|
geschrieben von emha am
Sonntag, 24. Mai 2009
(24094 Aufrufe)
|
(*)
ZACK – Das gesamtdeutsche Kultmagazin
Wer erinnert sich nicht: Wir befinden uns im Jahre 1972. Genau genommen war es ein Tag des Monats April, an dem es das erste Mal erschien: ZACK, das Comic-Magazin!!!
Der Medien-Konzern Springer hatte den Koralle-Verlag gegründet, um u. a. im Comic-Bereich mit dem Jugendmagazin ZACK neue Leserzielgruppen zu gewinnen, die bisher durch Springer noch nicht erreicht wurden. Zielgruppe von ZACK waren die 12 bis 16-jährigen Jungen. Das blieb natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Auswahl der Comic-Serien: Es wurden vorwiegend Abenteuer-Comics aus den Genres Western (Leutnant Blueberry, Los Gringos, Comanche), Piraten (Der rote Pirat, Howard Flynn), Rennfahrer (Michel Vaillant, Julie Wood), Flieger (Mick Tangy, Dan Cooper), Agenten (Bruno Brazil, Gentlemen GmbH), Krimi (Rick Master) und SF (Luc Orient, Valerian) ausgewählt.
Das (Comic-) Material wurde weitestgehend durch Kooperations- und Lizenzverträge mit ausländischen Verlagen aus Belgien, Frankreich und Italien beschafft. Der Erfolg von ZACK, vor allem in den ersten Jahren, war auf das besondere Magazin-Konzept mit redaktionellem Teil und eben dem sehr guten Comic-Material zurückzuführen.
In den Jahren 1979 und 1980 erschienen auch französische-, flämische- und holländischsprachige Ausgaben von ZACK (SuperAs bzw. Wham!) für den franko-belgischen und holländischen Sprachraum.
Nach 291 Ausgaben wurde das Magazin-Projekt, das eine ganze Comic-Generation prägte, im Jahre 1980 schließlich beendet. Das Leserinteresse war aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch das Fernsehen geschwunden, aber auch die hohen Produktionskosten für die Comics konnten durch das Magazin nicht mehr erwirtschaftet werden. Seit Sommer 1999 wird das ZACK-Magazin durch den Berliner MOSAIK-Steinchen für Steinchen Verlag wieder herausgegeben.
1999: Die Rückkehr eines Comic-Magazin-Klassikers
Die Idee zum Relaunch des ZACK-Magazins hatte Martin Jurgeit, der 1999 erster Chefredakteur des MOSAIK-ZACK-Magazins wurde. In einem Interview im ICOM-Comic-Jahrbuch 2004 erinnert er sich: „Ganz konkrete Planungen, ZACK neu zu starten, existierten bereits seit Herbst 1980. Für mich war die Einstellung von ZACK ein wirklich traumatisches Erlebnis. Ich befand mich damals erstmals auf einem Auslandsurlaub in Österreich. Unsere Nachbarin arbeitete in einer Bäckerei, in der auch Comics verkauft wurden, und dadurch war sichergestellt, dass alle wichtigen Hefte für mich zurückgelegt wurden. Als ich dann aus Österreich zurückkehrte, freute ich mich schon darauf, vier Ausgaben von ZACK nachlesen zu können, habe dann aber kein einziges Heft mehr vorgefunden, weil direkt nach meiner Abreise ZACK eingestellt wurde. Ich war ca. 12 Jahre alt und habe damals auch noch wöchentlich bei Koralle angerufen und darauf bestanden, das Magazin wieder aufleben zu lassen. Ich hatte auch konkrete Ideen, wie das Magazin wieder belebt werden könnte und diese hatte ich über die Jahre immer im Hinterkopf.“
Es sollte jedoch noch viele Jahre dauern, bis Martins Idee realisiert wurde. 1998 nahmen seine Pläne konkrete Züge an, denn mit dem MOSAIK-Verlag (ZACK-Herausgeber: Klaus D. Schleiter) fand sich ein Partner, der bereit war, die ZACK-Pläne zu realisieren. Nach 19 Jahren ZACK-Abstinenz waren die Fans natürlich auf die Rückkehr „ihres Magazins“ gespannt.
Die ZACK-Redaktion stand damit einer großen Erwartungshaltung gegenüber. Zielgruppe des neuen Magazins sollten ja nicht nur alte Fans sein, auch neue junge Leser sollten für ZACK begeistert werden. Mit der ersten ZACK-Ausgabe Juli 1999 war es dann soweit: Mit Comics auf internationalem Niveau, besonders aus dem franko-belgischen Raum und einem sehr informativen Redaktionsteil wurde eine bis heute erfolgreiche Mischung gefunden.
Von 1999 bis Ende 2002 gestaltete Martin Jurgeit maßgeblich 42 Ausgaben des ZACK-Magazins. Ab Anfang 2003 folgte Martin Surmann als verantwortlicher ZACK-Redakteur. Damit setzte MOSAIK auf eine Nachfolge aus den eigenen Reihen, denn Martin war als freier Mitarbeiter von Anfang an mit Beiträgen im neuen ZACK vertreten. Ebenfalls von Beginn an für das MOSAIK-ZACK in der Verlagsredaktion dabei: Mirko Piredda. Im Frühjahr 2008 beendeten Piredda und Surmann ihr ZACK-Engagement, um sich neuen Zielen zuzuwenden. Seitdem ist Mark O. Fischer als Chefredakteur für den Inhalt des ZACK-Magazins verantwortlich.
Eine Zwischenbilanz
Allen Beteiligten war natürlich klar, dass sich das neue ZACK deutlich von seiner Version der 1970er-Jahre unterscheiden würde. Zu viel hatte sich seit der Einstellung des Magazins im Sommer 1980 verändert. Auch die Zielgruppe hat sich verändert: Während die Zielgruppe des „alte“ ZACK 12 bis 16-jährigen Jungen waren, richtet sich das ‚neue’ ZACK eher an eine erwachsene Zielgruppe und dabei vor allem an die ehemaligen Leser des ‚alten’ ZACK. Bei den Comics knüpfte man bewusst an den alten ZACK-Stil an. Dazu kamen eine ganze Reihe deutscher Comic-Beiträge. Es war zunächst Teil des neuen ZACK-Konzeptes, insbesondere deutsches Comic-Material einer breiten Leserschaft bekannt zu machen. Da dieses Konzept jedoch nicht den erwünschten Erfolg bei den ZACK-Lesern hatte, reduzierten sich die deutschen Comics später auf wenige Titel.
Ebenso wie das Koralle-ZACK-Magazin setzte das MOSAIK-ZACK-Magazin auf Top-Serien aus den verschiedenen klassischen Genres. Hierzu zählen u. a. Blueberry/Ringo/Silbermond über Providence bei den Western-Storys, Luc Orient/Jeremiah/Mayam/Phenomenum im SF-Bereich, Soda/Green Manor/Rubine/Largo Winch/Franka/XIII/Lady S. (Krimi/Agenten), Michel Vaillant/Dan Cooper/Biggles/Buck Danny (Autorennsport/Flieger), Schrei des Falken (Piraten & Seefahrer), Die Legende von Malemort (Abenteuer) und Lucky Luke/Die Blauen Boys/Boule & Bill/Cubitus/Pittje Pit/Isnogud im Funny-Genre.
Insgesamt zeichnet sich in ZACK bei der Entwicklung des Comic-Inhalts eine Hinwendung zu ‚aktuellen Stoffen’ und damit verbunden das Zurückfahren der klassischen Serien der Koralle-Zeit ab. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die klassischen Serien entweder eingestellt wurden oder nur noch in geringer Albenzahl produziert werden. Somit kommen zwangsläufig immer mehr neue Serien in das ZACK-Magazin, was grundsätzlich durchaus als Bereicherung des Inhalts zu sehen ist, da auch in der jüngeren Vergangenheit viele qualitativ gute Serien in Frankreich und Belgien entstanden sind. Außerdem ist ZACK traditionell eine Plattform, um den Comic-Fans neues Comic-Material zu präsentieren.
Der redaktionelle Teil und die Leser/Blatt-Bindung
Schwerpunkte der redaktionellen Arbeit sind, angepasst an die Leserschaft, vor allem Artikelreihen, Serien- und Autorenporträts, Interviews, Berichte u. a. von Comic-Veranstaltungen, News-Seiten und Vorschauseiten über deutsche Comic-Neuerscheinungen. Aber es gab auch redaktionelle Beiträge wie Treffpunkt ZACK (bzw. „Leserbriefe“), die an die alten ZACK-Traditionen anknüpfen sollten. Die Rubrik ist jedoch seit einiger Zeit nicht mehr erschienen, denn in Zeiten des Internets nutzen die meisten ZACK-Fans das Comic-Forum, um miteinander in Kontakt zu treten.
Ebenso lebte ZACK 2000, wenn auch nur für einen Beitrag, in der ZACK-Ausgabe 2 wieder auf. In der Rubrik Aktuelles (auch Aktuell und Zaktuell genannt) gab es seit 1999 hunderte von aktuellen Informationen aus der Welt der Comics. Aktionen zur Leser-/Blatt-Bindung erfolgen aufgrund der vom Koralle-ZACK differierenden Lesergruppe nur noch in begrenztem Umfang: Den ZACK-Fans werden durch den Verlag Merchandise-Produkte wie Sammelschuber für die ZACK-Magazine, T-Shirts mit dem ZACK-Motiv und Grafiken von ZACK-Helden angeboten.
In jedem Jahr wird per Leser-Umfrage u. a. der beliebteste ZACK-Held des Jahres ermittelt. Der Leser/Blatt-Kontakt ist zudem alljährlich auf den großen deutschen Comic-Events möglich, bei denen MOSAIK und ZACK mit einem Verlagsstand vertreten sind. ZACK ist inzwischen ein Special-Interest-Magazin geworden, bei dem die Leser vor allem an den Comics und den Hintergrundinfos zu den Comics interessiert sind.
ZACK-Nebenprodukte
Die ersten Nebenprodukte des neuen ZACK-Magazins waren die ZACK-Sonderhefte. Insgesamt erschienen in der Reihe fünf Ausgaben, die sich jeweils einem ZACK-Helden widmeten (Dan Cooper, Bruno Brazil, Luc Orient, Gentlemen GmbH, Buck Danny). In der ZACK-Buchreihe „ZACK DOSSIER“ erschienen bisher zwei Bände. Band 1 wurde BLUEBERRY und dem europäischen Western-Comic gewidmet, Band 2 porträtiert Spirou und seine Autoren.
Seit 2006 beteiligt sich ZACK auch direkt am Comic-Alben-Markt in Deutschland. In der Reihe ZACK-Edition erscheinen die aus ZACK bekannten Comic-Helden in einer eigenen Albenkollektion. Der Schwerpunkt der Albenreihe liegt auf den Abenteuern der Rennfahrerserie Michel Vaillant. Ebenfalls in der ZACK-Edition gibt es die aus dem ZACK-Magazin bekannten Kurzgeschichten der Krimi-Serie „Green Manor“.
Durch die neue ZACK-Edition dürfte ein Projekt aus den Anfangsjahren des MOSAIK-ZACK abgeschlossen sein. In alter ZACK-Tradition wurden in Zusammenarbeit mit Salleck Publications (Eckard Schott Verlag) unter dem Label ZACK-(Comic-)Box zwei Alben der ZACK-Klassiker Dan Cooper und Luc Orient aufgelegt: als ZACK Box 44 „ Dan Cooper - Die Geisterflugzeuge“ (2000) und als ZACK Box 45 „Luc Orient - Reise in die Hölle“ (2001). Die Nummerierung der beiden ZACK-Comic-Boxen schloss sogar an die alte Koralle-Nummerierung an.
© der Abbildungen liegen bei den jeweiligen Verlagen und Autoren
Sie können uns unterstützen! (*)Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
|
|
| |
|