dell Comics, der Verlag, bei dem damals die Disney-Hefte erschienen, war vom Erfolg der ersten Uncle Scrooge-Hefte (zum Teil über 1 Million Auflage!) so begeistert, dass Onkel Dagoberts Erlebnisse regelmäßig erscheinen und auch im Abonnement verfügbar sein sollten. Voraussetzung dafür war aber das Privileg der ?second class postage?, die verbilligte Portogebühr des Postzeitungsdienstes. Um dieses vom Postmaster General zu bekommen, musste eine Zeitschrift laut einer Postverordnung vom 3. März 1879 (!) bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
Dazu gehörte, dass eine Abo-Zeitschrift nicht nur eine Geschichte beinhalten durfte, und dass in mindestens einer Geschichte, deren Länge einen bestimmten Prozentsatz des Heftumfangs betrug, eine andere Hauptperson auftritt. Ferner war mindestens eine Textseite vorgeschrieben. Andere Verlage lösten das Problem durch viele Werbe- und Leserbriefseiten. Bei Uncle Scrooge löste man es erfinderisch mit Daniel Düsentrieb.

Daniel Düsentrieb Bei den ersten beiden Düsentrieb-Geschichten für Uncle Scrooge Nr. 13 und 14 hatte man allerdings übersehen, oder Barks nicht gesagt, dass es keinerlei inhaltliche Überschneidungen zwischen Haupt- und Nebengeschichten geben durfte. Daher musste Barks in der ersten Geschichte Donalds Neffen in Mickys Neffen Mack und Muck verwandeln, in der zweiten wurde aus Donald der hundeähnliche Speedy (Otto). Selbst das bekannte Donald-Auto wurde leicht verfremdet und die Nummer 313 (erkennbar) in 818 abgeändert. Im Heft Uncle Scrooge - und nur dort - durfte Düsentrieb also den Ducks nie begegnen. Deshalb benötigte er einen anderen Ansprechpartner. So kam er zu seinem skurrilen drahtigen Helferlein mit dem Glühbirnenkopf.

Daniel Düsentrieb Daniel Düsentrieb ist eine Carl Barks sehr verwandte Seele. Denn fest steht, dass sich all die wunderlichen Erfindungen Düsentriebs letztlich der Tüftler Barks ausgedacht hat. 180 dieser Erfindungen sind allein in der Carl Barks Library aufgelistet. Die Liste geht von A bis Z: von abnehmbaren Wänden über Porträtierkameras und Telefonhörerhalter bis hin zur Zukunftskamera. Aber auch andere Autoren und Zeichner haben inzwischen zum Erfindungsreichtum Düsentriebs beigetragen. So machten etwa italienische Comicautoren Düsentrieb sogar zum Lieferanten von Masken, Flugstiefeln, einem Spezialfahrzeug und sonstigem superheldischem Schnickschnack für Donald Duck alias Phantomias.

Textquelle: Ehapa Verlag
Text: Wolfgang J. Fuchs
April 2002
(c)der Abbildungen: Disney

Daniel Düsentrieb Das Micky Maus-Magazin feiert Daniel Düsentriebs Geburtstag u.a. mit einer grandiosen Fortsetzungsgeschichte von Don Rosa in den Ausgaben Nr. 19 (EVT 2. Mai 2002) und Nr. 20 (EVT 8. Mai 2002).

Die Ehapa Comic Collection widmet Daniel Düsentrieb ein eigenes Album: "Dem Ingenieur ist nichst zu schwör"
Stories von Carl Barks und anderen.
56 Seiten Softcover, Format 21,6 x 28,7 cm,
Preis: Euro 8,60.
Erschienen im Mai 2002 im Buchhandel,
ISBN 3-7704-2739-9

Daniel Düsentrieb
"Den Düsentrieb" sofort hier bei Daniel Düsentrieb [1]Daniel Düsentrieb kaufen.

Der Beitrag kommt von Comic Radio Show
  http://www.comicradioshow.com/

Die URL für diesen Beitrag lautet:
  http://www.comicradioshow.com/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=1317

Die folgenden URLs sind im Beitrag enthalten:
  [1] http://www.amazon.de/exec/obidos/redirect?link_code=ur2&tag=diecomicradiosho&camp=1638&creative=6742&path=external-search%3Fsearch-type=ss%26keyword=daniel%20Duesentrieb%26index=blended